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Wie sieht eigentlich parlamentarischer Umgang aus?
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich am 31. März 2003 zum ersten Mal einer Stadtverordnetenversammlung beiwohnte. Bisher war ich der Meinung, dass es genüge, sich über die Berichterstattung der Zeitungen zu informieren. Ich wollte der Frage auf den Grund gehen, warum die Bürgermeisterin und das Parlament zum Wohl der Stadt nicht zusammenarbeiten können. Lag es am parlamentarischen Umgang?
Zur besseren Einstimmung rief ich mir noch einmal die Begrifflichkeiten in Erinnerung.
Parlament [frz.-engl.], in demokratischen Verfassungsstaaten aus Wahlen hervorgegangenes oberstes Staatsorgan, dem ein verfassungsrechtlich garantierter selbständiger und maßgebender Einfluss auf die staatl. Willensbildung eingeräumt ist. Im P., das sich aus einer oder mehreren Kammern zusammensetzen kann, soll das Staatsvolk durch gewählte Abg., die als Vertreter des ganzen Volkes gelten und darum an Aufträge und Weisungen ihrer direkten Wähler nicht gebunden sind, repräsentiert sein. Zentrale Kompetenzen des P. sind die Gesetzgebungskompetenz, die Haushaltsautonomie und die Kontrolle von Regierung und Verwaltung. (c) Meyers Lexikonverlag.
par|lie|ren [gr.-lat.-vulgärlat.-fr.]: a) reden, plaudern; sich miteinander unterhalten, leichte Konversation machen; b) in einer fremden Sprache sprechen, sich unterhalten. (c) Dudenverlag.
Benehmen Betragen, Konduite (veraltet), Allüren, Starallüren, Auftreten, Haltung, Gebaren, Anstand, Lebensart, Erziehung, Kinderstube, Umgangsformen, Manieren, Weltläufigkeit, Wohlverhalten, Verhalten, Benimm (ugs.), Schliff, Zucht, Disziplin, Ordnung förmliches, vorgeschriebenes: Etikette, Protokoll, Zeremoniell unechtes, geziertes, albernes: Getue (abwertend), Gehabe (abwertend) sehr auf äußere Wirkung gerichtetes: Imponiergehabe[n] (abwertend) vorsichtiges: Eiertanz; Brauch, Einordnung, Lebensweise, Niveau, Sitte; benehmen (sich); diszipliniert, formell, pädagogisch. (c) Dudenverlag.
Derart gerüstet ließ ich die Stadtverordnetenversammlung auf mich wirken. Hierbei fielen mir viele Dinge auf, die ich so nicht für möglich gehalten hätte und die über die Zeitungsberichterstattung auch nicht "rüber kommen".
Das Fazit vorab: Alle Eindrücke zusammen genommen, passt die Bürgermeisterin eigentlich gut als Facette in diese teilweise sehr illustre Gesellschaft.
Ich weiß, dass man die Menschen nicht nur nach Äußerlichkeiten beurteilen soll. Der Wert der Menschen für unsere Gesellschaft ist natürlich in dem zu suchen, was die Köpfe hergeben. Zu einem „stimmigen Menschen“ gehören allerdings außer dessen Gedankengut und der Fähigkeit, dieses zielgerichtet einzusetzen und auszudrücken, auch das äußere Erscheinungsbild und die Körpersprache. Rund zwei Drittel der Anwesenden waren durchaus „stimmig“ im genannten Sinn. Bei einem Teil der Anwesenden mag wohl der kurze Zeitraum zwischen Arbeitsplatz und Parlament und ein schwerer Arbeitstag das stimmige Bild beeinflusst haben.
Es fehlt am gepflegten und fairen parlamentarischen Umgang, der mit einer dem Gremium angepassten Kleidung beginnt und bis zu einer gepflegten Streitkultur reicht. Wo man sich mit allen möglichen Gesten und offenen Affronts der gegenseitigen Geringschätzung begegnet, ist keine fruchtbare Zusammenarbeit zu erwarten.
Ich setze mehr auf die „innere Gesundung“, von der übrigens alle Beteiligten profitieren können. Schließlich sind viele von ihnen ja Laien.
Allen Mitbürgern, die noch nie einer Stadtverordnetenversammlung beigewohnt haben, empfehle ich dringend, eine solche zu besuchen. Das wird das Wahlverhalten und die Wahlentscheidungen wesentlich beeinflussen. Schließlich ist der Wähler die letzte Instanz, die einen solchen Spuk beenden kann, wenn alle Selbstheilungskräfte versagen.
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