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Impressum

 

 

Die folgende Dokumentation baut auf den Heften

 

 

der Jahre 1937 bis 1944 auf und befasst sich mit dem Wechselspiel 

von Kriegsberichterstattung, dem Strategiespiel "WEHR-SCHACH" und der Werbung, 

was zusammen genommen aus der Kriegsberichterstattung 

eine teilweise unterhaltsame Lektüre machte, die auf eine groteske Weise 

das Grauen des Krieges mit der Normalität in der Heimat miteinander verband.

 

Die Dokumentation ist in wesentlich erweiterter Form

ab dem Jahresende 2011 vom KÖNIG-Verlag auch als Buch erhältlich 

unter ISBN 978-3-943210-00-2

Ehe Sie die folgende Seite lesen, möchte ich Ihnen einige Hinweise geben. Alle Texte, die hellblau gekennzeichnet sind, sind Erläuterungen und Kommentare, die aus heutiger Sicht zum besseren Verstehen, aber auch der Kritik dienen. Alle anderen Bestandteile dieser Seite sind im Original den WEHRMACHTs-Heften entnommen. 

 

Die gewählte - nicht chronologische Reihenfolge - soll in einem bunten Mix von Angriffen, Rückzügen, Gegenoffensiven, rasanten Absetzbewegungen und Fluchten jeden Eindruck der anhaltenden Dominanz aller Parteien auf den Schlachtfeldern relativieren. Es wurde darauf geachtet, dass die ausgewählten Originaltexte von Kriegsberichterstattern stammen, die mit Pathos und Propaganda sparsam umgingen. Dennoch ist immer wieder zu spüren, dass diese Elemente verstärkt benutzt wurden, um auch in der Heimat den Durchhaltewillen zu stärken. Die kämpfende Truppe sollte der Zivilbevölkerung ein Beispiel geben. Es ist dabei leicht zu erahnen, was die Frontsoldaten über die Inhalte dieser Schriftenreihe dachten. Viele von Ihnen kehrten nie zurück, weshalb man sie nicht mehr befragen kann.

 

 

An alle Militaria-Sucher im Raum Königsberg: 

 

Gefundene Erkennungsmarken bitte melden! Die Telefonnummer des Leiters der Gefallenensucher vom Volksbund lautet 
+7 906 2302651 So können noch Schicksale geklärt werden ! 

Поисковики из Кёнигсберга, сообщайте пожалуйста о своих находках - опознавательные жетоны со всех солдат. До сих пор тысячи числятся пропавшими без вести!  +7 906 2302651

 

Einleitung

 

Alle Leser, die auf dieser Seite eine Verherrlichung des Krieges und des Nationalsozialismus vermuten und gar nicht erst weiterlesen wollen, kann ich beruhigen. Es handelt sich um eine Seite, die im Zusammenhang mit meiner Dokumentation "VERMISST - das kurze Leben des Soldaten Walter Michel" entstand. Auf der Suche nach authentischem Bildmaterial und Information stieß ich auf die Publikationen des Oberkommandos der Wehrmacht, die von einem bestimmten Personenkreis abonniert wurden. Darin ist eine höllische Mixtur von Bildberichten, Kampfberichten, Propaganda, Werbung und Unterhaltung, die dem Leser vermittelt, dass der Faktor Mensch auf Statistenrollen reduziert war. Die Menschen wurden von den Generalstäben und nicht zuletzt von der obersten Führung und Heeresleitung rücksichtslos für wahnwitzige Ziele geopfert. 

 

Für die Kriegsgewinnler, die Parteibonzen, die Militärs in der Etappe, Schreibtischtäter, die Justiz und der Personenkreis, der es verstand, niemals in die Nähe der Gefahr um Leib und Leben zu kommen, waren die Hefte nicht mehr als eine unterhaltsame Lektüre. Sie waren so alltäglich, dass man darin ungeniert werben konnte als lebte man im tiefsten Frieden. Eigentlich erinnert das doch sehr an die heutige Fernsehwerbung, in der Dokumentarisches, Sport und Nachrichten mit Werbung kombiniert wird. Man könnte meinen, die Macher seien damals schon ihrer Zeit voraus gewesen.

 

Einige Kriegsjahre war es daheim "im Reich" noch völlig normal und das Leben ging ungetrübt weiter. Allenthalben die eintreffenden Meldungen über Gefallene rückte den Krieg ins Bewusstsein. Das änderte sich, als die Alliierten die deutschen Städte bombardierten und das Leben in den Trümmern unerträglich wurde. Jetzt stellte sich auch hier Betroffenheit ein. Frontsoldaten auf Heimaturlaub, die eine Bombennacht in einer der Großstädte erlebten, fühlten sich in ihrem Frontabschnitt sicherer und sprachen davon, wieder "heim" zu fahren - in ihren Abschnitt an einer der Fronten in Norwegen, Finnland, den baltischen Staaten, Russland, dem Balkan, Italien, Frankreich oder in Nordafrika.

 

Hinter der gigantischen Militärmaschinerie stand dass Kapital, die Rüstungsindustrie, die Produktion von Lebensmitteln und von kriegswichtiger Ausrüstung sowie eine ungeheuere Logistik. Was alleine die Reichsbahn logistisch leistete, ist unglaublich. Eisenbahnpioniere der Wehrmacht stellten europaweit sicher, dass die Züge auch in den entlegendsten Gegenden nach schwerstem Beschuss oder nach Sabotageakten wieder rollten. Ohne Nachschub wären Millionen Soldaten mehr dem Untergang preisgegeben gewesen. Dort, wo das nicht mehr gewährleistet war, wie in den Kesseln von Stalingrad, in Ostpreußen und anderen Kesseln, musste die Luftwaffe die Versorgung übernehmen. In Stalingrad versorgten sich die Frontkämpfer teilweise bei ihren getöteten Opfern mit deren Einsatzrationen, weil der Nachschub zum Erliegen kam. Auch Winterkleidung wie Mützen, Stiefel und Schutzkleidung wurde beim Gegner requiriert, weil man eigentlich noch vor dem ersten Winter gewonnen haben wollte. Daraus wurden aber drei Winter, wie sie selten einer erlebte. 

 

Wer verwundet war, konnte aus Mangel an medizinischer Versorgung und bei unglaublich unhygienischen Bedingungen kaum auf Rettung hoffen. Zu Tausenden siechten sie in Kellergewölben umkämpfter Städte umgeben von Fäulnis, Fäkalien und Tod dahin, bis sie nicht selten unter höllischen Qualen von einem gegnerischen Flammenwerfer erlöst wurden. Auch der Gegner hatte teilweise keine Kapazitäten, um sich der Opfer anzunehmen. Wo die Linien zerschnitten waren, gab es kaum Hoffnung auf Entsatz, wenn die oberste Heeresleitung das "Durchhalten bis zur letzten Patrone" befohlen hatte.

 

Mein Schwiegervater, der den gesamten Russlandfeldzug miterlebte, sprach immer vom Ausschlachten noch zappelnder schwerverletzter Pferde, ehe sie bei minus 40 Grad Frost innerhalb kürzester Zeit zu einem Eisklumpen zusammengefroren waren. Alkohol war übrigens generell die Beute der einfachen Soldaten, die ohne den Alkohol so manche Übermacht schon rein mental gar nicht verkraftet hätten. Ordnung und Sauberkeit waren einer Ungezieferplage und mangelnder körperlicher Hygiene gewichen, weil es an allem fehlte und man immer seltener die Zeit hatte, geräumige Unterstände auszubauen, in denen ein halbwegs normales Leben möglich gewesen wäre. Das Leben in Löchern und Gräben, in zerfallenen Häusern und Heuschobern war zum Alltag geworden, als es nur noch zurück ging. Kaum jemand zehrte noch von den Offensiven zu Kampfbeginn, als es an nichts mangelte. Schon aus diesem Grund ist das Werben um typische Konsumgüter der Friedenszeit in diesen Heften so grotesk. Es soll Normalität vortäuschen, wo der Mangel bei der normalen Bevölkerung Regie führte. Allenthalben in ländlichen Gebieten war der Mangel noch nicht angekommen. Absolut kurios war, dass der Tross, Unterstützungseinheiten wie Reparatur- und Werkstatteinheiten - die "Feldwerften" - sowie das fliegende Personal relativ gut versorgt waren und sogar lebenswichtige Güter nach Hause schickten, die sie zuvor in der Marketenderei erworben hatten. Der Wehrsold konnte praktisch für andere Dinge gar nicht ausgegeben werden. Bei der Marine galten andere Gesetze und die Verpflegung ließ nichts zu wünschen übrig. Heimaturlaube waren für viele Frontsoldaten die Einzige Möglichkeit, einmal relative Normalität zu erleben, wenn man das Glück hatte, in einer friedlichen Gegend zuhause zu sein.

 

Wenn man sich nun die eingangs erwähnte Bevölkerungsschicht ansieht, die es verstand, den Unannehmlichkeiten der Zeit weitestgehend aus dem Weg zu gehen und das eigentliche Geschehen nur aus diesen Heften, den Nachrichten und den Wochenschauen kannte, dann kann man förmlich das reale Spiel mit TAKTIK und der Macht spüren, das sich im WEHR-SCHACH, einer wesentlich variantenreicheren Abart des normalen Schach, spielerisch austobte. Alle einzunehmenden Position mussten doppelt bedroht sein, wodurch das Zusammenspiel von Infanterie, Panzern, Artillerie und Luftwaffe zur doppelstrategischen Herausforderung wurde und sich regelrechte Frontlinien ergaben, die es zu halten gab. Das war etwas für Menschen, die gern miterleben, wie man von Sieg zu Sieg eilt. Ob in den Jahren 1944 und 1945 noch WEHR-SCHACH gespielt wurde, ist nicht bekannt.

 

Wer dennoch Lust verspürte und durch die Hefte "Die Wehrmacht" animiert war, konnte das Grauen der Schlachtfelder in den eigenen vier Wänden mit dem WEHR- SCHACH-Spiel auf martialische Art nachempfinden. 

 

WEHR-SCHACH "TAKTIK"

 

In den Heften bis Ende 1943 finden sich immer wieder Schach-Ecken, in denen über strategische Spielzüge gefachsimpelt wurde. Die Erläuterungen waren stets von martialisch klingenden Lageberichten begleitet, die eine Nähe zur Realität erzeugen sollten.

Ob es galt, die diagonal verlaufende Heerstraße oder den in anderer Diagonale verlaufenden Fluss zu schützen oder zu beherrschen, ob es darum ging, die Seenfelder in die Strategie einzubinden - es tobte eine gewaltige Schlacht, bei der die Einheiten nach Belieben zugunsten eines höheren Zieles geopfert werden konnten, ohne dass man dabei Gewissensbisse haben musste. Wahrscheinlich ahnte kaum jemand, dass es an den Frontabschnitten der Wehrmacht ähnlich skrupellos zuging und sehr oft Menschen gleichen Schlages die Befehle gaben. Dieses Schachspiel kann als Vorläufer heutiger Games gelten, die den Spieler auf ähnliche Art zum vermeintlichen Herren über Leben und Tod machen - wie beim WEHR-SCHACH

Blutiger Ernst und die Unausweichlichkeit vieler Schicksale auf der einen Seite und das unterhaltsame und risikolose Schachspiel in der warmen Stube sind Gegensätze, die nur eine Zeit mit besonderem Gedankengut schaffen kann.

 


                   

 

Kriegsberichterstattung und Werbung

 

Sie haben es bereits bemerkt, wir sind beim Thema Werbung der Schriftenreihe "Die Wehrmacht" angekommen. Hier habe ich eine Auswahl von Werbungen zusammengestellt, die zeigt, wer die Kriegsgewinnler waren, die bis  zum heutigen Tag munter ihre Produkte vertreiben, die im technischen Bereich vielfach erst durch den Krieg reiften und ohne den sie  wohl kaum die weltweite Bedeutung erlangt hätten. Es ist allerdings auch interessant, dass der größte Lieferant der Wehrmacht - der KRUPP-Konzern - kaum werbetechnisch in Erscheinung tritt, es sei denn, durch die Werbung einiger kleiner Töchter. 

 

Erfolg ist eine gute Reklame

 

Die Firmen verbanden die Leistungsfähigkeit ihrer Produkte mit dem Erfolg und den sensationellen Siegen der Wehrmacht, der Luftwaffe und der Marine und empfahlen sich damit auch befreundeten Nationen. Große Verluste militärischer Ausrüstung und der massenhafte Einsatz von Munition, Bomben und Granaten dürfte bei den Firmeninhabern wegen der angerichteten Schäden nicht zur Depression geführt haben, denn mit jedem "Materialverbrauch" wurden sie reicher und reicher. Sie profitierten so auch direkt von den Beutezügen der Armeen, die dann auf einem kleinen Umweg mit klingender Münze in ihren Kassen landeten. Die Menschen, die bei Flugzeugabstürzen, Schiffsversenkungen, in zerstörten Panzern, zerstörten Artilleriebatterien, verlorenen Nachschubeinheiten und mit Handwaffen kämpfend ihr Leben ließen, waren für sie immer nur Begleiterscheinungen, die zum Geschäft gehörten. Das hat sich bis zum heutigen Tag nicht geändert. In den USA finanzieren die großen  Rüstungskonzerne und die Petrochemie sogar die Wahlkämpfe, um auf besonders demokratischem Weg die "richtigen" Präsidenten ins Amt zu hieven. Krieg kennt keine Moral, wenn es darum geht, Rohstoffquellen in Besitz zu nehmen, Absatzmärkte zu erschließen und nebenbei Rüstungsgüter an den Mann  zu bringen. Spötter  behaupten sogar, der erste Irak-Krieg sei nur deshalb geführt worden, weil die vielen vorrätigen computergesteuerten Waffen vor dem Jahrtausendwechsel verbraucht werden mussten, weil man sich der Programmierungen nicht sicher war. Entsorgen war lukrativer als das Umrüsten! Der Tod von einer halben Million Menschen wurde anscheinend billigend in Kauf genommen. Jede Wahrheit zu seiner Zeit!

 

Erst der Mensch bringt den Tod

 

Was mich erreg, ist die Art, wie Berichte über Tod und Verderben, Bildmaterial  und die Werbung kombiniert wurden. Der Mensch war damals in höchstem Maß und unfreiwillig von den beworbenen Produkten abhängig, die für ihn allerdings ohne den Krieg völlig bedeutungslos gewesen wären. Der Tod, der auf Qualitätskugellagern, Motoren der Spitzenklasse und Superkanonen daher kommt und mit exzellenter Optik versteht, Geschosse ins Ziel zu lenken, wird kurzerhand ausgeblendet und auf die Fotos Besiegter reduziert, weil sie angeblich Opfer ihrer mangelhaften Ausrüstung und Fehlern ihrer Heeresleitung geworden waren. Man stellte einige Maschinengewehre mit ausreichender Munition Tausenden von toten Soldaten gegenüber, die beim sinnlosen Anrennen von Stellungen im Kugelhagel fielen und gab zu verstehen, dass dies nur infolge der hohen Qualität der Waffen möglich sei. Tragisch ist nur, dass erst der Mensch mit Hilfe der Ausrüstung den Tod bringt, der ihn später allerdings ebenfalls ereilt, wenn ihn sein kriegerisches Gerät im Stich lässt oder der Nachschub versiegt. Man ließ auch gern wissen, dass deutsches Gerät niemals total zerstört sein kann. Was der kämpfende Soldat "verbrauchte", wurde oft immer wieder vor Ort von einem Heer von Instandsetzern kampftauglich gemacht. Triebfeder war die Angst des einfachen Soldaten vor dem Untergang. Nur mit technischem Geschick und Improvisation war man der gegnerischen Übermacht überhaupt gewachsen. Und selbst daran verdiente die Rüstungsindustrie noch gewaltig mit ihren Ersatzteilen. 

 

Lassen Sie die Kombination des authentischen Materials auf sich wirken - Sie werden vielleicht bald ein Unbehagen spüren, das sich auch bei mir einstellte.

 



 

Die Wehrmacht eilte zu Beginn des Krieges von Sieg zu Sieg und die Straßen der Ortschaften waren generell von rauchenden Trümmern gesäumt. Die auf der Flucht geräumten Gegenden wurden vom Feind nieder gebrannt, damit dem Gegner weder Unterkünfte noch Lebensmittel in die Hände fielen. So kam es in den Einheiten zu immer ungeordneteren Zuständen, was Kleidung und Hygiene anbelangte. Die Verpflegung kam allerdings immer noch recht schnell nach, so dass die Moral nicht absank. Wo es einmal klemmte, wusste man sich auch zu helfen. 

 

Unter dem Gesichtspunkt der Daueroffensiven und der hektischen Rückzüge dürfte die Reklame von ERDAL, die wohl mehr zum Kasernenhof und zu den Stabsstellen gehörte, an der Front kaum von Bedeutung gewesen sein. Dort waren Fett und andere Hilfsmittel viel wichtiger gegen Feuchtigkeit als Hochglanz. An der Heimatfront dagegen - im trauten Leserkreis des Heftes "Die Wehrmacht" - waren frisch gewichste Stiefel und Operettenuniformen, wie sie manche lokale Führungsgröße bis hinauf zum Feldmarschall trug, eher die Regel.

 



 

Von Tommies, Spitfires und Klischees

 

Ein wichtiger Abschnitt war die Blockade gegen England, um die Briten von ihren Versorgungsquellen abzuschneiden. So entwickelte sich der Seekrieg rund um das Königreich sehr heftig und auch entlang der Küsten waren die Kampfhandlungen enorm. Zwischen den Luftwaffen aller Kriegsparteien entstand ein Wettlauf um Ausrüstung und um Piloten, die gar nicht schnell genug ausgebildet werden konnten. Mit jedem Abschuss verloren die Kriegsparteien Piloten, was in England sehr bald zum Engpass führte. Dort flogen jedoch auch Franzosen, Polen und andere Nationalitäten. Später übernahmen die Amerikaner die Bombenflüge bei Tag, Es war das Bemühen der Propaganda aller Kriegsparteien, jeweils die Gegner als minder fähig hin- und die eigene Kampfkraft herauszustellen. Ein gutes Beispiel ist der nachfolgende Bericht.

 

 

Wieder stößt ein Riesenschatten auf uns zu. Seine sämtlichen Waffen speien gegen uns - gefährliche  Sprengstücke, Eisenteile und Holzsplitter spritzen auf Deck umher. In Sekunden ist er so nahe, dass deutlich das verkrampfte Gesicht zu erkennen ist. Unwillkürlich zieht jeder den Kopf ein; infernalischer Donner verschluckt eine Sekunde lang das Getöse unserer pausenlos feuernden Abwehrwaffen. Die Spitfire zieht über die Mastspitze unseres Bootes hinweg und jetzt flattern in den in sich zusammen- sinkenden Wasserfontänen der rings ums Schiff einschlagenden Garben einige handtellergroße Fetzen ins Wasser. Es sind ausgekohlte Elektron- blechteile - Hautfetzen von der Spitfire, die unsere Kanone herausriß.

Unser Kommandant erteilt Feuer- erlaubnis

Hurra - er brennt!     Führerlos rast die schwer getroffene feindliche Maschine über den Wasserspiegel und verschwindet dann unter haushoher Wassergischt im Meer. Rechts im Hintergrund eines der Boote, das sich mit seiner Kanone zweier Spitfires zu erwehren versucht. Die Geschossgarben der beiden feindlichen Angreifer liegen schon hart am Schiff. Ganz im Hintergrund die schwere Rauchfahne eines senkrecht ins Meer stürzenden Engländers.

 

Ich möchte diese Geschichte gar nicht anzweifeln, obwohl es recht unwahrscheinlich ist, dass es dabei auf deutscher Seite ohne Verluste abging. Im Verlauf des Krieges bewiesen aber die Flieger, dass sie mit einer bestimmten Taktik, bei der Bomben und Torpedos zum Einsatz kamen, dass Schiffe für sie eine leichte Beute waren. Das mussten auch unsere U-Boote schmerzlich erfahren, die zu Kriegsende reihenweise auf diese Art versenkt wurden.

 

 

Der NSKK-Kriegsberichterstatter Theo Matejko und sein Kamerad, NSKK-Kriegsberichter Fritz Kämmel, befanden sich an Bord eines der Boote einer kleinen Flottille, die am 27. Mai 1942 nachmittags an der holländischen Küste von 37 Spitfires im Tiefflug angegriffen wurde. Unmittelbar nach diesem Erlebnis machte Matejko die obigen Zeichnungen und Kämmel schrieb dazu:

 

Es ist am zeitigen Nachmittag. Das Führerboot der kleinen Flottille, auf dem wir uns befinden, ist auf Positionskontrollfahrt, begleitet von einem anderen Fahrzeug der Flottille. Wir treffen Boot X, welches herüberblinkt, dass es eine treibende englische Ankertaumine entdeckt hat, die es unschädlich machen wird. Wir gehen auf die Kommandobrücke und kurze Zeit darauf sehen wir ein phantastisches Bild: ein Riesenqualmpilz von mehreren hundert Metern Höhe steigt aus der gesprengten Mine empor! Ganz langsam verweht der Rauch im blauen, sonnenklaren Himmel.

 

Da stoßen aus dem Wolkenkranz des Horizontes - geradewegs auf uns zu - zehn Spitfire-Maschinen. In Bruchteilen von Sekunden sind sie auch schon greifbar nahe und schießen aus allen Rohren. Aber in noch kürzerer Zeit - man kann eine Zeitspanne nur sehr schwer mit Worten beschreiben - sind alle drei Boote der Flottille gefechtsklar und abwehrbereit. Ja, im gleichen Moment, als die erste Spitfire-Garbe 50 Meter entfernt ins Wasser schlägt, haben sämtliche Abwehrwaffen bereits Feuerbefehl und die ersten Angreifer, die einen solchen Feuerempfang keineswegs erwartet haben, drehen schleunigst ab.

 

Die zweite Welle der Spitfires aber greift noch tiefer mit verbissener Zähigkeit an. Rings um das Boot können wir die Einschläge beobachten, aber auch schon eine bedenkliche Zielgenauigkeit! Der Feind hat sich auf unsere drei Boote konzentriert und erst jetzt können wir die Einsatzstärke der Engländer abzählen. Es sind 37 Spitfires, von denen jede einzelne je drei Angriffe auf eines der Boote macht! Der Kampf entwickelt sich auf beiden Seiten zäh und erbittert - es ist ein Kampf mit ungleichen Waffen, denn eine Spitfire hat 8 Rohre an Bord. In rücksichtslosem Einsatz kämpft die Mannschaft des Kommandobootes vom Smutje bis zum Kommandanten und jeder Angriff wird mit großem Geschick abgewehrt. Zeit hat keiner mehr, um sich um das Schicksal der beiden anderen Boote zu kümmern - wir wissen nur, dass sie genau wie unser Boot in schwerstem Feuer liegen. 

 

  

 

Sprengstücke, Eisenteile und Holzsplitter spritzen auf unserem Deck umher und oft stehen die feindlichen Einschläge in Fontänen wie die Spitzen eines Gartenzaunes um das Boot. In immer neuen Wellen greift der Feind unter Ausnutzung aller Vorteile an. Oft richtet das Boot sämtliche Rohre auf den am nächsten liegenden Briten, während bereits von der entgegengesetzten Seite eine neue Spitfire heranfliegt. Schon stößt ein Riesenschatten geradewegs auf unseren Schornstein zu. Man kann den Piloten in der Maschine sitzen sehen. Seine sämtlichen Waffen speien Feuer gegen uns - aber noch zu kurz. Zwei MG-Schützen sind in seine Richtung geschwenkt und in eine Garbe von Leuchtspurmunition gehüllt fliegt er plötzlich unsicher schwankend landeinwärts. Starke Rauchentwicklung zeigt, dass er brennt. Er erreicht das Ufer nicht mehr, sondern stürzt eine Meile entfernt berennend ins Wasser, wo er sekundenschnell verschwindet. Indessen hat die Flak im Vorderteil des Schiffes bereits den nächsten Gegner im Visier. Auch dieser ergreift stark qualmend die Flucht und verschwindet - sich noch überschlagend - im Meer. 

 

Da kommt in Riesengeschwindigkeit über einem unserer Boote in hundert Meter Höhe ein Angreifer heran. Vom Boot aus schlagen aber schon die Leuchtgarben direkt in seinen Rumpf und brennend zerschellt auch diese Maschine auf dem Wasserspiegel und versinkt. Ganz plötzlich ist um unser Boot Ruhe, fast unheimlich kommt uns das nach diesem Kampflärm vor. Nur die Stimme des Flottillenchefs, die man während des Geschützdonners kaum hören konnte, kommt jetzt wie aus großer Ferne, obgleich er direkt neben mir steht: "Feuerschutz achtern für Boot X!" Mit voller Kraft dreht das Boot und schießt jetzt aus allen verfügbaren Rohren auf den hartnäckigsten aller Angreifer, der dieses Boot aus 30 bis 40 Metern Höhe bestreicht, aber vor dem plötzlichen Feuerangriff des Kommandobootes schleunigst die Flucht ergreift.

 

Auch das dritte Boot hat sich tapfer und hartnäckig verteidigt. Auf Winkanfrage, ob es Hilfe braucht, antwortet es nur: "Zwei Abschüsse, Herr Kommandant!" Der Himmel ist blau wie zuvor. Alle noch übrigen Angreifer sind westwärts verschwunden. 15 Minuten hat das ganze Gefecht gedauert - bei schwerem Seegang haben sich drei Vorpostenboote gegenüber einem Rieseneinsatz von Spitfires ganz allein verteidigt: fünf bestätigte Abschüsse und mehrere Trefferschäden - und wer weiß noch, wie viele von den geflohenen 32 nach Passieren des deutschen Küstenflakgürtels, verfolgt von deutschen Jägern, noch übrig geblieben sind.

 


 

An der russischen Front

 

Im Januar 1943 wüteten die Abwehrkämpfe gegen die Rote Armee, die zur Gegenoffensive angetreten war. Die Zeit der schnellen Erfolge hatte einen gewaltigen Dämpfer bekommen. Das Leben der Soldaten in den Frontlinien bestand aus fortwährendem Buddeln von Löchern und Gräben, damit man ein wenig geschützt war. Der Tod lauerte überall und selbst die menschlichen Verrichtungen wurden zum lebensgefährlichen Gang. Dreck, Feuchtigkeit, Kälte, Hunger und die Müdigkeit forderten von den Männern Tribut. Wer verletzt war, musste aushalten, bis es eine Gelegenheit gab, sich in Sicherheit zu bringen. Schwerverwundete konnten infolge des fortwährenden Beschusses oft nur in den Nachtstunden in ihre Gräben zurück geholt werden. Ihre Rufe und Schreie zermürbten die Kameraden zusätzlich. Die Situationen forderten den Männern alles ab und die Sinnlosigkeit des Krieges wurde tagtäglich greifbarer. 

 

Mit dem Rückzug kam man aber auch der Heimat wieder etwas näher, was zur Freisetzung neuer Kräfte führte, denn kein Soldat wollte sich ernsthaft vorstellen, was in der Heimat und einem selbst passieren würde, wenn man den Gegner nicht aufhielt. Dazu hatte man allzu deutlich miterlebt, was man selbst auf dem Vormarsch in den besetzten Gebieten anstellte und dass man auf dem Rückzug nur verbrannte Erde zurück ließ. Manche Einheit hatte auch Massenmord und Gräueltaten miterlebt oder gar flankiert, worüber sie aber aus gutem Grund und in ihrer Situation schwiegen. Im nachfolgenden Bericht schwingt zwar erhebliches Pathos mit, aber die Einsamkeit jedes Einzelnen während und nach einer Schlacht ist ganz gut getroffen. 

 

Eigentlich ging es vorrangig jedem nur darum, die eigene Haut und die der Kameraden zu retten, ohne die man selbst ein Nichts war. Mit zunehmender Kriegsdauer veränderte sich das aber. Gegen Kriegsende kam kaum mehr neue Kameradschaft auf, weil die jungen Soldaten, mit denen man die Einheiten auffrischte, oft nur eine Lebenserwartung von wenigen Wochen hatten. Es waren vornehmlich die ausgebufften "Frontschweine", die sich Dank ihrer großen Erfahrung behaupten konnten und unter denen die Kameradschaft groß war..

 

 

 

Von Kriegsberichterstatter Hermann und Sepp Jäger im Januar 1943 

 

Immer und zu jeder Zeit der Geschichte ist es die größere Bereitschaft des deutschen Soldaten gewesen, die ihn alle Schwierigkeiten überwinden ließ. Mag der sowjetische Gegner mit der ganzen Wucht seiner schier unerschöpflichen Reserven an Menschen und Material gegen die deutschen Linien anrennen, er wird stets auf eine Schar Verschworener stoßen, deren Herzen und Hirne im Schmelztiegel der Schlacht mit einem unverletzlichen stählernen Willen verschweißt wurden. Nirgends offenbart sich stärker der Triumph des Geistes über die Materie als in den schweren Abwehrschlachten des Ostens. Wer aber oftmals unter dem Feuerkegel der Front stand, dem zeichnet das Erlebte tiefe Runen in das Antlitz, die zu lesen und zu deuten die Bilder dieser Seite versuchen wollen.

 

Wie winzig wurde beim Anrollen der stählernen Sowjetpanzer das eigene Ich, wie bedeutungslos das Alltägliche. Schon oft in den vergangenen Wochen tat sich in gewaltiger Größe vor ihnen das Erkennen auf, dass es wieder einmal um Sein oder Nichtsein des Regiments, der Armee, letztendlich des ganzes Volkes ging. Es gab ihnen die Kraft des Aushaltens in jedem Falle.

 

Schweigend gehorchen Hunderttausende dem Befehl. Die entfesselten eisigen Elemente und der brutale stumpfe Vernichtungswillen des sowjetischen Gegners dessen Massen aus den Eiswüsten des Ostens heranfluten, zerspellen wie Pfeile am Abwehrwillen der deutschen Front. Die Wucht ihrer Angriffe zerschlägt sich, fällt nieder in die weiche Tiefe der frosterstarrten Landschaft und versickert schließlich in der unfassbaren östlichen Weite. In den Kampfpausen fallen die ermatteten Körper der Grenadiere zwischen die schützenden Grabenwände, um aus kurzer Ruhe neue Kraft zu schöpfen für neue Kämpfe.

 

Überall da, an Fronten, wo die letzten Entscheidungen fallen, werden sie von der unvergleichlichen deutschen Infanterie erzwungen. Auf den Gesichtern der Grenadiere und der MG-Schützen spiegelt sich Härte und höchste Forderung ihres Schicksals. Es sind Männer, die in den schweren Stunden der Schlacht einen Blick in die Unendlichkeit einer anderen Welt traten, deren dunkle Tore sich nun wieder leise vor ihnen geschlossen haben, nachdem die Schlacht verstummte.

 

"Wenn einer von uns müde wird, wacht der andere für ihn". Die Kameradschaft der Front unterdrückt jede selbstsüchtige Regung und während noch vereinzelte feindliche MG-Garben das verschneite Gelände abtasten, setzen sie ihr Leben ein, um den Kameraden in den Graben zu holen, den der Tod in der Schlacht streifte.


         

 

Im Folgenden berichten drei Unteroffiziere von ihren Kämpfen und Erlebnissen im eingeschlossenen Stalingrad. Es sei vermerkt, dass es sich bei diesen Erzählungen um kleine Ausschnitte aus dem gewaltigen Geschehen von Stalingrad selbst handelt. Die drei Soldaten waren nach mehrfachem Stellungswechsel im Norden der Stadt eingesetzt, wo die deutschen Stellungen trotz der ungeheuren Obermacht der Sowjets wenigstens insofern gehalten werden konnten, als es dem Feind bis zum Abmarsch der drei Soldaten nicht gelang, die deutschen Stellungen entscheidend zu durchbrechen. Bekanntlich richtete sich der Hauptdruck der Sowjets in den letzten Wochen des Kampfes um Stalingrad gegen den Raum westlich der Stadt. 

 

Die Berichte der drei Unteroffiziere sind so gehalten, wie sich das bei einem Soldaten von selbst versteht, der die Wochen und Monate der Hölle von Stalingrad hinter sich hat. Sie sprechen nicht viel von ihren Entbehrungen, und auch die wirkliche Härte des Kampfes muss man mehr zwischen den Zeilen lesen. Die Unteroffiziere gehören zu den Tausenden deutscher Soldaten, die im Raum von Stalingrad und schließlich in der Stadt selbst sich in jeden Fußbreit Bodens klammerten, obwohl jedem einzelnen bekannt war, dass es den Sowjets gelungen war, die 6. Armee von der Hauptkampflinie abzuschneiden. Dem Leser ist bekannt, dass die Reste der deutschen Armee Schulter an Schulter mit rumänischen Teilen und kroatischen Verbänden mehrere sowjetische Armeen binden konnten, die infolge der heroischen Verteidigung Stalingrads für den großen Angriff der Sowjets an der Südfront ausfielen.

 

 

Klappspaten als Nahkampfwaffe

 

Eine Zwischenbemerkung sollte an dieser Stelle erlaubt sein. Auf dem nachfolgenden Bild - einer Kampfzeichnung - ist deutlich zu erkennen, dass im Nahkampf auch mit dem Klappspaten gekämpft wurde. Diesen hatten viele Landser seitlich messerscharf geschliffen, so dass er mehr einer Streitaxt glich. Mit diesen Spaten zielten sie im Kampf Mann gegen Mann zwischen Kopf und Schulter des Gegners und hieben nicht selten bis zum Brustbein durch. Diese Art des Nahkampfes war dem Kampf mit dem Bajonett überlegen, weil Gewehr und Bajonett auf engstem Raum zu unhandlich waren. 

 

 

Unteroffizier Philipp W., ein Rheinpfälzer, Inhaber des EK II, erzählt:

 

Ich lag mit meiner MG-Gruppe zunächst in den deutschen Stellungen, die den Kampfraum von Stalingrad im Norden abriegelten. Nach dem ersten schweren Druck der Sowjets auf die Riegelstellung wurde ich mit meiner Gruppe aus dieser Stellung herausgezogen und bis zur Stadt selbst zurückverlegt. Hier bezogen wir vorübergehend eine neue Stellung im Nordteil der Stadt, von dem aus wir bis zur Wolga vorstießen. Zwar belegten uns die Sowjets immer wieder mit schwerem Feuer, aber zunächst blieb es immerhin im Verhältnis zu den späteren Kämpfen ruhig. 

 

Einmal hatte ich mit meiner Gruppe ein Stoßtruppunternehmen durchzuführen. Wir hatten eine Brücke zu nehmen und ein paar Bunker auszuheben. Unsere Kompanie bestand zu dieser Zeit noch aus etwa 45 Mann. Das Stoßtruppunternehmen glückte, wir hatten nicht einmal Verluste. Trotzdem war es nicht möglich, den ungeheuren Druck der Sowjets, die nun ständig in vielfacher Übermacht von der Flanke her angriffen, aufzufangen, und wiederum wurde meine Gruppe zurückverlegt. 

 

Ich möchte hier bemerken, das unsere MGs bei den Sowjets außerordentlichen Eindruck machten und dass, wenn die Bolschewisten angriffen, sofort alles in Deckung ging, wenn eins unserer Gewehre zu hören war. In der neuen Stellung bekamen wir schweres Feuer, namentlich von Artillerie und Granatwerfern. An Eingraben war nicht zu denken, weil die Erde hart gefroren war. Wir mussten die Stellung, die wir mit unserem Stoßtrupp etwas vorverlegt hatten, wieder aufgeben und in unsere alte Stellung zurückgehen, die wir richtig ausbauten; wir konnten Bunker ausheben, Verbindungsgräben, MG- und Schützenstände anlegen usw. . 

 

Von den Sowjets trauten sich zunächst nur Spähtrupps an uns heran, die wir mit Verlusten für sie abwehren konnten. Aber auch diese Stellung ließ sich nicht halten, da unser linker Nachbar starke Verluste hatte und es den Sowjets gelungen war, links von uns einzubrechen. Wir erfuhren dann durch einen Aufruf des Oberbefehlshabers der 6. Armee, dass die Sowjets die Armee von der Hauptkampflinie abgeschnitten hatten und dass wir von allen Seiten eingeschlossen waren. Wir wussten alle, was das bedeutete. 

 

Die erste Maßnahme unserer Führung war, alle Rationen zu erfassen und sie neu zu verteilen, und selbstverständlich wurden dann die Rationen herabgesetzt. Wenige Tage später sahen wir auch westlich von uns, wo den Sowjets die Einkesselung gelungen war, bereits die Leuchtkugeln des Feindes aufsteigen.

 

Am Weihnachtstage versuchten die Sowjets den ersten größeren Angriff auf unsere neue Stellung, aber unsere eigene Wachsamkeit und die unserer Nachbargruppen ließ ihre Absichten bald erkennen, und der Angriff wurde abgewehrt. Von nun an begannen die Angriffe der Bolschewisten sich in immer kürzer werdenden Abständen zu wiederholen. In Wellen konnte der Feind hier nicht angreifen. Das Gelände bestand aus Häuser- und Fabriktrümmern, und auch die Straße war von Mauerbrocken bedeckt und von Granaten aufgewühlt. Ich zählte immer Stoßtrupps in einer Stärke von etwa 20 bis 25 Mann, die es zunächst in der Hauptsache auf unsere Flankengruppe abgesehen hatten. Immer wiederholten sich die Angriffe auf diese eine Stelle; hier sollte offenbar eine Lücke geschaffen werden, in die die Sowjets eindringen und die sie dann keilförmig verbreitern konnten. Das Gelände, soweit man den vor uns liegenden Raum noch als "Gelände" bezeichnen konnte, war von uns vermint worden. 

 

Eines Tages sehen wir mit Entsetzen, wie Zivilisten, Greise, Frauen und Kinder, blindlings in die Minenfelder hineinliefen; später erfuhren wir den Grund. Die Zivilisten hatten sich geweigert, über die zugefrorene Wolga zu gehen und sich von dort aus möglicherweise nach Sibirien verschleppen zu lassen. Aus Furcht vor der drohenden brutalen Behandlung durch die Sowjets versuchten sie daher, den Weg zu unseren Stellungen zu finden. In einer einzigen Nacht wurden in unserem Abschnitt etwa 500 Zivilisten gezählt, die bei uns Rettung suchten. 

 

Ein andermal musste meine Nachbargruppe etwa vierhundert Meter zurück. Dem ständig mit unverminderter Stärke und erheblicher übermacht angreifenden Feind musste die kleine, immer schwächer werdende Gruppe nachgeben. Rechts von uns griff der Feind mit Flammenwerfern und Handgranaten an. Es gelang ihm, durch zu brechen und sich mit der links durchgebrochenen Feindgruppe zu verbinden, so dass wir eingeschlossen waren.

Ich setzte mich über Funk mit der Abteilung in Verbindung, weil nunmehr auch meine Stellung unhaltbar geworden war. Ein Gegenstoß wurde uns zugesagt, konnte aber angesichts der Überlegenheit des Feindes nicht mit Erfolg durchgeführt werden, so dass wir von der Abteilung den Befehl bekamen, die Stellung innerhalb einer Stunde zu räumen. Wir machten uns abmarschfertig und schlugen uns einzeln nach hinten durch. Unsere Bunker und die Geräte, die nicht mitgenommen werden konnten, wurden gesprengt. Während wir uns durch die Häuserreste und Trümmer durchkämpften, schossen wir ständig nach hinten, und tatsächlich gelang es uns durch diesen Feuerzauber, die Sowjets zu täuschen: sie glaubten, es wären eigene Leute und beschossen uns schließlich nicht mehr. Ich glaube, dass es in der Hauptsache auf dieses Manöver zurückzuführen ist, dass wir uns ohne Verluste durchschlugen, aber der Marsch war beschwerlich genug, denn es ging fünfhundert Meter zwischen Häusern und Häusertrümmern bergauf. 

 

          

 

Unser Abschnitt, in dessen Linie wir jetzt lagen, wurde Nacht für Nacht etwa drei- bis viermal angegriffen. Wir lagen in einer Häuserzeile, d. h. in den Ruinen und dem Geröll einstiger Häuser. Gegenüber von uns, auf der anderen Straßenseite, befand sich ein ehemaliges Schulgebäude, Von diesem Schulgebäude aus unternahmen die Sowjets in der Morgen- und Abenddämmerung ihre Angriffe. Wir hatten längst beobachtet, dass die Wodkazuteilung bei den Sowjets ziemlich erheblich gewesen sein muss, denn an manchen Abenden hörten wir aus dem uns gegenüberliegenden Schulgebäude Johlen und Singen, und ich sagte dann zu meinen Leuten: "Aha, Jungens, die Russen haben wieder Schnaps gekriegt!" Auch ein Stab muss sich in diesem Gebäude befunden haben, denn ich konnte eines Abends in der Dämmerung einwandfrei beobachten, wie ein Mann, offensichtlich ein Offizier oder Kommissar, mit dem Revolver in der Hand seine Leute zu einem neuen Stoßtruppunternehmen gegen uns und gegen die Nachbargruppen auf die Straße trieb.

 

Ende Dezember war meine Kompanie noch rund fünfunddreißig Mann stark. Unsere Stellung bestand aus kümmerlichen Erdlöchern. Ein ordentlicher Ausbau wurde zwar versucht, aber es fehlte an Arbeitsgerät. Auch mit unserer Handgranatenmunition mussten wir sehr sparsam umgehen, während Gewehr- und MG-Munition vorhanden war. Unsere Ausfälle waren außerordentlich stark, und zum Schluss hatte die Kompanie nur noch ein einziges MG. Die Sowjets lagen unserer Stellung etwa dreißig Meter gegenüber. Sie konnten von den Ruinen und Trümmern aus, hinter denen sie lagen, Handgranaten zu uns rüberwerfen, darunter sogar die schwere sowjetische 1-kg-Handgranate. Hatte er bei uns ein Widerstandsnest entdeckt, und war es nur ein Schützenstand, so wurde es sofort mit schweren Waffen, Pak, Phosphorgranaten, Panzerbüchsen usw. bepflastert. Trotz allem wurden seine ewigen Stoßtruppunternehmen von uns abgewehrt.

 

Am 16. Januar 1943 setzte der Feind zu einem größeren Angriff an, den er mit schweren Waffen eine Stunde lang vorbereitete. Dann kam die sowjetische Infanterie in Massen, und zwar immer in Rudeln von zehn Mann, die sich hinter Steinbrocken und Trümmern deckten. Mit einem MG und Karabinern gelang es uns, die Übermacht zunächst niederzukämpfen. Plötzlich erhielten wir Pakfeuer, und schließlich kamen auch noch zwei Panzer die Straße entlang gefahren. Die Stellung meiner Gruppe wurde völlig zerschossen, so dass außer mir nur noch ein einziger Mann übrig blieb. Das Kampfgetümmel war kaum überschaubar. Zeitweise schoss der eine der beiden Sowjetpanzer in einer Entfernung von wenigen Metern. Ich erhielt einige Granatsplitter in das linke Schulterblatt. Mit dem einen Mann meiner Gruppe hatte ich in unserem Gefechtsstand Deckung gesucht, der sich in einer Art Bunker unter einem zertrümmerten Hause eingerichtet hatte. 

Plötzlich stürzte ein Mann herein und brüllte: "Panzer kommt!" Sonderlich konnte uns diese Meldung nicht mehr aufregen. Da aber gab es eine furchtbare Detonation mit einem Feuerstrahl, der durch den Eingang bis zu unserem Loch hereinblitzte. 

Wir nahmen in den Ecken Deckung, stellten jedoch bald fest, dass dei Feuerstrahl lediglich von dem Mündungsfeuer des Panzergeschützes stammte. Ich sprang auf die Straße bis an die nächste Ecke und stellte fest, das der feindliche Panzer tatsächlich direkt über unseren sogenannten Bunker hinweggefahren war. Hätte ich Handgranaten bei mir gehabt, so hätte ich den Panzer möglicherweise erledigen können, da ich im toten Winkel stand. Jetzt hieß es, auf Infanterie aufzupassen, die den Panzern zweifellos folgen würde. Alle sprangen aus dem Loch heraus, und jetzt sahen wir die Sowjets tatsächlich in dichten Haufen herankommen. Die Überlegenheit des Feindes war nicht einmal andeutungsweise zu schätzen. Es war vollkommen klar, dass unsere Stellung nicht zu halten war. Auf den ersten Blick konnte ich nicht einmal feststellen, was sich eigentlich abspielte; ich konnte gerade noch einen verwundeten Soldaten packen und ihn mit mir zurück zum Arzt nehmen.

 

 

 

Wenn Ihnen die Werbung und deren Platzierung nicht authentisch erscheint, so ist das eine Fehleinschätzung. Ich verwende die Werbungen so, wie sie auch in den Originalheften platziert wurde. Im Angesicht von Tod und Verderben wirkt die Genussmittelwerbung besonders abstoßend. Aber gerade die Rauchwaren spielten im Krieg eine große Rolle. Zusammen mit Alkohol und dem, was von den jungen Menschen im Krieg abverlangt wurde, wurden angeblich  "Männer" gemacht, denen gar nicht bewusst war, dass sie gerade ihre Jugend geraubt bekamen. Sich wie "Männer" und jeder Situation gewachsen zu fühlen, war vielfach eine Illusion, die verflog, wie der Rauch des Tabaks oder der Rauch qualmender Trümmer in der Heimat. Sucht und Sehnsüchte sind enge Verwandte, die auch heute noch hart beworben werden.

 

 

Unteroffizier Hans U., ein Oberbayer, Inhaber der beiden Eisernen Kreuze. berichtet:

 

Als es uns bereits bekannt war, dass die Armee eingeschlossen war, befand ich mich mit meiner Gruppe im nördlichsten Stadtteil Stalingrads, in den Trümmern des Traktorenwerkes Dshershinski. Von dem Werk allerdings war nicht mehr übrig als Mauerreste und verbogene Eisenträger. Die Sowjets hatten bei uns noch keinen stärkeren Angriff versucht. Da kamen aber eines Tages drei vorgeschobene Beobachter zu uns, von denen zwei verwundet waren, und mahnten uns zur Vorsicht, denn der Feind setze zum Angriff an. Der Zug, zu dem meine Gruppe gehörte, war zum Teil mit Männern aus dem Tross aufgefüllt worden, für die der bevorstehende Angriff der erste Einsatz bedeutete. Ein Schützenzug hatte vor uns zu sichern. Er marschierte, da bisher von dem sowjetischen Druck bei uns nichts zu merken gewesen war, ganz gemütlich vorwärts, bis plötzlich vor ihm ein sowjetischer Offizier winkte. Im ersten Augenblick hielten die Schützen ihn für einen Melder, dann aber erhielten sie äußerst starkes Feuer. Ich schickte Melder zum Kompaniegefechtsstand, um den Kompanieführer über die Lage zu informieren. Der erste Melder kam verwundet zurück, von dem zweiten sah ich niemals etwas wieder. 

Der Melder des Schützenzuges jedoch war anscheinend durchgekommen, denn gegen Mittag wurde ein Gegenstoß mit zwei Panzern und einem Sturmgeschütz unternommen. 

 

Von drei Uhr an ging der Feind zurück, und wir konnten eine Riegelstellung besetzen. Eine Gruppe von 150 Mann hatten wir sogar eingeschlossen, die nach Einbruch der Dämmerung unter einem furchtbaren Hurra einen Ausfall versuchte, der jedoch trotz des Geschreis kläglich misslang. Bald danach aber erschienen die Sowjets in Stärke von zwei Bataillonen, um unsere Riegelstellung einzudrücken. Das Sturmgeschütz kämpfte ganz hervorragend und jagte zum Beispiel einen sowjetischen Panzer trotz ungünstigen Geländes über die Rüben, bis er zusammengeschossen liegen blieb. In der gleichen Nacht wurde ich abgelöst und kam zum Regimentsgefechtsstand, und in diesem Abschnitt blieb es einigermaßen ruhig. 

 

Unsere Verpflegung war nach der Einschließung natürlich rationiert worden. Brot war sehr knapp, und Pferdefleisch bildete unsere Hauptnahrung. Verpflegungsbomben versorgten uns mit dem Allernötigsten und vor allem auch mit Munition. Leider gingen viele Bomben beim Aufprall zu Bruch, da der Boden steinhart gefroren war. 

Von nun ab versuchte der Feind, jeden Morgen und jeden Abend in der Dämmerung anzugreifen. Der Feind lag uns zum Teil nur zwanzig Meter gegenüber. Trotzdem setzte er Granatwerfer, Pak und Panzerbüchsen ein. Ich brauche wohl nicht zu erzählen, wie sich ein Kampf mit solchen Waffen auf eine so kurze Entfernung abspielt und welche Anforderungen an unsere Männer gestellt wurden. Am 30. Dezember wurde ich wieder in der Nähe von Spartakowka und zwar am Orlowka-Bach, eingesetzt. Hier wurde ein Angriff erwartet, der auch tatsächlich kam, als wir in Trümmern eines Hauses unsere notdürftige Stellung bezogen hatten. Anscheinend hatten die Sowjets die Ablösung bemerkt. Wir lagen in schnell ausgehobenen Erdlöchern ohne Verbindungsgräben, hinter Steinbrocken usw. Der Angriff der Sowjets misslang diesmal, wir konnten sie in die Zange nehmen und restlos fertig machen. Obwohl die Menge der Angreifer beim Angriff selbst schwer übersehbar war, konnten wir nach der Abwehr an den Leichen, die sich buchstäblich zu Bergen türmten, erkennen, wie stark die Überlegenheit des Feindes an Menschen war, mit der wir zu kämpfen hatten. In meiner Stellung hatte ich einen leichten Granatwerfer gefunden, mit dem ich jedoch nicht umzugehen verstand. Eine Granate steckte noch im Rohr. Ich drehte sozusagen auf gut Glück an der Visiereinrichtung, drückte auf den Abzug, und die Granate brauste los. Tatsächlich hatte ich Glück, denn die Granate schlug unmittelbar vor einem schweren sowjetischen Maschinengewehr ein. Wir konnten unsere Stellung halten, bis ich abtransportiert wurde.

 

 

Unteroffizier Theo G., ein Magdeburger, Inhaber des Eisernen Kreuzes II. KI., erzählt:

 

Anfang November wurde ich mit meiner Gruppe in die Stadt Stalingrad verlegt, unsere Stellung befand sich damals am Wolgaufer, wo es bis dahin einigermaßen ruhig zugegangen war. Links von uns besaß der Feind einen kleinen Brückenkopf. Als es den Sowjets hier Weihnachten gelang, in unserer linken Flanke durchzubrechen, wurden wir aus der Stadt herausgezogen. Es kam Ablösung für uns, und wir gingen sieben Tage in Ruhe. Erst am 7. Januar wurde ich wieder eingesetzt, und zwar diesmal mehr im Norden der Stadt in der Gegend des Werkes "Roter Oktober". Der Weg dahin war in der langgestreckten Stadt weit. Die Sowjets wussten anscheinend gut Bescheid, dass wir beim "Roten Oktober" abzulösen hatten. Schon in der Morgenstunde des nächsten Tages fingen sie an zu funken. Meine Kompanie hatte sich auf die Reste von drei Häusern verteilt. Ich lag mit meiner Gruppe in dem Backhaus einer alten Bäckerei. Bei mir hatte ich sechs Mann und vier rumänische Soldaten, die sich im späteren Verlauf der Kämpfe ausgezeichnet schlugen. Sehr viel war von dem Backhaus nicht mehr übrig. Es standen gerade noch Reste der Außenmauern, und ich hatte die Fensterlöcher zu MG- und Schützenständen ausbauen lassen. 

 

Um halb fünf Uhr morgens eröffnete der Feind sein Vorbereitungsfeuer. Drei Stunden lang beharkte er uns mit allen nur denkbaren Waffen, in die Fensterlöcher flogen Handgranaten, kurzum, es war die Hölle. Der Feind lag etwa fünfzehn Meter vor uns. Die Gruppe links von mir befand sich sogar in einem Haus, in dessen einem Teil sich die Sowjets eingerichtet hatten, die also Mauer an Mauer mit meinen Kameraden lagen. Der Angriff der Sowjets war für uns sehr unübersichtlich, da die Mauerreste, Steinbrocken Trümmer und Ruinen einen überblick verwehrten. Mit MG, Handgranaten und Karabinern - andere Waffen hatten wir nicht - gelang es uns, den Feind trotz allem abzuwehren und die Stellung bis zum Abend zu halten. Was sich dann ereignete, werde ich jedoch nicht mehr vergessen. In der Morgendämmerung nämlich deckte der Feind meine Stellung mit einem Pakbeschuss zu, wie ich ihn überhaupt nicht für möglich gehalten hatte. Nach einer halben Stunde war der Raum um uns völlig vernebelt, so dass es beinahe aussah, als hätten uns die Sowjets mit Nebelgranaten traktiert. Es war aber der Gesteinsstaub, den die aus etwa hundert Meter Entfernung einschlagenden Pakgeschosse verursachten und der uns jede Sicht nahm. Um diese Zeit, es mochte ungefähr halb fünf Uhr morgens sein, griffen die Sowjets links von uns an, und zwar mit Erfolg. Ich schickte Melder zur Kompanie und ließ berichten, dass der Feind links von uns durchgebrochen sei und nun in unserer Flanke stünde. Bald bekomme ich den Befehl, das Haus unbedingt zu halten. 

 

 

Zwei Tage lang verteidigen wir unsere Trümmerreste gegen den ständig angreifenden Feind. Auch bei uns wiederholt sich, was bei anderen Gruppen immer wieder zu beobachten war oder mir erzählt wurde: Die angegriffene Truppe hatte einen Ausfall nach dem anderen, der nicht oder nur sehr schwer ersetzt werden kann, während die Stoßtrupps der Russen - gleichgültig, wie hoch bei jedem Angriff die Verluste waren - immer wieder mit einer Stärke von mindestens 25 Mann die einzelne Gruppe oder auch nur ein einzelnes MG oder einen Schützenstand angriffen.

 

Nach zwei Tagen, es war der 10. Januar, bekamen wir den Befehl, unsere Stellungen zu räumen, um die Front zu verkürzen. Nachts rückte ich ab. Ein Pioniertrupp mit einem Feldwebel und zwei Mann blieb zurück, um die Stellung zu sprengen. Zunächst ging ich nur fünfzehn Meter zurück. Wir befanden uns jetzt hinter dem Backhaus und versuchten, den Feind durch die rückwärtigen Fensterhöhlen zu bekämpfen. Die Stellung erwies sich aber als ungünstig, zumal es den Sowjets gelungen war, uns ein MG zu zerschießen. Wir krochen nunmehr weitere fünfundzwanzig Meter zwischen den Ruinen der Häuser zurück. Zuletzt beschoss uns der Feind auch aus den rückwärtigen Fensterhöhlen. Wir erwiderten das Feuer, waren aber außerordentlich knapp mit Munition und als die letzte Patrone verschossen war, rief ich zum Kompaniegefechtsstand hinüber, der dicht hinter uns lag, und erhielt den Befehl: Einzeln zum Gefechtsstand zurückkommen! Mit drei Mann, darunter einem Rumänen, langte ich beim Gefechtsstand an. Wir wurden nun neu munitioniert und beim Gefechtsstand eingesetzt, wo wir bis zur Dämmerung verblieben; dann wurden wir weiter zurückverlegt.

 

Bis zum 12. Januar blieb es in unserer neuen Stellung ruhig, bis uns in der Abenddämmerung des Tages der Feind dann mit Pak und schweren Waffen so gewaltig unter Feuer nahm, dass die Luft förmlich zu beben schien. Dann erfolgte auf unsere kleine Stellung ein Angriff in etwa Bataillonsstärke. Ich konnte mich mit meiner Gruppe halten, aber links und rechts wurden die Kameraden zurückgedrängt, so dass meine Stellung wie ein Brückenkopf aus unserer Kampflinie herausragte. Als unser Kompanieführer die Gefahr für unsere Gruppe bemerkte, bekamen wir den Befehl, mit Waffen und Munition zurückzugehen. Das geschah in außerordentlicher Eile. Unser Kompanieführer war in diesen Minuten durch einen Granatvolltreffer gefallen. Jeder kämpfte sich nun einzeln bis zu einer Auffangstellung, zurück, die etwa 800 bis 1000 Meter hinter der ursprünglichen Linie lag. Ich wurde nun mit meiner Kompanie zurückgezogen bis zu einem Bahndamm. Hier waren die ersten feindlichen Stellungen etwa 150 bis 200 Meter entfernt; sie lagen im freien Feld, und die Sowjets wagten bis zu meinem Abtransport keinen neuen Angriff mehr.

 

Zeichnung: NSKK-Kriegsbericher Matejko


            

 

Ein Kampfort von vielen

 

Die große russische Offensive war in vollem Gang! Man hatte zu Kriegsbeginn alle rüstungswichtigen Betriebe hinter den Ural zurückverlegt und der deutschen Wehrmacht den Raum gelassen, der sich schnell erobern aber nicht ausreichend und flächendeckend kontrollieren ließ. So sind auch die schnellen Erfolge der deutschen Truppen zu erklären. Nachdem die Sowjets kräftig aufgerüstet und Millionen von jungen Männern in Uniformen gesteckt hatten, begann man an verschiedenen Frontabschnitten mit der Offensive. So wurde in einer großen Zangenbewegung Stalingrad eingekesselt und eine ganze Armee festgesetzt und zerrieben.

Für die Sowjets war die Ukraine und das Donezk-Becken strategisch wichtig, weshalb hier die Kämpfe besonders heftig tobten. Auch Weißrussland war strategisch sehr wichtig und um Kiew herum wechselten die Städte und Ortschaften mehrmals ihre Besitzer. Von einer dieser Gegenoffensiven handelt der nachfolgende Beitrag.

 

 

Brennpunkt Shitomir

13. bis 15.November 1943

 

 

Die deutsche Widerstandskraft im Osten ist ungebrochen. Das bewiesen die Kampftage im Raum Kiew und Shitomir. Anfang November 1943 griffen überlegene Sowjetverbände die deutschen Stellungen in und nördlich von Kiew an. Um einen drohenden Durchbruch zu vereiteln, wurden unsere heldenmütig und verbissen kämpfenden Truppen auf neue, westlich gelegene Stellungen zurück genommen. Die Sowjets versuchten mit allen Mitteln, den Durchbruch zu erreichen. 

 

In der Tiefe des Einbruchsraumes wurde erbittert gekämpft. Am 13., 14. und 15. November meldet der Bericht des OKW von Kämpfen in Shitomir und nördlich der Straße und der Zurücknahme der deutschen Truppen auf neue Stellungen.

 

 

Schon in den nächsten Tagen aber traten Verbände des Heeres und der Waffen-SS in diesem Raum zu Gegen- angriffen gegen die überlegenen Sowjets an. 

Shitomir wurde trotz erbitterten Widerstandes eingeschlossen und am 20.November wieder eingenommen. Mit diesem Erfolg aber wurde der geplante feindliche Durchbruchsversuch aufgefangen.

 

Nach heftigen Kämpfen gelang es der deutschen Panzerspitze, den bolschewistischen Verteidigungsring um Shitomir aufzureißen. Zusammen mit den Grenadieren dringen die Kampfwagen in die Vorstädte ein (oben links).

 

Im Brennpunkt der Kämpfe stand die deutsche Infanterie. Neben den sichernden Panzern schoben sich die grauen Schlangen  gegen das Stadtinnere vor, um an den entscheidenden Stellen mit nie versagendem Mut den bolschewistischen Widerstand zu brechen (ganz oben, links). 

 

Über ihre MG- und Protzenstellungen gingen die deutschen Panzer und was noch übrig blieb, fraß das Feuer. Ein unentwirrbares Knäuel von Eisenteilen, Rädern und zerschlagenen Motoren bedeckte die Straße.

Immer neue Infanteriekolonnen stoßen nach (oben rechts), strömen in die Seitenstraßen, kämpfen noch verbliebene Widerstandsnester nieder und bringen nach erbittertem Ringen schließlich die Entscheidung.

 

Der schrille Lärm der harten Straßenkämpfe klingt noch in den Ohren dieser Männer (rechts). Nun, da die Stadt sich wieder in deutscher Hand befindet, dröhnt nur noch die Artillerie ostwärts der Stadt.

 

 


 

Die Kinder für eine "starke Militärzeit" versichern...

 

Die Volksfürsorge - eine Versicherung, die heute noch existiert - warb 1943 mit einem Spruch, der in Anbetracht des bereits überschrittenen Kriegserfolgs recht fragwürdig war. Für diejenigen Leser, die Probleme mit dem Schrifttyp der unten links stehenden Werbung haben, ist hier der Text "übersetzt" zu lesen:

 

Wer will unter die Soldaten...

Schon im kindlichen Spiel liegt die Sehnsucht nach der Erfüllung eines Herzenswunsches: Auch mal Soldat zu werden!

"Schrittmacher", der treue Weggefährte darf dabei nicht fehlen. Er weist den Eltern den ersten Weg, durch eine jetzt abgeschlossene Militärdienst-Versicherung dem Jungen später eine starke Militärzeit zu sichern.

 

Ich überlasse es den Lesern, diese Art der Werbung zu bewerten. 

 

 

"Überlegenheit" während der Gegenoffensive des Gegners

 

An der "Heimatfront" werden die Leser der Hefte "Die Wehrmacht" mit immer neuen waffentechnischen "Vorsprüngen" begeistert, die vernebeln sollen, dass alle Fronten ab 1943 zum Stillstand gekommen oder auf dem Rückzug waren. Spätestens im ersten Winter des Unternehmens "Barbarossa" wurde deutlich, welche Fehleinschätzungen unterlaufen waren. Adolf Hitler persönlich war fest davon überzeugt, dass Russland noch vor Einbruch des Winters 1941 besiegt sein würde. Mit wahnwitzigen Truppenverschiebungen und Frontwechseln, die sehr viel Zeit in Anspruch nahmen, verfehlte man das Ziel und die Wehrmacht erstarrte bei Wintereinbruch förmlich im gefrorenen Schlamm. Es fehlte an Winterkleidung, Maschinen und Geräte waren nicht wintertauglich. Davon hat sich die Wehrmacht nicht mehr erholt. Zwar ging es 1942 noch einmal kräftig in Richtung Südosten zur Sache, wobei man sogar die Ölfelder hinter dem Kaukasus erreichte. Allerdings wurden die Wege für den Nachschub immer länger und unkontrollierbarer geworden. 

Ende 1943 mussten sich die deutschen Soldaten zunehmend einer gigantische Übermacht beugen und auch der technische Vorsprung schmolz dahin. So kam es zu schnell zusammengeschusterten Superwaffen, wie dem "Ferdinand" der Firma Porsche, einem Riesenpanzer mit 70 Tonnen Gewicht und einer gigantischen Kanone, der kläglich versagte, weil er über keine Maschinengewehre verfügte und somit eine leichte Beute für Infanteristen wurde. Mit der "Hornisse", die wesentlich leichter und beweglicher als der gleichstark bewaffnete Tiger-Panzer war, konnten vorübergehend gute Erfolge gegen die zahlenmäßige Übermacht der russischen Panzer erzielt werden. Von ihnen handelt der nachfolgende Kriegsbericht. Dennoch blieb das Waffensystem nur eine Randnotiz des Krieges.

 

 

 

Von Kriegsberichter v. Koerber im November 1943

 

 

Bolschewistischen Panzern ist es geglückt in die vordersten deutschen Linien einzubrechen. Ein Kradmelder jagt vom Gefechtsstand eines Grenadierregiments nach hinten, um die schweren Panzerjäger zur Verstärkung der Abwehr heranzuholen.

 

Die in diesem Krieg allgemein steigende Leistungsfähigkeit der Panzer erfordert eine immer höhere Qualität der Abwehr. Ursprünglich genügte die leichte 3,7 Zentimeter-Pak, die von der Bedienung im Mannschaftszuge durch das Gelände bewegt werden konnte. Die weiteste Entfernung, in der die 3,7-Pak noch Panzer wirksam bekämpfen konnte, lag bei 800 Meter. Da aber bei diesem großen Abstand auf einen vorbeifahrenden Panzer weit vorgehalten werden mußte und dadurch die Treffsicherheit litt, zog man Entfernungen unter 300 Meter vor. Im Laufe dieses Krieges hat sich dies alles grundlegend geändert. Es wurden immer bessere Abwehrkanonen herausgebracht. 

Die Krönung aller Konstruktionen ist die deutsche "Hornisse", eine 8,8 Zentimeter-Pak auf Selbstfahrlafette. Die Anfangsgeschwindigkeit ihrer Geschosse ist so hoch, daß selbst auf Panzer, die in großer Entfernung vorbeifahren, nur eine geringe Vorhalte notwendig ist. Die besten sowjetischen Panzer T34 und KW1 sind ihren Granaten nicht gewachsen und fallen den "Hornissen" oft schon, ehe sie ihr eigenes Hauptkampffeld verlassen haben, zum Opfer. Wie vorzüglich sich die "Hornissen" bewähren, zeigt die Tatsache, daß eine einzige Abteilung schwerer Panzerjäger mit ihnen in zwei Monaten fast zweihundert sowjetische Panzer abschoß.

 

 

 

 

 

Ein feindlicher Pulk, bestehend aus mehreren T34 und KW1 kommt in Sicht. Um kein zu großes Ziel zu bieten, schiebt sich die "Hornisse" an eine Deckung heran und eröffnet schon auf weite Entfernung den Kampf gegen die Bolschawisten.

 

 

Oben: Ein T34 steht genau im Fadenkreuz, ruckt wieder an, verschwindet für Sekunden aus dem Zielgerät. Das Kanonenrohr verfolgt aber seine Fahrt, bis er wieder im Fadenkreuz sitzt und der günstigste Moment zum Abschuß gekommen ist.

 

Rechts: Der Schuß der "Hornisse" hat gesessen. Die gesamte Besatzung beobachtet gespannt den brennenden KW1. Wieder ein Abschussring mehr am Kanonenrohr, der von ihren Erfolgen kündet.

 

 

 

Von der Geschicklichkeit des Ladeschützen hängt zum großen Teil der Erfolg ab. Jeder Griff muß sitzen, damit die "Hornisse" blitzschnell feuern kann. Zum Schutz gegen den starken Knall hat der Ladeschütze seine Ohren durch Klappen geschützt.

 

Ein harter Tag ist vorbei! Die feindlichen Panzer, die nicht abdrehten, wurden vernichtet. Die Panzerjäger ziehen ins "Quartier". In dem breiten Loch unter dem Fahrgestell der "Hornisse" ist es zwar kalt, aber dafür gibt es eine splittersichere Nacht.

 


 

Panzer auf dem Prüfstand

 

Die deutsche Panzerwaffe nahm seit 1938 eine rasante Entwicklung. Mit dem Panzer IV, der sich im Polen-Feldzug bestens bewährte, gelang ein großer Wurf. Auch auf den darauf folgenden Kriegsschauplätzen war dieser Panzertyp wegen seiner Wendigkeit und seiner Schnelligkeit dominant. Es stellte sich schon bald heraus, dass auch verstärkt größere Panzer mit stärkerer Bewaffnung gebaut werden mussten. So entstand der "Tiger", der nach den Erfahrungen mit der 8,8 cm-Flak im Erdseinsatz mit eben dieser Kanone ausgestattet wurde. Schon früh erkannten die Entwickler das Abschrägen der Aufschlagkanten gegen mögliche Geschosse und das Verhindern einer allzu großen Lücke zwischen Wanne und Turm, die bevorzugt vom Gegner anvisiert wurden. Richtig getroffen flogen die gegnerischen Türme meist meterhoch durch die Luft. Die Achillesferse der deutschen Panzer war im Osten die verminderte Tauglichkeit bei Frost. Hierauf hatten die Sowjets in den Wintermonaten und zum Kriegsende die besseren technischen Antworten. Während die deutschen Panzer bei starkem Frost oft zur Bewegungsunfähigkeit verdammt waren, konnte der Gegner frei operieren. Seine Panzer waren auf die Winterbedingungen ausgelegt.

 

Da die Feldartillerie an erschwerter Mobilität litt, wurden immer mehr Haubitzen mit Selbstfahrlafetten und Sturmgeschütze entwickelt. Auch hier hatte die deutsche Wehrmacht die Nase vorn. Die Alliierten konnten mit ihren Entwicklungen immer nur nachziehen, ohne je einen echten Vorsprung zu erzielen. 

 

Ein besonderer Kriegsschauplatz war Nordafrika. Hier mussten sich unsere Konstrukteure auf völlig neue Luftfilter einstellen, die dem Flugsand standhielten. Auch der Verschleiß im Kettenbereich war enorm. Die Probleme bekam man aber recht schnell in den Griff und die deutschen Reparaturkolonnen waren zudem unschlagbar. Sie richteten nach Panzerschlachten über Nacht den größten Teil der Ausfälle wieder her und verblüffte den Gegner trotz großer Ausfälle am Vortag immer wieder mit voller Kampfstärke. Die Alliierten reagierten auf die Wüstenanforderungen nicht in dem Maß, wie es erforderlich gewesen wäre. Was die deutschen Waffenkonstrukteure umtrieb, als sie die ersten "Neuentwicklungen" des Gegners besiegt und erbeutet hatten, ist in der nachfolgenden Berichterstattung nachzulesen, die im Heft Nr. 20 am 22. September 1943 erschien.

 

 

Der erfolgreiche Einsatz der deutschen Tiger- Panzer zwang die Sowjets zum Bau einer neuen Abwehrwaffe. Es entstand so ein schweres Sturmgeschütz, das jedoch im Gegensatz zu den deutschen neuen Geschützen auf Selbstfahr- lafetten keine Neukonstruktion darstellt, sondern durch einfache Montage der schweren Feldhau- bitze 15,2 cm auf das Fahrgestell des KW I ent- standen ist. 

 

Während die deutschen Selbstfahrgeschütze dazu bestimmt sind, den angreifenden Panzern zu folgen, um sie durch ihr schweres Feuer nach vorne und gegen die Flanke zu sichern, wird das sowjetische Sturmgeschütz in verhältnismäßig kleinen Bereichen besonders zur Panzerbe- kämpfung eingesetzt. 

 

Die Besatzung besteht aus 6 Mann, die durch drei Einstiegsluken in das Innere des Panzers gelangen können (links). Im Gegensatz zur gewaltigen Frontpanzerung, die besonders an der massiven Schutzkappe des Rohres zu erkennen ist (unten), ist die Deckenpanzerung wesentlich schwächer. 

 

Das Gewicht des Kolosses liegt zwischen 50 und 60 Tonnen.

 

 

Auf den Schlachtfeldern von Nordafrika, Sizilien und auch der Sowjetunion wurde in den letzten großen Schlachten eine der vielen anglo-amerikanischen Propagandalügen zerstört. Die Briten und ganz besonders die Amerikaner gefielen sich schon lange darin, die Güte ihrer Bewaffnung in den Himmel zu preisen und als unübertrefflich hinzustellen. So wurde auch mit viel Geschrei der Versuch gemacht, die letzten Panzertypen als einmalige Konstruktionsleistungen hinzustellen und ihnen ohne lange Bewährung die Gloriole der Unbesiegbarkeit gegenüber den deutschen Abwehrwaffen umzutun. Im Schmelztiegel der Schlachten und unter der Gewalt der deutschen Waffen ging dieser billige Propagandaruhm dahin. Den Generalen "Grant" und "Sherman", dem Panzer "Churchill IV" erwiesen sich unsere Kampfwagen nicht nur ebenbürtig, sondern auch, und hier besonders der "Tiger", überlegen. Unsere Zeichnungen zeigen Schnitte durch die drei Panzertypen, die der Feind für seine besten hält.

 

 

 

 


 

 

 

 

Schicksal der Mennoniten zu Propagandazwecken missbraucht

 

Der folgende Artikel, der in der Ausgabe Nr.8 vom 7. April 1943 erschien, wird die Flucht der Mennoniten beschrieben, einer Sekte, die es im Bereich des Kuban und Terek im Laufe der Jahre zu Wohlstand gebracht hatten. Trotz der anfänglichen und von den Beteiligten als äußerst dramatisch erlebten Schwierigkeiten im neuen Siedlungsgebiet entwickelten sich die wirtschaftlichen Verhältnisse für die Siedler gut. Das Land eignete sich zwar nicht für den klassischen mennonitischen Weizenanbau. Mit dem Obst- und Weinbau erzielten sie jedoch gute Gewinne. Eine weitere Domäne war die Vieh- und Pferdezucht der russlanddeutschen Mennoniten.

 

Der Welt- und der Bürgerkrieg vernichtete schließlich die Kolonien der Mennoniten im Kaukasus. Enteignung und Kollektivierung von Betrieben und landwirtschaftlichen Nutzflächen beendeten schließlich die wirtschaftlichen Grundlagen. Eine Verhaftungswelle zwischen 1937 und 1938 richtete sich auf dem Kuban, wie auch bei anderen christlichen Gemeinden im Land, vor allem gegen geistliche Leiter und Lehrer. Den auf dem Kuban im 2. Weltkrieg verbliebenen Mannoniten blieb nur die Verbannung nach Kasachstan. Nur wenige konnten während des Krieges nach Deutschland oder nach Nordamerika gelangen.

 

Diesen Sachverhalt verschwieg der Verfasser des Artikels und lässt damit die Leser im Glauben, das russische Volk sei generell vor den Bolschewisten geflüchtet. Die Mennoniten wurden von den Sowjets wie Kollaborateure behandelt, die ihre Haut zu retten versuchten.

 

 

Wanderung in die Hoffnung

 

Zeichnung: NSKK-Kriegsberichter Theo Matejko

 

Ein Zug der Hoffnungslosen? Ein Heerwurm der Not? Eine Kavalkade des Elends? Einer jener Trecks in die Gnadenlosigkeit Sibiriens, zum mordenden Eismeerkanal, wie zwanzig Jahre bolschewistischer Geschichte sie zu Tausenden sahen? - Nein!

 

Wenn hier eine historische Parallele Gültigkeit haben kann, dann hat man an die Züge der Buren zu denken, die mit Weib und Kind, mit Karren und Ochsen und einer großen Hoffnung im Herzen vor der britischen Gewalt im Kapland einen neuen Tag und einen neuen Acker im Norden suchten. Es sind die Völker Kaukasiens, die Bewohner des Kaukasus-Vorgeländes, die Männer, Weiber und Kinder vom Kuban und vom Terek, die freiwillig ihre Heimat aufgaben und mit den deutschen Soldaten zogen, als diese sich im Laufe der Winterschlacht vom Feinde absetzten.

 

Kein deutsches Bajonett trieb sie, kein Befehl holte sie aus ihren Hütten und kein deutsches Kommando räumte die Dörfer und Kolchosen. Als sich eines Tages unserer Kaukasussoldaten in Marsch nach Westen setzten, um sich der Klammer zu entziehen, die der Feind in ausholender Bewegung um sie legen wollte, waren es diese Männer und Frauen, die zu den deutschen Soldaten kamen und mitgenommen werden wollten. Da war keiner unter ihnen, der nicht wusste, was das bedeutete: Hunderte von Kilometern im schneidenden Schneesturm mit Kind, Hab und Gut mit den Deutschen und ihnen nachzuziehen. Sie wussten das alles vielleicht besser als die deutschen Soldaten. Sie wussten genau, dass mancher von ihnen am Wege blieb. Aber sie wollten mit, und es war nicht nur die Furcht vor den sowjetischen Horden, die die von den Deutschen hinterlassenen Lücken vielleicht füllen würden. Es war das Grauen von den zwanzig Jahren, die hinter ihnen lagen und die Hoffnung auf die Zukunft, die die deutschen Soldaten mit sich nahmen, selbst wenn sie nach Westen zogen. Diese Wanderung eines Volkes im Vorgelände des Kaukasus war eine Wanderung in die Hoffnung und dieser Zug ein Zug des Vertrauens. Lieber in Mühsal den grauen Röcken der deutschen Soldaten nachziehen, als wieder von der Woge der Sklaverei überschwemmt zu werden! Sie baten, sie flehten darum, mitkommen zu dürfen, und den deutschen Kommandeuren wird es nicht leicht gewesen sein, den Flehenden die Erlaubnis zum Wandern zu geben, denn die unendlichen Züge der Männer, Weiber und Kinder, der Schlitten und der Wagen konnten ja irgendwann und irgendwo die Straßen so verstopfen, daß die militärischen Aktionen erschwert werden. Aber man nahm sie dennoch mit, denn man sah, dass sie nicht in Panik flohen, sondern wohlbedacht und wohlbewusst sich auf den weiten Marsch nach Westen machten, daß sie sich überlegt hatten, warum sie mit den Deutschen ziehen wollten.


 

Das MG 42 - das Schlachterwerkzeug der Front

 

Das Maschinengewehr MG 42 bekam seinen Namen wegen der Indienststellung im Jahr 1942. Es löste das veraltete Maschinengewehr MG 34 ab. Mit einer Kadenz von 1200 bis 1500 Schuss je Minute war es jedem anderen Maschinengewehr überlegen. So ist es nicht verwunderlich, dass ihm Hunderttausende ihre Verwundung oder den Tod verdanken. Normalerweise betrug die Kampfentfernung auf dem Zweibein bis zu 800 Meter. Auf einer Lafette und mit Optik ausgestattet waren Schussentfernungen von 3000-3500 Meter mit befriedigender Treffsicherheit realisierbar. Das MG 42 war als "elektrisches Gewehr" bekannt und sehr gefürchtet. Verschiedene Quellen behaupten, es seien davon 415.500 Stück gebaut worden. Erfunden und entwickelt hat es Werner Gruber, der als Techniker  bei der Metall- und Lackwarenfabrik Johannes Großfuß bei Döbeln in Sachsen beschäftigt war. Die Hersteller waren anschleißend die MAUSER WERKE AG, die Wilhelm-Gustloff-Stiftung, Styrer-Daimler- Puch, die Großfuß AG und MAGET (Maschinenbau und Gerätebau GmbH, Berlin-Tegel).

 

 

Seit einem Jahr befindet sich das neueste und schwerste MG der deutschen Wehrmacht im Einsatz. An allen Fronten hat es sich bewährt und bewährt sich heute Tag für Tag. Es wird von den Gegnern, die eine gleichwertige Waffe dieser Art nicht besitzen, gefürchtet, namentlich von den Sowjets, die dem MG  wegen seiner außerordentlich hohen Feuergeschwindigkeit den Beinamen "elektrisches Gewehr" gegeben gaben. Unsere Aufnahmen wurden bei einer im Nordabschnitt der Ostfront eingesetzten Luftwaffen-Feldeinheit gemacht.

 

 

 

Keine Sekunde weicht das Auge vom Richtgerät. Jetzt ist es soweit. Der Feind muss für einen Augenblick seine Deckung verlassen, um vorwärts zu kommen aber dieser Augenblick würde für ihn die Vernichtung bedeuten.

 

 

 


 

Exotischer Kriegsschauplatz

 

Der Kriegsschauplatz in Nordafrika war nicht gerade von herausragender strategischer Bedeutung und hätte nur dann einen Sinn gehabt, wenn sich die Fronten rund um das Mittelmeer hätten vereinigen lassen und dadurch der Weg zu den Ölquellen frei gewesen wäre. Dennoch beeindruckte Feldmarschall Erwin Rommel mit seinem Afrika-Korps die ganze Welt und selbst die ehemaligen Gegner halten heute noch die Mythen Rommel und Montgomery hoch, die sich in Taktik und Raffinesse um nichts nachstanden. In Nordafrika gab es keine Bodenschätze und auch sonst nichts zu holen. So war es ein reiner Prestigekampf zwischen Engländern, Deutschen und Italienern. Die Namen der Wüsten- und Küstenstädte haben noch heute eine guten und einen geradezu mystischen Klang. 

 

Legendär sind die wüstenabhängigen Regelungen, die untereinander üblich waren. So gab es rund um viele Oasen und Wasserlöcher eine Zone, in der die Waffen schwiegen. Hier trafen sich die Gegner beim Wasserfassen und plauderten sogar miteinander. Man tauschte Zigaretten und Erfahrungen aus und nahm sich gelegentlich gegenseitig auf die Schippe. Für eine kurze Zeit war man sich einig, förmlich sogar Schicksalsgenosse, ehe man in einiger Entfernung vom Wasserloch wieder aufeinander schoss. Es wurde nie ein Fall bekannt, bei dem ein Wasserloch unbrauchbar gemacht oder gar vergiftet worden wäre. 

Von diesem Kriegsschauplatz handelt der nachfolgende Bericht.

 

 

FRONT NORDAFRIKA

 

Verfolgung des geschlagenen Gegners

 

 

Unsere Artillerie bekämpft Panzerkraftwagen bei Marsa el Brega in direktem Beschuss und gönnt

dem Gegner keine Zeit, sich zur Verteidigung einzurichten

Generalleutnant Rommel befindet sich in vorderster Linie in einer

Besprechung mit den Offizieren seines Stabes über den Einsatz der Luftwaffe

 

links: 

Am Sammelplatz für

gefangene Engländer

unmittelbar vor dem 

Abtransport. 

Ein Verwundeter wird

sorgsam betreut.

 

 

 

 

 

rechts:

Mit schussbereitem Gewehr,

vorsichtig Umschau haltend,

wird Haus um Haus nach

Engländern durchsucht.

                  

 

links: Pioniere stoßen mit der Spitze der Panzerverbände vor, um Minensperren zu beseitigen

 

Agedabia erreicht! 1000 Kilometer von Tripolis entfernt rollen unsere Panzerwagen in die Stadt. 

Unter dem Stadtschild der Wegweiser nach Bengasi.

 

 

 

 

 

Bild unten:

Der Panzer brennt lichterloh, nur einer der Fahrer konnte sich retten

und geht in Gefangenschaft.

 

Noch sind überall die Spuren der Kämpfe zu sehen. Sandsäcke als MG-Deckung,

verbeulte leere Benzintonnen, eine stehen gelassene Zugmaschine. Vor Stunden

erst flohen die Engländer vor den vorrückenden deutschen und italienischen Truppen.


 

Amerikanische Ängste nährten pessimistische Visionen

 

Die Angriff der Japaner auf den größten Flottenstützpunkt der Amerikaner Pearl Harbour am 7. Dezember 1941, bei dem die amerikanische Marine schwerste Verluste erlitt, wirkte auf die Psyche der Amerikaner ähnlich, wie das Attentat auf die Twin-Towers in New York am 11. September 2001. Beides geschah völlig unerwartet und erschütterte das amerikanische Rechts- und Sicherheitsempfinden. Am 8. Dezember 1941 trat Amerika in den 2. Weltkrieg ein und hatte es anschließend mit den geographischen Zwergen Japan und Deutschland aber dennoch mit militärischen Großmächten zu tun. 

 

Die öffentliche Meinung war nicht einhellig, was die Notwendigkeit des amerikanischen Kriegseintritts betraf, denn ein Teil der amerikanischen Bevölkerung hatte deutsche Wurzeln. So war man in der Presse bemüht, alle möglichen Gründe nachzuliefern, die eine Bedrohung der USA belegen sollten. Die Kampagne ist durchaus mit der vergleichbar, die den Irak-Krieg nach dem Attentat auf die Twin-Towers im Jahr 2001 flankierte. Die begrenzte Sicht des Durchschnittsamerikaners auf globale Zusammenhänge war und ist auch heute noch eine gute Basis für das Zusammenwirken von Wirtschaftsstrategen und Kriegsgewinnlern mit der Politik und dem Militär. Die Bevölkerung nimmt ihnen die Notwendigkeit der Kriege ab. Korea, Vietnam, Irak oder Afghanistan - das Dilemma setzte sich fort. Das amerikanische Volk zahlte stets den Blutzoll, den auch andere Nationen für Wirtschaftsinteressen zahlten. Ein hoher Preis! Man ist stolz auf die erste Atombombe und auf alle technischen Fortschritte der Entwicklung bis hin zur Mondlandung, die ohne die Kriege nicht so schnell erreichbar gewesen wären. 

 

Der nachfolgende Artikel, der in der Ausgabe DIE WEHRMACHT Nr. 11 vom 20. Mai 1942 erschien, nahm auf einen Artikel des Magazins "Life" vom 2. März 1942 bezug. Ein Schriftsteller durfte in diesem Magazin seine ganz persönlichen Visionen vom Erreichen einer Weltherrschaft der Achsenmächte zelebrieren. Dabei baute er auf das bruchstückhafte Wissen der Amerikaner, das sie der Presse entnahmen. Hier standen die "Blitzkriege" der Deutschen, der Kriegsschauplatz in Nordafrika, der U-Boot-Krieg, der Angriff auf die Großmacht Sowjetunion und die vor New Orleans operierenden deutschen U-Boote im Fokus. Die Erfolge der japanischen Streitkräfte, die ebenfalls kein Ende nehmen wollten, rundeten die Angst der amerikanischen Bevölkerung ab. 

 

Vor diesem Hintergrund ließ sich vortrefflich Kriegspropaganda betreiben. Mit den deutschstämmigen Amerikanern hatte man insgeheim auch schon die "fünfte Kolonne" ausgemacht. Der Artikel zeigte alle Urängste der Amerikaner und spielte mit ihnen. Die durch die Rüstung aufblühende amerikanische Wirtschaft, die dem Krieg eine positive Seite lieferte, wischte viele Bedenken weg. War man nicht schon längst in den Krieg eingetreten, indem man England mit Waren unterstützte? Mit der Einberufung der Soldaten nach Kriegseintritt sank auch nochmals die Zahl der Arbeitslosen bis zur Vollbeschäftigung. Das hatten die Deutschen eindrucksvoll vorexerziert. Die Deutschen und die Japaner verbreiteten Angst und Schrecken: Da kam es ganz gelegen, wenn man dem Durchschnittsamerikaner klar machen konnte, dass der Feind bereits vor der Tür stand. Vielleicht erinnern sich noch einige unserer Landsleute, wie lange im "Kalten Krieg", der Fortsetzung des 2. Weltkriegs mit anderen Fronten, damals "der Russe vor der Tür" stand. Die propagandistischen Mittel sind zu allen Zeiten gleich.

 

Fatal ist, dass sich später bezüglich der japanischen Eroberungszüge erstaunliche Übereinstimmungen mit manchen Visionen oder Befürchtungen ergaben, die nur mit großen Verlusten wieder korrigiert werden konnten. 

 

 

 

Der erste Plan: Die Japaner (weiß umrandete schwarze Pfeile) unternehmen einen Großangriff über dem nördlichen Pazifik. Gleichzeitig treten sie in den Krieg gegen die Sowjets ein, die von Deutschland auf der anderen Seite gegen die japanischen Linien gedrängt werden. Der Angriff gegen die USA beginnt mit einem Überfall der gesamten japanischen Flugzeuge und der durch deutsche Schlachtschiffe verstärkten Flotte auf den US Stützpunkt Dutch Harbour. (Die Strichlinie zeigt die deutsche Flotte auf dem Marsch nach Japan) In der weiteren Folge erobern die Japaner verschiedene Luftbasen und stoßen dann an der amerikanischen Westküste nach Süden. Die fünfte Kolonne steht dort in Reserve und öffnet den Eindringlingen das Land. Nachdem die Japaner an der Westküste Amerikas festen Fuß gefasst haben, landen die Deutschen, die vom eroberten Gibraltar kommen, an der Ostküste: Ein gleichzeitiges Flottenmanöver richtet sich gegen Australien und den Pazifik.

 

Plan 2: Dies soll der Weg der meistbesprochenen Invasion sein. Der Schauplatz ist der Atlantische Ozean. Verschiedene Probleme sind bereits eindeutig gelöst. Gibraltar ist genommen, Aden und Suez sind gefallen und der japanischen Flotte ist der Weg durch das Rote Meer und die Straße von Gibraltar frei gemacht. Dieses Angriffsunter- nehmen über Gibraltar - Dakar - Natal - Trinidad kann nur dann glücken, wenn sich die japanische, italienische und deutsche Flotte vereinigen. Von Brasilien geht es dann nach Norden und die Invasion erfolgt mit Hilfe der fünften Kolonne das Missisippi-Tal aufwärts.

 

Plan 3: Diesmal greifen die Japaner quer über den Pazifik, wieder vereinigt mit den deutschen Schlachtschiffen, die amerikanische Westküste an. Der Verfasser meint, der einfachere Teil wäre, mit Flugzeugunterstützung auf den Hawaii-Inseln (Pearl Harbour) zu landen. Schwieriger sei dann der weite Weg nach San Franzisko und der Angriff auf den Pananamakanal.

Plan 4: Die Japaner nehmen den Weg über den südlichen Pazifischen Ozean. Wieder hat die japanische Flotte, verstärkt durch die deutsche, die Überlegenheit über die US-Flotte. Der Kampf würde wahrscheinlich mit einer überraschenden Bombardierung des Panamakanals beginnen, der eine Landung in Ecuador erfolgt.

 

Plan 5: Dies ist nach Ansicht des Mr. Wylie der schwierigste Weg über den Atlantik. Die vereinigten Achsenflotten besetzen die atlantischen Inseln; sie fallen über die Azoren und Bermudas in Norfolk ein. Der Verfasser meint, die Hauptsorge der Achsenstreitkräfte wäre, die amerikanische Luftüberlegenheit auszuschalten. Plan 6: Und hier die klassische Invasion! Sie führt durch die Täler des St.-Lorenz-Stroms und des Hudson nach Süden. Vorher werden Island und Grönland ohne weiteres genommen. In diesem Falle halten die deutschen Unterseeboote und Flugzeuge die britische Flotte rund um die englischen Inseln in Schach.

 


 

 

 

An allen Fronten ließen Soldaten aller Nationen ihr Leben für einen sinnlosen Krieg und ihre Gräberzeilen reichten nach dem Krieg oft bis zum Horizont. Heute noch werden jährlich Tausende von Leichenfunde freigelegt und auf Friedhöfen umgebettet. Das Deutsche Rote Kreuz komplettiert so auch über 60 Jahre nach Kriegsende noch  Unterlagen, die über den Verbleib von Vermissten Auskunft geben. 

Oben rechts ist ein Friedhof in Weißrussland zu sehen, der aus dem fahrenden Truppentransport heraus im Winter 1942 fotografiert wurde.

 

Das unten stehende Bild entstand 1943 auf dem Rückzug und zeigt eine der wenigen Einheiten, die noch mit Pferden ausgestattet waren. Mensch und Tier hatte große Strapazen zu überstehen, denen gegenüber die strotzende BORGWARD-Reklame als blanker Hohn anzusehen ist. Werbung und Wirklichkeit - ein Kontrast spricht Bände!

 

                   

 


 

Der ganze Stolz der Marine war die U-Boot-Waffe

 

Man bezeichnete sie als "Wölfe der Meere", weil sie regelrecht jagten, wie die Wölfe. Zu Beginn des Krieges waren die Abschusszahlen und die versenkten Tonnagen atemberaubend. Mit der Erfindung des Radars und der Erbeutung einer Enigma-Maschine, mit der die Funksprüche der U-Boote verschlüsselt wurden, sank der Stern der U-Boote und aus den Jägern wurden Gejagte. Die Passage des Ärmelkanals und andere Meerengen, wie Gibraltar, wurde zum Höllenritt und die englische und amerikanische Luftwaffe hatte nach Erringen der Lufthoheit ein leichtes Spiel. 

 

Vor jeder Ausfahrt waren jedoch umfangreiche Vorbereitungen notwendig, die gerade an der Atlantikküste genau beobachtet und an die Gegner weiter gegeben wurden. So hatte man einen Überblick über mögliche Aufträge der U-Boote und deren möglicher Einsatzzeit.

 

U-Boot läuft aus

 

Ehe ein voll aufmunitioniertes U-Boot ausläuft, muss erst noch Verpflegung für viele Tage auf offener See gefasst und verstaut werden. In den Booten ist jeder Zentimeter verplant. Frisches Gemüse ist für lange Seefahrten als Vitaminspende wichtig. Das Einladen der Verpflegung dauert stundenlang, da alles durch die engen Einstiege ins Innere befördert und dort an allen nur erdenklichen Stellen verstaut werden muss. Nicht nur ein Schinken ist es, der so nach unten geht. Kartoffelsack um Kartoffelsack wandert ins Innere. Schwerer Dienst erfordert abwechslungsreiche Kost.

 

 

     

 

     

 

         

 

Neben den Lebensmitteln werden auch Sicherungen benötigt und eine Vielzahl elektrischer Kleinigkeiten finden ihren Weg nach unten. 

 

 

Ein Angriff von vielen

 

Im nachfolgenden Bericht geht es um den Ablauf eines U-Boot-Angriffes, wie er tausendfach während des Krieges stattfand. In vielen Spielfilmen und Dokumentationen, besonders aber im Film "Das Boot", wurde die besondere Atmosphäre unter Wasser und auf engstem Raum aufgegriffen, weil es eine der nervenaufreibendsten Sachen  war, die vom Menschen alles abverlangte. Tagtäglich suchten ängstliche und besorgte Besatzungsmitglieder auf Einzelfahrern und im Konvoi fahrenden Schiffen die See nach Hinweisen auf U-Boote ab, um nicht ohne jede Vorwarnung versenkt zu werden. Es gab Matrosen, die mehrmals auf versenkten Schiffen fuhren und immer wieder anheuerten, weil die Heuer recht hoch war. Der Preis dafür war es aber auch. 

 

Zu Beginn des Krieges war es auch üblich, dass U-Boot-Kommandanten unbewaffnete Frachtschiffe vor der Versenkung warnten und der Besatzung Zeit ließen, sich in Sicherheit zu bringen. Auch ist von einigen U-Boot-Fahrern bekannt, dass sie Rettungsboote ins Schlepp nahmen, um sie neutralen Schiffen zu übergeben. Nachdem das jedoch ihre Position verriet und sie oft danach eine leichte Beute wurden, wurde fortan ohne jede Vorwarnung torpediert. Bei Tankern gab es dabei für die Mannschaften in der brennenden See keine Rettung. Geleitzugfahrern war es zudem nicht gestattet, die Formation zu verlassen, wodurch sie hätten Schiffbrüchige aufnehmen können. Auf beiden Seiten hatte ein Untergang etwas absolut tödliches.

 

In Heikendorf an der Kieler Förde befindet sich das U-Boot-Ehrenmal, das zum Gedenken an die knapp 40.000 U-Boot-Fahrer errichtet wurde, die im zweiten Weltkrieg ihr Leben ließen. Sie befuhren praktisch alle Weltmeere und waren auf den üblichen Routen der Handelsschiffe rund um Afrika aber auch im Nordatlantik zu finden.

 

Der nachfolgende Bericht ist relativ frei von Propaganda und Pathos und zeigt nüchtern, wie es bei den Kampfhandlungen zu ging.

 

 

Rohr 2 - los! 

 

"Zur See wird in diesem Frühjahr der U-Boot-Krieg beginnen", verkündete am 30. Januar 1941 in einer großen Rede der Führer und Oberster Befehlshaber der Wehrmacht.

 

England hat inzwischen, obwohl wir noch nicht im Frühjahr sind, bereits am eigenen Leibe gespürt, dass der U-Boot-Krieg, der ihm vom Beginn des Krieges an ohnehin schon viel zu schaffen gemacht hat, jetzt tatsächlich "beginnt". Die Versenkungszahlen steigen; in einem einzigen OKW-Bericht (vom 25. Februar) konnte die Versenkung von mehr als einer Viertelmillion BRT gemeldet werden. Das sind Zahlen, die durch keine britische Lügentaktik verwischt und verkleinert werden können. Den Hauptanteil hatte an dem erwähnten Tag die U-Boot-Waffe.

 

Wie ein U-Boot-Angriff vor sich geht von dem Augenblick an, in dem das feindliche Schiff gesichtet ist, bis zur Versenkung, zeigen in großen Zügen die folgenden Aufnahmen.

 

Steuerbord voraus wird vom Ausguck eine Rauchwolke gesichtet. Der Kommandant lässt Kurs auf den feindlichen Dampfer nehmen (oben: siehe Pfeil) und versucht, durch das Glas die Art des Schiffes und seine Fahrtrichtung festzustellen. Da sich der Dampfer innerhalb des deutschen Sperrgebiets befindet und in "spitzer Lage", also für das U-Boot in günstiger Angriffsposition liegt, befiehlt der Kommandant durch das Mikrofon: "Auf Tauchstation!"

 

Der Angriff in schematischer Darstellung

 

Unsere Zeichnung (unten Mitte) zeigt den feindlichen Dampfer, wie er im Sehrohr sichtbar wird. Aus der Entfernung der beiden Mastspitzen kann der U-Boot-Kommandant den ungefähren Kurs des feindlichen Schiffes feststellen. Die beiden Masten sind am weitesten auseinander, sobald der Dampfer rechtwinklig zum Kurs des U-Bootes fährt. Aus der Skizze wird die Bestimmung des sogenannten Zieldreiecks mit dem Vorhaltwinkel ersichtlich: Das U-Boot hat den feindlichen Dampfer in der Sichtposition am Horizont gesichtet. Der U-Boot-Kommandant stellt nun Kurs und Geschwindigkeit des Schiffes fest, während der Obersteuermann mit diesen Werten die beste Angriffsposition und das Zieldreieck errechnet. Da der Torpedo vom U-Boot bis zum feindlichen Dampfer eine bestimmte Laufzeit braucht (abhängig von der Entfernung der Dampfer- und der Torpedogeschwindigkeit) , kann der Kommandant nicht direkt auf das feindliche Schiff zielen, sondern er muss um einen bestimmten Vorhaltewinkel, in unserem Fall 20 Grad, vor den Bug des Schiffes halten. Diesen errechneten Vorhaltewinkel stellt nun der Kommandant am Sehrohr ein, so dass der Dampfer um diesen Vorhaltewinkel früher im Sehrohr erscheint. Auf diese Weise ergibt sich das in unserer Skizze angegebene Zieldreieck, dessen Seiten die Fahrtrichtung des Schiffes, die Sichtlinie und die Torpedolaufbahn bilden.

 

 

               

 

Sofort verlassen die vier Ausguckposten (jeder hat von ihnen während der Überwasserfahrt einen Sektor von 90 Grad genau zu beobachten) den Turm mit dem Ruf: "Abwärts!". Als letzter steigt der Kommandant ein und schließt das Turmluk wasserdicht. Auf das Kommando: "Alles auf Tauchstation!" eilen die Männer blitzartig auf ihre Posten. Auf den Befehl des Kommandanten: "Auf Seerohrtiefe gehen!" hat der leitende Ingenieur, dessen Kommandostand in der Zentrale ist, fluten lassen. Das Sehrohr wird ausgefahren, während die beiden Tiefensteuerleute das Boot in der gewünschten Wassertiefe halten.

 

"Bug links, Lage 30, Obersteuermann, Frage Angriffskurs?"  Schnell hat der Obersteuermann mit seinen  Messgeräten und Tabellen den Kurs ermittelt und schon wenige Sekunden später meldet er seinem Kommandanten "Angriffskurs ohne Vorhalt 280 Grad". Inzwischen hat der Kommandant durch das Sehrohr die Geschwindigkeit des feindlichen Schiffes festgestellt "Gegner fährt 12, Lage 90, Frage Vorhalt". "Vorhalt 20", antwortet der Obersteuermann, "Angriffskurs mit Vorhalt 260 Grad". 

 

Nun beginnt das übliche Katz- und Mausspiel. Um möglichst ungesehen die Angriffsposition zu erreichen, befiehlt der Kommandant "Auf 12 Meter gehen" - "Sehrohr vorsichtig ausfahren!" Um nicht gesehen zu werden, lässt der Kommandant das Sehrohr immer nur für kurze Zeit ausfahren, zwischendurch gleicht er die Fahrtstufe seines Bootes der Geschwindigkeit des feindlichen Dampfers an. Nach langem aufregenden Spiel hat endlich das U-Boot seine Angriffsposition erreicht. Schnell werden  noch die Angriffswerte der neuen Lage entsprechend korrigiert und dann ist es soweit... !

 

 

Immer wieder hat der Kommandant seine Besatzung durch das Mikrofon über die Lage des Kampfes orientiert. Es herrscht höchste Spannung, da ertönt das Kommando: "Rohr 2 klar machen zum Unterwasserschuss!" Der Torpedomaat bewässert das Rohr, füllt die Luftpatrone, die den Torpedo aus dem Rohr treiben soll, auf und spannt den Verschluss. Kurz danach befiehlt der Kommandant: "Mündungsklappe öffnen!" Schnell überprüft der Kommandant noch einmal seine Einstellung im Sehrohr. Das U-Boot ist nicht gesichtet worden, kein Mann der feindlichen Besatzung ahnt die kommende Katastrophe. "Rohr 2 fertig!" Langsam nähert sich das Bild des feindlichen Dampfers dem Fadenkreuz. Endlich ist es soweit: "Rohr 2 - los!" 

Mit der Stoppuhr in der hand überprüft der Torpedooffizier die Laufzeit des Torpedos. "60,,,, 40...,25..., 10...., 0.

Da - eine ungeheuere Detonation, der Schuss hat gesessen.

 

Der Kommandant hat durch das Sehrohr den Erfolg seines Angriffes festgestellt, da meldet auch schon der Posten am Unterwasserhorchgerät: "Schraubengeräusch aus 30 Grad!"  Der Kommandant befiehlt: "Auf größere Tiefe gehen!"   Der Posten: "Schraubengeräusch wird stärker, scheint feindlicher Zerstörer zu sein." Der Kommandant: "E-Maschinen stopp! - Größte Ruhe im Schiff!" Es folgen bange Minuten für die Besatzung. Da wird auch schon das Schiff von heftigen Detonationen erschüttert, Gläser klirren, ein Teil der Lichtleistung fällt aus, es beginnt die Jagd auf Leben und Tod. Endlich, nach stundenlanger Verfolgung, glaubt der Tommy, das deutsche U-Boot zerstört zu haben. Der Unterwasserhorchposten meldet: "Schraubengeräusch verliert sich in Richtung 105 Grad." Kurze Zeit später taucht auch das U-Boot, nachdem der Kommandant vorher durch das Sehrohr die Umgebung ab gesucht hat, wieder auf.


              


 

Der Blitzkrieg im Westen

 

Die "Blitzkriege" gegen Polen und Frankreich versetzten die Kriegsgegner und denen das noch bevor stand in Erstaunen. Eine variable Kampfesführung und unerhörte waffentechnische Überlegenheit am Boden und in der Luft ließen den Gegnern kaum eine Chance. Dem Feldzug gegen Frankreich ging die Einnahme von Belgien und  Holland voraus, die aus taktischen Gründen einfach überrannt wurden. Bis heute ist das Vorgehen höchst umstritten. Der Grund war die ungeschützte Nordflanke der Franzosen und die starken Bunkeranlagen entlang der Grenze zu Deutschland, die nicht so leicht einzunehmen waren. So aber drang die Wehrmacht von Norden kommend hinter die französischen Linien und die Befestigungswerke, die nun leicht einzunehmen waren. Den Franzosen blieb nur eine veränderte Strategie, die im nachfolgenden Bericht mit "Krieg an der Straße" bezeichnet wurde.

 

Der Bericht hält sich zwar an die tatsächlichen Abläufe, ist aber in der Wortwahl nicht ausreichend objektiv. Es ist eine alberne Marotte, den Gegner stark zu reden, damit die eigenen Erfolge in umso strahlenderem Licht stehen. So kommt die Unterstürzung durch die Luftwaffe viel zu kurz, die zusammen mit der Artillerie den Vormarsch sehr effektiv ebneten. Die französische Luftwaffe wurde schon recht früh am Boden und in der Luft zerstört, so dass unsere bei der Verteidigung in der Luft etwas schwerfälligen Stukas leichtes Spiel hatten. Die Franzosen kämpften mutig und entschlossen und fügten der Wehrmacht große Verluste zu.  Die immer wieder gegeißelte Strategie der französischen Heeresleitung, die kleinen Städte und Dörfer sowie die vielen Gehöfte für Paris zu opfern, war aus der Not heraus geboren und weniger in niederer Absicht gefasst. Unter dem Strich zählt allerdings das Ergebnis: Der Frankreich-Feldzug wurde zum Blitzkrieg und endete zunächst damit, dass die Verbündeten Frankreichs zusammen mit Teilen der französischen Truppen bei Dünkirchen ins Meer getrieben wurden und die Atlantikküste in deutscher Hand war.

Was entlang der Heerstraßen ablief, beschreibt der folgende Bericht.

 

 

 

Während im Artois und in Flandern Ende Mai (1940) das Schicksal der dort eingekesseltenfranzösischen und englischen Heeresteile sich zu entscheiden begann, hatte eine starke Kampftruppe des deutschen Westheeres den doppelten Auftrag, die von Abbeville nach Ost-Südost laufende deutsche Südfront zu halten und sich gleichzeitig auf den bevorstehenden neuen Gewaltstoß in südlicher Richtung vorzubereiten. Zu ihr gehörte unter den zahllosen Truppenteilen eine Division, die bei Amiens im Kernpunkt der deutschen Abwehrfront ihre doppelte Aufgabe vorausschauend und richtig auffassend, den Brückenkopf bei Amiens für die kommende Kampfhandlung nach Süden erweitert hatte; sie sah sich seit dem 27. Mai von einem erbitterten Angriff des Gegners angefallen. 

 

Trotzdem die Franzosen mit überaus starken Kräften angriffen und an einer Stelle über fünfunddreißig Panzerwagen gegen ein einziges deutsches Infanterieregiment angesetzt hatten, wurde der Stoß zurückgeworfen und unter Einsatz der gesamten eigenen Artillerie, der Flak und der Panzerjäger mit erheblichen Verlusten für den Gegner abgeschlagen. 

Immerhin hatten diese Kämpf ein Vorspiel dessen gegeben, was nun folgen sollte: Es wurde klar, dass die Franzosen, in der Erkenntnis, dass es ums Letzte ging, nun alle äußerste Kraft zusammennahmen, um den erwarteten deutschen Stoß mit härtestem Widerstand aufzuhalten. Dementsprechend waren drüben die Vorbe- reitungen, deren Bedeutung und kämpferischen Wert die deutsche Truppe allerdings im Verlaufe des Kampfes selbst erst erkennen konnte. 

 

Handelte es sich doch bei der französischen Verteidigung um die kilometerweit in die Tiefe gegliederte Weygand-Linie, die der deutschen Südfront gegenüber liegend, die französische "Siegfried-Stellung" bedeutete und von deren erfolg- reicher Verteidigung schließlich das Schicksal des Krieges und des Landes abhing.

 

Unaufhaltsamer Vormarsch über die Straßen Frankreichs, durch seine Dörfer und Städte; über seine Höhen und seine Flüsse rollt in ununterbrochener Kette das deutsche Heer, folgt bis in die vorderster Front der Nachschub.

 

Der französische Oberbefehlshaber General Weygand hatte in Auswertung der erst im Mai gemachten Kriegserfahrungen aus Belgien die bevorstehenden Kampfhand- lungen bewusst in die Dörfer und Ortschaften und damit in die Straßen selbst gelegt: Durch nachdrückliche Befestigung der Fermen und  Dorfstätten, der Gehöfte und Waldstücke hatte er so ein Verteidigungssystem geschaffen, dessen Durchbrechung an die deutschen Angriffstruppen allerletzte Anforderungen stellen musste. Im Laufe des Kampfes sollte sich sehr bald zeigen, welch große Meister die Franzosen gerade in der Kunst der Verteidigung und Befestigung sind, und dass den deutschen Truppen an Schärfe des Einsatzes und an hartem Willen nichts erspart blieb, wenn sie trotz der geschickten und umfassenden Verteidigungsanlagen des Gegners auch hier wieder Sieger bleiben sollten.

 

 

Der Schrecken des Feindes, unsere Panzerkampfwagen, die tief in seine Front einbrachen, ihn zurückwarfen, so dass schließlich sein Rückzug zur Flucht wurde, rattern über das graue Band staubiger französischer Landstraßen und Feldwege. Sie waren es, die der Infanterie den Weg über die stärksten Widerstandsnester bahnten.

 

Unsere unvergleichliche Infanterie vollbrachte in Staub und Hitze gewaltige Marsch- leistungen. War der Feind nach nach erbitterter Gegenwehr geworfen und die Panzerspitze zusammen mit den schnellen Truppen vorausgeeilt, so folgte unsere Infanterie in Gewaltmärschen und mehrmals konnte der OKW-Bericht ausdrücklich betonen, dass sie in kurzer Zeit Anschluss an die Panzerspitzen gefunden hatten.

 

In den  Morgenstunden des 5. Juni brach der neue deutsche Angriff los. Unter Einschiebung von Panzerdivisionen, deren Durchbruchsaufgabe klar war, hatten die Infanterie- Divisionen die Hauptlast des Kampfes zu tragen, der sofort nach dem Antreten sehr erbitterte und blutige Formen annahm. Nach kürzester, aber stärkster Artillerievorbereitung durch die Division aus dem Brückenkopf von Amiens rückte man vor und sah sich sehr schnell der neuen französischen Verteidigung in einer Kampfesweise gegenüber, die mit besonderen Mitteln gebrochen werden musste. Ging doch die Anweisung des Generals Weygand dahin, die den Widerstand in offenem Gelände meist schnell überwindenden deutschen Panzerregimenter durchzulassen und dann den unberührt gebliebenen, aber von den Franzosen auf das geschickteste befestigten und auf das heftigste verteidigten Dörfern, Höfen und Wäldern aus den Durchbruch der gesamten deutschen Angriffstruppe schließlich zu brechen. Bereits unmittelbar vor der Sturmausgangsstellung traf die Division daher auf erbittersten Widerstand in den Dörfern Dury und St. Fuscien dicht südlich Amiens. Der Gegner wehrte sich hier beim ersten Ansturm gegenüber auf das stärkste und ein Gehöft am Südausgang vo Dury, welches wie all diese Dörfer in der Weygand-Linie durch schwere Barrikaden, zahlreiche Tretminen und eine Unzahl von flankierenden Maschinengewehren, durch Nahkampfgeschütze und eine tapfere Besatzung besonders widerstandsfähig ausgebaut worden war, hatte diesen Stützpunkt so stark gemacht, dass es erst des Einsatzes von besonderen Infanteriestoßtruppen und von Flammenwerfern bedurfte, um den Widerstand zu brechen.

 

 

Stunden vergingen darüber und während zwischen diesen und anderen Dörfern der Weygand-Linie andere Einheiten der Angriffstruppe sich zwar vorarbeiteten, aber dem flankierenden Feuer der Dörfer immer wieder liegen blieben, zischten immer noch aus den Schießscharten der dicken Hofmauern jener Ferme die feindlichen MG-Garben in den deutschen Angriff hinein. Erst nach langem und heißem Kampf gelang es, den sich besonders erbittert schlagenden Gegner durch völlige Vernichtung zu beseitigen. Damit hatte die Division ein Stück aus dem Hauptkampffeld der Franzosen herausgebrochen und an dieser Stelle eine Bresche geschlagen.

 

Befehlsgemäß nach Südosten abschwenkend, stand die Division am folgenden Tag vor der gleichen Aufgabe. Das Landstädtchen Boves mit den anliegenden Waldstücken bot erneut heftigen Widerstand, und um die in der Nähe liegende Cambos-Ferme entspannten sich erbitterte Kämpfe, deren Heftigkeit durch die mit großem Geschick ausgebauten französischen Stürzpunkte noch vermehrt wurde. Hier wie fast überall hatten die Franzosen eine oder mehrere leichte Batterien dicht hinter oder vor dem Dorf offen, aber gut getarnt aufgestellt, sie mit reichlicher Munition versehen und die französische Artillerie, an sich schon immer gut und durch die Wendigkeit vom Weltkrieg her bekannt, leistete sehr erheblichen Widerstand, so dass es abermals des gesamten Willens und der entschlossenen Tatkraft der deutschen Regimenter bedurfte, um auch dieses Bollwerk schließlich zusammenzuschlagen und zu nehmen. Unter nicht unerheblichen Verlusten war es schließlich gelungen. Wo aber der deutsche Angriff den Erfolg nach heftigem Kampf gebracht hatte, hatte der Franzose zuletzt alles stehen und liegen lassen und reiche Beute war der Angriffstruppe in die Hand gefallen. Doch sah sie sich, selbst mitgenommen von der blutigen Arbeit und in die Tiefe der Weygand-Linie immer weiter hinein stoßend, am nächsten Tag der gleichen Aufgabe gegenüber.

 

 

Feuerspeiende Städte lagen auf der gesamten Angriffsfront unserer Truppen. Der überlegene Angriffsgeist unseres Heeres durfte in diesem "Krieg an den Straßen" auch dann nicht scheitern, wenn der Franzose bis zur letzten Konsequenz Stadt und Dorf verteidigte. Wenn so Dutzende von Dorfstätten in Brand aufgingen und in Trümmer fielen, so ist das eine Schuld, die Frankreich allein tragen muss.

 

Kampf um Dörfer und Ortschaften. In Auswertung der im Mai gemachten Kriegs- erfahrungen aus Belgien hatte der französische Oberbefehlshaber General Weygand die Kampfhandlungen bewusst an die Straßen und damit in die Dörfer und Ortschaften gelegt. An der Straße sollten die deutschen Angriffsdivisionen zerschellen. Trotz härtesten Widerstands wurde das Schicksal Frankreichs nicht aufgehalten-

  

Über Remiencourt, Dommartin und Moreuil brach die Division am nächsten Tag immer weiter in das französische Verteidigungssystem hinein, um immer wieder aus Dörfern und Waldstücken von heftigstem Feuer empfangen zu werden und sich einem Widerstand gegenüber zu sehen, der an Härte nicht abnahm, sondern bei dieser und anderen Divisionen der deutschen Angriffstruppe an Stärke immer noch zuzunehmen schien. Die Entscheidung hier, wo die Truppe fühlte, durch der Durchstoß durch die Befestigungslinie der feuerspeienden Dörfer vor dem Erfolg stand, brachte erst ein Regiment, das noch an der Somme zwischen Amiens und Corbie gestanden hatte und nach Durchbrechung und Überwindung der dortigen befestigten Dörfer den Anschluss an die Division in südwestlicher Richtung wieder suchte. Es sah die Not drüben, es sah die brennenden Dorfstätten, es wusste um den erbitterten Widerstand, der sich längs der Straßen in südlicher Richtung noch zu verstärken schien, und obwohl alle Flussübergänge zerstört waren, marschierte dieses Regiment, ohne Rast und ohne Fahrzeuge , die Maschinengewehre, die Granatwerfer und die anderen Infanteriewaffen in der Hand und auf dem Rücken mit sich schleppend, auf den Brennpunkt des Kampfes zu. Der Gegner hielt diesen Stoß nicht mehr aus. Im blutigen, auch nächtlichen Häuserkampf ward er hier geworfen und nun machten sich, nachdem der deutsche Angriffsschwung erst richtig zur Auswirkung gekommen war, drüben die ersten Zeichen der Auflösung sichtbar.

 

Die unerwartete Stoßkraft der deutschen Regimenter, die es fertiggebracht hatten, auch die festen und so nachhaltig verteidigten Stützpunkte der Weygand-Linie zu durchbrechen, die, auf den Straßen sich vorwärts kämpfend Dorf um Dorf schließlich in ihre Hand brachten, hatte die Widerstandskraft der französischen Truppen schließlich zermürbt. Der Rückzug der französischen Armeen, die die Weygand-Linie unter allen Umständen hatten halten sollen, begann, er artete bald in Flucht aus, die Gefangenzahlen mehrten sich und währen die deutsche Artillerie das Hintergelände, fernliegende Dörfer und die Rückzugsstraßen mit schwerem Feuer belegte, fand man bereits in den nächsten Tagen einzelne Orte vollgestopft mit zurückgelassenen französischen Fahrzeugen, mit noch geladenen Geschützen und mit einer Unmasse von fortgeworfenen Gerät- und Ausrüstungsstücken.

 

 

 

 

Wohl wechselten immer wieder Angriff und Verfolgung, und in zahlreichen, oft mehrfachen täglichen Marschgefechten wurden die südlich liegenden, nun schnell abermals zur Verteidigung hergerichteten Dörfer und Gehöfte genommen, aber die Tatsache der Durchbrechung der Weygand-Linie ließ den Widerstand des Gegners erlahmen. In zahllosen langen Kolonnen auf den Straßen vorwärts marschierend und fechtend, brach die deutsche Angriffstruppe nach Süden sich Bahn und erreichte schon in den nächsten Tagen das Dorf Maignelay. Motorisierte Vorausabteilungen jagten hinter dem Feind her, der wichtige Oise-Übergang von Creil wurde in nächtlichem Häuserkampf genommen, ein Brückenkopf gebildet, man drang in den Wald von Chantilly ein, und so stand die Angriffsdivision von Amiens bereits am siebten Angriffstag in  der Gegend von Senlis vor der Schutzstellung von Paris, die der Franzose, weil er anders nicht mehr konnte, nun vor dem beabsichtigten deutschen Angriff räumte. 

 

Er gab Paris damit auf!

 

Es hatte alles nichts genutzt. Die Tapferkeit der französischen Soldaten, die der Führer dem französischen General in der Präambel der Waffenstillstandsbedingungen in Compiègne ausdrücklich bestätigen ließ, war groß gewesen, ihre Standfestigkeit gut und ihr Widerstand war mit äußerster Härte durchgeführt worden. So bleibt es ein besonderes Ruhmesblatt der deutschen Divisionen, dass sie auch in der neuen Kampfesweise, die man "den Krieg auf den Straßen" nennt, siegreich blieben. Wohl hatten die Franzosen erkannt, dass der Ausbau erkennbarer Stellungslinien im heutigen Blitzkrieg und bei der Überlegenheit der deutschen Luftwaffe nicht mehr angewandt werden konnte.

 

 

Das blieb übrig!

Feindliche Panzerabwehrkanonen, die den Vorstoß unserer Panzerkampfwagen aufhalten sollten, wurden zermalmt.

 

Den Schutz der Straße übernehmen Flak, Panzerabwehrgeschütze und andere artillerietechnische Waffen. In den ersten Tagen der Offensive, als die Luftwaffe des Feindes noch nicht gänzlich vernichtet war, erfolgten immer wieder Bomben- angriffe, die den Aufmarsch unserer Truppen stören sollten. Die Angriffe des Feindes brachen an allen Stellen im Abwehrkampf unserer Waffen zusammen.

  

Ingrimmig um die Verteidigung ihres Landes bemüht, verlegte die französische Führung den letzten und entscheidenden Kampf an die Straßen und in die Dörfer, und wenn so ungezählte Dutzende von Dorfstätten in Flammen aufgingen und in Trümmer fielen, so ist das eine Angelegenheit, die Frankreich allein tragen muss. Wesentlich allein bleibt hier die Feststellung, dass die neue Kampfesweise der Franzosen von der deutschen Führung und der deutschen Truppe schnell erkannt, dass alle Folgerungen gezogen und alles getan und hergegeben wurde, um die Überlegenheit des deutschen Angriffs auch hier, im "Krieg an den Straßen", nicht scheitern zu lassen. Mit beispielloser Wucht warfen sich die deutschen Infanterieregimenter, oft unterstützt durch die Bresche schlagenden Stuka-Geschwader, den flammenspeienden Dörfern entgegen, mit größter Treffsicherheit bekämpfte die Artillerie den Widerstand, mit unbändigem Schneid drangen die Stoßtrupps der Infanterie und der Pioniere in die feuersprühenden Festungen ein, und Dorf um Dorf fiel so nach meist heftigem Häuserkampf doch in die Hand der deutschen Truppen.

 

 

Der Kampf hatte nicht unwesentliche Verluste gekostet, aber auch dieser Feldzug war bereits am dritten Tage mit der Durchbrechung der Weygand-Linie gewonnen und der Einmarsch und Durchzug durch Paris gaben den siegreichen deutschen Regimentern jene Anerkennung ihrer Bewährung, die der Soldat braucht, wenn er nach so hartem und blutigen Kampf gegenüber einem tapferen Gegner das Ziel erreicht hat.

 

 

Der Krieg raste über diese Straße, zerschmetterte Nachschubkolonnen, vernichtete Artilleriestellungen. Tausende und Abertausende von Ausrüstungsgegenständen zeichnen den Weg der geschlagenen Armee eines Landes, das in blindem Vertrauen auf britische Hilfe und in verblendeter Selbstüberhebung dem Deutschen Reich den Krieg erklärte.

 

Unter der Straßendecke lauert der Tod. Überall hat der Feind über die Straßen verstreut Minen aller Art und Größe gelegt. Unsere Pioniere machen diese Minenfelder der Straße unschädlich, damit die Kolonnen der LKW und PKW, damit die marschierende Infanterie ohne Gefahr ihren Weg weiter nehmen können.


 

Der Tod spricht seine eigene Sprache

 

Man findet nicht selten in den Heften "Die Wehrmacht" Bilder, wie die unten stehenden. Sie zeigen Gräber am Wegesrand, für die genügend Zeit bestand, sie auszuheben und die Kameraden angemessen zu bestatten. Man kann sich allerdings leicht vorstellen, was nach dem Krieg aus den Gräbern am Feldesrand wurde. Auf der anderen Seite überrannten die Kampfeinheiten immer wieder Mensch und Tier, die dann oft wochenlang verwesend am Straßenrand lagen oder gar von den folgenden Fahrzeugen platt gefahren wurden. Beide Bilder entstanden in Polen, das innerhalb weniger Tage überrannt worden war.

 

 

 


 

Werben um Eisenbahnpioniere zu Kriegsbeginn

 

Im Januar 1939, als in Erwartung schwerer militärischer Auseinandersetzungen kräftig aufgerüstet wurde, musste auch eine Truppe aufgestellt werden, die die für Truppenverlegungen und den Nachschub so wichtigen Bahnlinien pflegen und bei Zerstörung wiederherrichten sollten. Weil im Ersten Weltkrieg gerade diese Truppe Besonderes geleistet hatte und praktisch unverzichtbar war, griff man auf die Erfahrungen, die bewährten Strukturen und die noch vorhanden Kräfte zurück, um eine neue schlagkräftige Truppe aufzubauen.

 

Der nachfolgende Bericht setzt deshalb auf den Verdiensten von vor 1939 auf und war als Werbung für diesen Truppenteil gedacht. Man versuchte, allen benötigten Bevölkerungs-Gruppen je nach Befähigung die Eisen- bahnpioniere schmackhaft zu machen. 

 

Als später europaweit die Zerstörungsmaschinerie angelaufen war, wuchs die Truppe gewaltig an und musste praktisch an allen Fronten die Feuerwehr spielen. Teile der Truppe hatten auch andere Aufgabengebiete, wie den Bunkerbau und die Zerstörung von Bahnanlagen auf einem möglichen Rückzug. Dabei waren die Soldaten permanent Angriffen regulärer Truppen, aber auch von Saboteuren und Partisanen ausgesetzt. 

 

Als gegen Ende des Krieges die Befehle "verbrannte Erde" erteilt wurden, hielten die Eisenbahnpioniere mit dem Verminen und Zerstören von Bahnanlagen und Straßen ganz wesentlich den Feind auf und verschafften dem mehr oder weniger geordneten Rückzug die benötigte Luft.

 

Eine der herausragenden Arbeiten war übrigens die Seilbahn übers offene Meer von der Halbinsel Kertsch zum festen Teil des Kuban-Brückenkopfes, mit der neben Ausrüstung auch die Verwundeten transportiert wurden. Man rettete so Tausende von Soldaten. Eisenbahnpioniere waren nebenbei auch echte Haudegen, die sich tapfer schlugen, wenn sie in Kämpfe verwickelt wurden.

 

 

Im Weltkrieg wurde diese 500 Meter lange hohe Brücke über den Njemen von 4 Kompanien in 10 Wochen erbaut.

 

 

 

Von Hauptmann Lange

Inspektion der Eisenbahnpioniere im Oberkommando des Heeres

(Die Wehrmacht, 3. Jahrgang, Heft Nr. 2 vom 18.01.1939)

 

Als vor einem Monat die feierliche Vereidigung der Rekruten des ersten Regiments der nach 20 Jahren wiedererstandenen Eisenbahntruppe stattfand, als dem Regiment vom Inspekteur der Pioniere, Eisen- bahnpioniere und Festungen die vom Führer verlie- henen Standarten übergeben wurden, da erwachte mit einem Schlag die Erinnerung an jene Regimenter, die im Weltkrieg Hervorragendes geleistet haben. Die alten Regimentsfahnen in den schwieligen Händen der jungen Soldaten des neuen Heeres flatterten im Wind, als brächten sie den Gruß einer unvergesslichen ruhmreichen Truppe der alten Armee, deren Gruß ihrer gefallenen Helden. Die alte Eisenbahntruppe hatte im Jahre 1918 aufgehört zu bestehen, das Schanddiktat von Versailles zerschlug sie zusammen

mit anderen Spezialtruppen. Eine schlagkräftige Waffe sollte der Deutschen Nation genommen werden.

Im Jahre 1871 hatte der damalige Generalstabschef, Generalfeldmarschall Graf von Moltke, die Aufstellung von Eisenbahntruppen gefordert, als er mit weitschau- endem Blick den Eisenbahnen die zukünftige hohe Bedeutung für die Kriegsführung voraussagte.

Bei Ausbruch der Mobilmachung 1914 bestanden die 1. Eisenbahnbrigade (Eisb.Rgt. 1 und Eisb.Batl. 4) in Berlin-Schöneberg, die 2. Eisenbahnbrigade (Eisb. Rgt. 2 und 3) in Hanau, das bayerische Eisenbahn- bataillon in München und die Direktion der Militär- Eisenbahn mit der Betriebsabteilung.

Die im Frieden vorhandene Eisenbahntruppen bildeten

die Stämme für die zu Kriegsbeginn aufzustellenden Eisenbahnbauformationen in der Stärke von

 

30 Eisenbahnbaukompanien

26 Reservebaukompanien

  7 Landwehrbaukompanien

11 Festungsbaukompanien und

  4 Eisenbahnarbeiter-Bataillone

     (später Eisenbahnhilfsbataillone genannt)

 

Die Jahrhundertwende hatte bereits die junge Eisen- bahnpioniertruppe vor die ersten großen Aufgaben gestellt.1900 bis 1901 wurden sie im fernen Osten eingesetzt, als es galt, die von den Chinesen zerstörte Verkehrslinie Yangtun-Peking wiederherzustellen.

 

 

Wiederherstellung eines in Siebenbürgen während der Kämpfe um Rumänien im Weltkrieg zerstörten Viadukts. Die Arbeiten wurden von den damaligen Eisenbahntruppen in schwindelnder Höhe von 64 Metern ausgeführt.

 

 

DEr Bau schwerster Eisenbahn-Kriegsbrücken ist die Krönung der Arbeit der Eisenbahnpioniere.  Die nachfol- genden Bilder zeigen den Bau einer dreistöckigen Kriegsbrücke auf dem Übungsplatz eines Eisenbahnpionier- regiments. An der Bauspitze steht ein Laufkran für die Bewegung und das Einsetzen der schweren Träger. Der in das Flussbett eingelassene aus Holz und Stahl konstruierte Brückenpfeiler, den das Bild unten rechts in Vergrößerung zeigt, hat eine Tragfähigkeit von über 100 Tonnen

Im Jahre 1904 brach der Hereroaufstand aus, der auch die Eisenbahnpioniere nach Deutsch-Südwestafrika rief. Hier gab es Arbeit in Hülle und Fülle, denn die Strecke Swakopmund-Windhuk war dem Erdboden gleich- gemacht, eine 320 Meter lange Landungsbrücke vor Swakopmund musste gebaut, neue Wege mussten erschlossen und zahlreiche Wasserstellen erbohrt werden.

 

Dann kam der Weltkrieg mit seinen ungeheuerlichen von Jahr zu Jahr sich steigernden Anforderungen, beeinflusst in besonderem Maße von zwei Faktoren, von Masse und Technik. Die Auswirkungen ersieht man daraus, dass am Ende des Weltkrieges 442.000 Mann dem Feldeisenbahnhof unterstellt waren. Große Aufgaben waren zu erfüllen, es galt, zerstörte Strecken und Brücken wiederherzustellen, neue Strecken zu bauen und umgekehrt Zerstörungen jeglicher Art durch- zuführen. Die Zeit bedingte die Aufstellung von Spezial- einheiten, wie Unterwasserschneidekommandos, Brunnenbohr-, Seilbahnbau- und -betriebsabteilungen, Maschinenparks, Werkstätten, Depots, Holzfäller- und Bergbaukompanien u.a.m..

 

Unerhörte Leistungen wurden erzielt, vom einfachen Umnageln der Spur bis zum schwersten Brückenbau, ganz gleich, ob behelfsmäßig oder aus vorbereitetem Kriegsbrückengerät. Bis zum Mai 1916 kamen allein auf dem östlichen Kriegsschauplatz an Brückenbauten für Vollbahn (Feldbahnen und Kleinbahnen nicht mitgerechnet) zusammen rund 35 Kilometer Brücke zu Ausführung, das bedeutet für die 500 Tage Krieg bis dahin eine Tagesleistung von 70 Meter fertiger Brücke!

Dazu waren in der selben Zeit auf russischem Boden allein 1100 Kilometer Vollbahnen, d.h. eine Strecke von Köln bis Königsberg/Pr. neu gebaut worden.

 

Die Leistungen der Eisenbahntruppe im Weltkrieg hat kein geringerer als Generalfeldmarschall von Hindenburg als "hervorragend" bezeichnet. Die Opferbereitschaft der Truppe findet ihren Niederschlag in der Verlustliste, nach der 152 Offiziere und 3138 Unteroffiziere und Mannschaften, das ist über drei Viertel des Friedensbestandes, im Weltkrieg auf dem Feld der Ehre geblieben sind.

 

Unserem Führer ist es zu danken, dass durch die Wiederherstellung der Wehrhoheit und die machtvolle, mit allen Waffen der Neuzeit erfolgte Ausgestaltung der Armee auch die Eisenbahnpioniertruppe wieder ins Leben gerufen werden konnte. Sie bietet jungen Leuten, die aktive Truppenoffiziere werden wollen, beste Aussicht auf Vorwärtskommen, vorausgesetzt, dass neben der selbstverständlichen soldatischen Passion, einer uneingeschränkten Lust und Liebe zum Offiziers- beruf und vollen Hingabe an den Dienst ebensoviel Talent und Verständnis für die technische Truppe, wie überhaupt für die Technik im allgemeinen, mitgebracht werden.

 

 

Die Eisenbahnpioniertruppe ist eine hochwertige technische Bautruppe, die, wies so oft angenommen, mit Eisenbahnbetrieb so gut wie nichts zu tun hat. Die Regimenter erhalten die allgemeine militärische Ausbildung im Exerzieren, Schießen und Gefechtsdienst und im allgemeinen technischen Dienst wie Spreng-, Sperr- und Wasser- dienst wie die Pioniere. Daneben läuft die Ausbildung im Eisenbahnbau und im Bau schwerer und schwerster Brücken für sämtliche in Deutschland vorkommenden Verkehrslasten, d.h. Lasten bis zu den schwersten und modernsten Lokomotiven. Gerade der schwerste Brückenbau adelt die Arbeit der Eisenbahnpioniere. Hier gilt es, ein Offizierskorps zu schaffen aus Männern mit körperlicher und geistiger Eignung, mit Charaktereigenschaften und mit viel Liebe und Passion zur Technik.

 

  

 

Bei den Offizieren des Beurlaubtenstandes muss eine technische Veranlagung und Fachausbildung als Bauingenieur oder Bautechniker vorausgesetzt werden, da Nichtingenieure den technischen Anforderungen unmöglich gewachsen sein können. Jungen Leuten, insbesondere Abiturienten, von denen die aktive Dienstpflicht möglichst vor Beginn des Hochschulstudiums oder des Besuches höherer technischer Lehranstalten erfüllt sein soll, wird angeraten, sich vorzeitig als Freiwillige zu melden. Sie haben den Vorteil, dass sie vor dem Zeitpunkt der Aushebung ihres Geburtsjahrganges vorzeitig ihre zweijährige aktive Dienstpflicht zu einem Zeitpunkt erfüllen können, der ihnen für ihre spätere berufliche Aus- und Weiterbildung erwünscht ist; zum anderen können sie sich ein Eisenbahnpionierregiment wählen, bei dem sie dienen möchten. Solchen jungen Leuten, die einen bautechnischen Beruf anstrebe, bieten sich bei sonstiger Eignung gute Aussichten, Reserveoffizier der Eisenbahnpioniere zu werden.

 

 

Einsatz der Eisenbahnpioniere beim Einmarsch ins Sudetenland: In großer zahl waren von den Tschechen kleine Eisenbahnbrücken zerstört worden...

 

...die in kurzer zeit von unseren Truppen unter kräftigem "Hau-Ruck"...

   

 

Fachhandwerkern bietet sich bei der Eisenbahnpioniertruppe beste Gelegenheit für ihre spätere berufliche Aus- und Weiterbildung. Es sei zum Schluss darauf hingewiesen, dass die Merkblätter: "Der Offiziersnachwuchs des Heeres" und "Merkblatt für den Eintritt als Freiwilliger in das Heer" bei dem für den dauernden Aufenthalt des Bewerbers zuständigen Wehrbezirkskommando bzw. Wehrmeldeamt zu erhalten sind, bei dem auch die Vorlage des Annahmegesuches als Freiwilliger zu erfolgen hat. Bewebungsgesuche zwecks Einstellung als Fahnenjunker bei der Eisenbahnpioniertruppe können nur gerichtet werden an den Kommandeur des Eisenbahnpionierregiments 68, z. Zt. in Rehagen-Klausdorf, Krs. Teltow und an den Kommandeur des Eisenbahnpionierbatallions 56 in Kornenburg a.d. Donau bei Wien.

 

 

...vorschriftsmäßig durch Holz- und Stahlverstrebungen wiederhergestellt wurden

 

Zahlreiche Grenzstrecken hatten die Tschechen durch Gleisaufreißmaschinen zerstört. Das alte Material war dadurch völlig unbrauchbar geworden und die Strecken mussten neu gelegt werden.

  


 

 

Rolle der Wirtschaft in der Rüstung

 

Zu Beginn des Jahres 1940 wurde die Rolle der Wirtschaft bei den Kriegsvorbereitungen und damit die Leistungsfähigkeit der Rüstungsindustrie gepriesen. Man machte das in der Absicht, die ehemaligen Kriegsgegner des Ersten Weltkriegs zu beeindrucken. Es war nämlich gelungen, Deutschland mit tatkräftiger Hilfe der Wirtschaft wieder  aufzurüsten. Die Vierjahrespläne waren so aufgebaut, dass man unschwer die Absicht erkennen konnte. Alle Zeichen standen auf Krieg und es war klar, dass die Art der produzierten Waffen nicht viel mit einem Verteidigungskrieg zu tun hatten. Der Industrie war auch klar, woher das benötigte Geld für einen oder mehrere Kriege kommen sollte, das in ihre Taschen floss. Es mussten Siege her, mit deren Hilfe man Länder unterwerfen und ausbeuten konnte. Polen war ein erstes Beispiel, wenn hier auch nur Steinkohle und Stahl zu holen waren. Der Polenfeldzug war als Generalprobe gedacht, die ja auch für das Militär und die Kriegsgewinnler überaus erfolgreich verlief. Von den vielen Toten auf beiden Seiten war kaum die Rede, denn das hätte nur in den Umsatz- und Gewinnbetrachtungen der Industrie gestört, die Adolf Hitlers Pläne äußerst bereitwillig umsetzten. Es war schnell klar, dass weitere Beutezüge folgen sollten und der Blick ging bereits nach Westen.

Bei diesen Informationen ist fast unverständlich, wie arglos die späteren Kriegsgegner dieser Kraftstrotzerei gegenüber standen. Man konnte genau sehen, was passieren würde, auch wenn die Außenminister noch an eine begrenzte Auseinandersetzung glaubten und eine weitere Ausdehnung des Konflikts verhindern wollten.

 

In den deutschen Fabriken lief alles wie geschmiert und es waren vor allen Dingen logistische Meisterleistungen, die alle Kräfte zu bündeln verstanden. Alles war von langer Hand vorbereitet und es ist absolut undenkbar, dass die Industrie nicht eingebunden war. Sie stützte ein System, das ihnen größte Gewinne in Aussicht stellte. Selbst wenn das Regime scheitern sollte, hätten sie alle ihr Geld verdient. Hier zeigt sich wieder die Parallele zur heutigen Situation. An allen Brennpunkten der Welt werden Kriege geführt, bei denen immer die gleichen Branchen profitieren. Damals wie heute werden Politiker deshalb kräftig unterstützt, wenn sie den Verbrauch von Waffen und Munition garantieren. Ob es sich dabei um Diktatoren in Afrika, dem Balkan, dem Orient oder US-Präsidenten handelt, Terroristen oder Friedenstruppen - immer ist die Industrie dabei und verdient kräftig mit. Der Blick ist dabei vor allen Dingen auf Rohstoffe gerichtet, die es als Handlanger der Sieger billig zu erwerben gilt.

 

Unsere Rüstungsindustrie an der Spitze

("Die Wehrmacht", 31. Januar 1940)

 

Heute weiß jeder Soldat an der Front und jeder Volksgenosse in der Heimat, dass ein moderner Krieg nicht nur eine militärische Auseinandersetzung, sondern auch ein wirtschaftlicher Kampf größten Ausmaßes ist. Es liegt ein gutes Stück Wahrheit in den Worten eines französischen Generals, der den Krieg unserer Tage als "Krieg der Fabriken" bezeichnet hat.

 

Dem Krieg gewaltiger Millionenarmeen an den Fronten steht der Aufmarsch der Industrien im Hinterlande gleichbedeutend zur Seite; denn ohne eine hochleistungsfähige Industrie, die der Wehrmacht Waffen und Munition aller Gattungen in unbeschränktem Maße zur Verfügung stellt, ist das tapferste Heer letzten Endes zur Ohnmacht verurteilt. Umgekehrt gibt eine hohe industrielle Kriegsbereitschaft und Leistungsfähigkeit den Armeen die Waffen in die Hand, die ihnen die Möglichkeit und die Kraft zur Erringung des Sieges verleiht.

 

Der deutsche Soldat kämpft heute in dem sicheren Bewusstsein, dass ihm die Waffenschmiede in der Heimat all das Kriegsmaterial liefert, das er für die Verteidigung der Sicherheit und der Ehre Deutschlands benötigt. Die deutsche Industrie ist nämlich heute so stark und leistungsfähig wie nie zuvor. Dies gilt sowohl hinsichtlich der eigentlichen Rüstungsindustrie, als auch derjenigen Industriezweige, die erst im Ernstfalle auf die Herstellung von Kriegsgerät umgestellt werden.

 

Der Führer gab in seiner letzten großen Reichstagsrede bekannt, dass für die Wehrhaftmachung des deutschen Volkes in den letzten sechs Jahren rund 70 Milliarden RM ausgegeben worden sind. In dieser gewaltigen Ziffer dokumentiert sich die Leistungsfähigkeit der deutschen Rüstungsindustrie, natürlich einschließlich der Produktionsgüter- und Rohstoffindustrie im weitesten Sinne. Zum Vergleich sei noch erwähnt, dass sich die Rüstungsausgaben Englands in dem gleichen Zeitraum auf 25 Milliarden RM und die Frankreichs sogar nur auf 15 Milliarden RM belaufen haben. Klarer vermag die Überlegenheit der deutschen Rüstungsproduktion kaum in Erscheinung zu treten.

Besonders groß ist der Vorsprung Deutschlands auf dem Gebiet des Flugzeugbaues. Selbst in der ausländischen Presse wurde zugegeben, dass das Deutsche Reich heute mehr - und bessere - Flugzeuge baut als Frankreich und England zusammen genommen. Die britische und französische Luftfahrtindustrie sind nicht in der Lage, den Bedarf ihrer Länder aus eigener Produktion zu befriedigen. Die Regierungen der beiden Staaten sehen sich deshalb gezwungen, bei der amerikanischen Flugzeugindustrie Bestellungen in größerem Umfange zu tätigen. Unsere deutschen Flugzeugwerke haben dagegen nicht nur unsere heutige gewaltige Luftflotte zu erstellen vermocht, sondern sie haben darüber hinaus noch Flugzeuge für die Ausfuhr produziert. Deutschland ist in Fluggerät zum führenden Exportland Europas, wahrscheinlich sogar schon der Welt geworden.

 

Zur rein zahlenmäßigen Stärke und Leistungsfähigkeit der deutschen Luftfahrtindustrie kommt hinzu, dass die deutschen Flugzeuge auch qualitativ die besten der Welt sind. In wenigen Jahren gelang es deutschen Flugzeugkonstrukteuren, den Unterschied vom Rekordflugzeug zum Jagdflugzeug hinsichtlich der Schnellflugleistung zu beseitigen. Am 5. Juni 1938 stellte Generalleutnant Udet auf einem Jagd-Einsitzer mit 635 Kilometer pro Stunde einen neuen Weltrekord auf. Dieser wurde am 30. März 1939 von Flugkapitän Dieterle auf 746,66 Kilometer hinaufgeschraubt. Eine Leistung, die in der ganzen Welt größte Beachtung hervorrief. Sie wurde aber wenige Zeit später noch durch den phantastischen neuen Weltrekord von Flugkapitän Wendel mit 755 km/h übertroffen.

 

Es ist aber nicht nur die eigentliche deutsche Rüstungsindustrie, die in der ganzen Welt unerreichte Spitzenleistungen vollbringt. Auch die im weiteren Sinne für die Kriegsgeräteerzeugung arbeitenden Industriezweige haben in den letzten Jahren einen ungewöhnlichen Aufschwung genommen. Das ist außerordentlich wichtig. Denn die im Kriege notwendige weiteste Ausdehnung der Kriegsmaterialproduktion ist entscheidend abhängig von der Größe und dem Zustand der sog. Produktionsgüterindustrie, d.h. also insbesondere von dem Bergbau, der Eisen- und Metallindustrie, der chemischen und elektrotechnischen Industrie, dem Fahrzeugbau und dem Baugewerbe.

Die deutsche Rohstahlerzeugung erreichte im Jahr 1939 mit rund 23 Millionen Tonnen einen alle früheren Produktionsjahre weit überragenden Stand. Mit dieser Leistung übertraf sie beispielsweise die Rohstahlerzeugung Englands, die sich 1938 auf 10,6 Millionen Tonnen stellte, um erheblich mehr als 100 Prozent. Noch günstiger wird die deutsche Stahlerzeugung durch die Besetzung polnischer Industriegebiete. Die deutsche Eisen- und Stahlerzeugung erfährt dadurch eine Steigerung von weiteren 2 Millionen Tonnen im Jahr. Dabei ist besonders zu bemerken, dass sich die polnische Produktionsziffer unter deutscher Verwaltung noch ganz erheblich erhöhen wird.

Die für Rüstungszwecke so besonders bedeutungsvolle Maschinenindustrie hat gleichfalls in ihrer Erzeugung eine Rekordhöhe erreicht. Ihr Produktionswert stieg von 1,4 Milliarden RM 1932 auf 5,5 Milliarden RM im Jahr 1938. Im Jahre 1939 wurde durch die Verlängerung der durchschnittlichen Arbeitszeit und durch verschiedene Rationalisierungs- und Ausbaumaßnahmen eine weitere Zunahme der Produktion erzielt.

 

 

Diese Bilder wurden nicht nur in Deutschland veröffentlicht, sondern sie gingen um die ganze Welt. Wer bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht im Bild war, musste so langsam erkennen, welche Machtinstrumente Adolf Hitler in der Hand hielt. 

 

Natürlich wucherte man mit dem Pfund, dass die Deutschen besonders kreativ, fleißig und ideenreich seien. Man darf aber nicht vergessen, dass das alles nur umsetzbar ist, wenn auch das Geld stimmt, das Deutschland eigentlich gar nicht hatte. Man musste es sich also irgendwo her holen. Das Rezept hieß: Eroberungskriege und Ausbeutung der Besiegten. Der Wirtschaft waren bare Münze und kostenlose Arbeitskräfte willkommen. Beides wurde auf grausame Weise beschafft und zur Verfügung gestellt. Man muss der gesamten Wirtschaft vorwerfen, aktiv und treibend am Krieg beteiligt gewesen zu sein und alles getan zu haben, um sich gewissenlos zu bereichern.

 

 

        

 

Der deutsche Steinkohlebergbau steht heute im Zeichen höchster Ausnutzung seiner Kapazität. Während 1932 nur rund 105 Millionen Tonnen Steinkohle in Deutschland gefördert wurde, betrug die Förderziffer 1938 186 Millionen Tonnen. Ausgeführt wurden im Jahre 1938 25,7 Millionen Tonnen Steinkohle und 4,7 Millionen Tonnen Braunkohle. Durch die Besetzung Polens kommen zu den 186 Millionen Tonnen Steinkohlen der Altreichsproduktion noch 45 Millionen Tonnen aus den oberschlesischen Gruben und aus anderen Revieren Polens hinzu.

 

Diese wenigen Beispiele für den in den letzten sechs Jahren erfolgten gewaltigen Aufschwung unserer industriellen Leistungsfähigkeit, die sich beliebig erweitern ließen, mögen genügen. Sie zeigen mit aller Klarheit, dass Deutschland heute neben seiner großartigen speziellen Rüstungsindustrie eine Produktionsgüter- und Rohstoffindustrie besitzt, die die deutsche Wehrmacht im gegenwärtigen Kriege mit erstklassigen Waffen und Kriegsgerät aller Art ausreichend versorgen kann und wird. Die im Jahre 1939 erzielten Produktionsergebnisse werden im Jahr 1940 im rüstungsindustriellen Sektor mit Sicherheit übertroffen werden. Dafür bürgt einmal der Leistungswille und die Kraft des deutschen Arbeiters und zum anderen unsere in Jahren aufgebaute militärische und zivile Wehrwirtschaftsorganisation, die in den ersten vier Kriegmonaten ihr Feuerprobe erfolgreich bestanden hat.

 

Heinrich Hellmer, Dipl.-Volkswirt

 


  

 

Was Hänschen nicht lernt... ...lernt Hans nimmermehr!

 

 

Achillesferse exotische Rohstoffe

 

Nach dem Ersten Weltkrieg verlor Deutschland alle Kolonien und damit den Zugang zu exotischen Rohstoffen. Diese konnten nur über "neutrale" Länder beschafft werden, die sich das fürstlich bezahlen ließen. Deutschland hatte praktisch keine Ölvorkommen und auch für Dichtungsmaterialien, Autoreifen und andere kriegswichtige Rohstoffe fehlte die Basis. Die Chemie war aber bereits auf dem Weg, viele Materialen synthetisch herzustellen. Deshalb wurde unmittelbar nach der sogenannten "Machtübernahme" der Nationalsozialisten mit der Industrie erörtert, welche Schwerpunkte für die Forschung und Entwicklung zu setzen sind. Die Chemie zeichnet sich generell durch einen hohen Entwicklungsaufwand aus, der sich allerdings langfristig durch hohe Gewinne kompensiert. Alles, was man bisher entwickelte oder erfand, wirkte nach Kriegsperioden noch sehr intensiv und profitabel nach und es ist klar, dass weltweit viele Erfindungen gar nicht gemacht worden wären, wenn kein Krieg dahinter gestanden hätte. Die moderne Luft- und Raumfahrt, der Motoren- und Fahrzeugbau oder der Schiffsbau sind gute Beispiele. 

 

Natürlich posaunte man gern hinaus, dass Deutschland angeblich von Rohstoffen unabhängig sei, weil man dazu Alternativen gefunden habe. Gleichzeitig war der Kriegserfolg die beste Reklame für die neuen Produkte der Unternehmen. Also verband man Kriegserfolg und Werbung auf billige Art und Weise. Material und Menschenleben standen auf einer Stufe. Es gab nur einen Unterschied: Das Material konnte man immer wieder produzieren - die Menschen waren für immer verloren. So klebt an vielen Produkten noch heute das Blut von Millionen und die Werbung der gleichen Firmen hat sich nur in Nuancen geändert. 

 

Deutschlands Chemie im Kriege

Von Professor Dr. Krauch Generalbevollmächtigter des Ministerpräsidenten Generalfeldmarschall Göring für Sonderfragen der chemischen Erzeugung

Als Deutschland im vorigen Jahrhundert begann, seine ersten Kriegsschiffe zu bauen - und es waren tatsächlich nur erste schüchterne Versuche - da riet uns der englische Politiker Lord Palmerston, "den Boden zu pflügen, mit den Wolken zu segeln, zu träumen und Luftschlösser zu bauen"; aber wir sollten es uns im Leben nicht einfallen lassen, "die hohe See oder auch nur Küstengewässer zu durchfahren!"

 

Überblickt man rückschauend die deutsche Geschichte, so gewinnt man den Eindruck, dass Deutschland in seiner inneren und äußeren Geschichte manche Gelegenheit versäumt hat, besonders auf technischem und wirtschaftlichem Gebiete. Das wurde im 19. Jahrhundert anders und die Entwicklung hat gezeigt, dass Deutschland in der technischen und wirtschaftlichen Daseinsfürsorge - gegen den Wunsch und Willen Englands - nicht nur Großartiges, sondern schlechthin Einmaliges zu leisten imstande ist.

 

An dieser industriellen Versorgung des eigenen Volkes und auch des Weltmarktes mit Gütern aller Art hat die chemische Industrie einen beträchtlichen Anteil. Alle Berufe, die in unmittelbarer oder nur mittelbarer Beziehung zur Chemie stehen, haben eine jahrhundertealte Tradition in Deutschland, so die Färber, Apotheker, die Metallurgen, Sprechstofftechniker und natürlich die Chemiker selbst. Aber es schien, dass der Geist, der in diesen Berufen und ihren Vertretern lebte, vornehmlich "theoretisch" gerichtet war, in Wirklichkeit war es jedoch ein Geist, der tief und weit ausholte. Und dieser nationalen Eigenart verdankt Deutschland die hohe Blüte seiner chemischen Forschung und Industrie. Man denke, um nur einige Beispiele zu nennen, an die Synthese der Farbstoffe, die den Engländern von jeher schon viel zu schaffen machte, an die Herstellung synthetischer Arzneimittel, besonders solcher der Tropenmedizin, die mithalfen, ganze Landstriche kolonisationsfähig zu machen, oder denke an die Leistungen Deutschlands in der Stickstoffchemie, die ganz wesentlich seit jahrzehnten Deutschlands Äcker fruchtbarer machen und damit eine ganz außerordentliche Bedeutung für die Sicherung der Ernährung unseres Volkes gewannen.

 

Die Chemie ist bei diesen großen Taten nicht stehen geblieben, sie ist zu einem kraftvollen Motor der Wirtschaft geworden. Sie trotzt mit der Waffe der Forschung der Natur immer neue Möglichkeiten ab. Seit Jahrzehnten erleben wir, dass von Jahr zu Jahr weitere, auf die Chemie gegründete Wirtschaftszweige ins Dasein treten. Die chemische Forschung und Industrie ist damit zu einem Faktor von größter wirtschaftlicher und sozialer Bedeutung geworden. Unermüdlich spornt sie die in ihr tätigen Menschen an, in die Geheimnisse der Natur zu dringen, und immer wieder stößt sie zu neuen Fragen und Entdeckungen vor. In diesem Drang wirkt bestes deutsches Wesen: Das durch wirtschaft disziplinierte Erbe des Volkes der Forscher und Denker. Mit ihren Pioniertaten schafft die Chemie ständig neue Hilfsmittel zur Verbesserung des Daseins, zum gesünderen und reicheren Leben. Ob man die Arzneimittel würdigt, die Krankheiten heilen, oder die Farbstoffe, die nur mit dem Textilgewebe selbst vergehen können, die Photobilder, die uns unterhalten, oder die Kunstseide oder Zellwolle, die uns kleiden, den Dünger, der den Acker fruchtbar macht oder das Benzin, das den Kraftwagen treibt - jede chemische Tat ergibt eine Bereicherung des Lebens. Und niemals war die deutsche Industrie mit den Leistungen der Gegenwart zufrieden, stets wandte sie sich mit wirtschaftlichem Ehrgeiz den Aufgaben der Zukunft zu. Das verlangt die allerintensivste Pflege der Forschung. Ihr dienen zahlreiche und gut ausgestattete Laboratorien der Hochschulen und der Industrie und Hunderte von Versuchsbetrieben. Bei all den Arbeiten, die an diesen Plätzen ausgeführt werden, ist stets der Mangel an natürlichen Rohstoffen der Lehrmeister gewesen.

 

In noch größerem Umfange, noch planvoller aber setzte diese unermüdliche Arbeit ihren Siegeslauf fort, als der Führer begann, die deutsche Rohstoffversorgung zu sichern. Die berechtigten Erwartungen hat der Führer und Reichskanzler bereits ausgesprochen, als er in seiner Rede vor dem Reichstag vom 13. Juli 1934 sagte: "Wir werden dank der Genialität unserer Erfinder und Chemiker und durch unsere Tatkraft neue Wege finden, uns vom Import jener Stoffe unabhängig zu machen, die wir selbst zu erzeugen oder zu ersetzen in der Lage sind." Also bereits seit dieser Zeit und in einer noch vervielfachten Kraftanstrengung seit Verkündung des zweiten Vierjahresplanes im Jahre 1936 wurde in Deutschland systematisch daran gearbeitet, Deutschlands Versorgung für alle Schicksalsfälle zu sichern. Der deutsche Chemiker und der deutsche Arbeiter haben dieses Ziel erreicht. Die Deutschen haben nicht, wie es sich die Engländer wünschen, geträumt; Deutschland denkt konstruktiv!

Die erreichten Leistungen haben die Anerkennung der ganzen Welt gefunden. Unsere synthetischen Treibstoffe, unser synthetischer Kautschuk werden in ihrem Wert von niemand, der ernst genommen werden will, angezweifelt. Die auf allen Gebieten seit der Proklamation des Vierjahresplanes gesteigerte Produktion, die noch energischer betriebene Erfindertätigkeit, die stärkere Aktivierung der deutschen energie- und Rohstoffquellen, gaben darum dem deutschen Volk das Gefühl der Sicherheit, als es in diesen uns aufgezwungenen Krieg (?!) hinein ging.

 

Es sind nicht nur seit Jahren neue Werke entstanden und in Betrieb genommen, sondern die Bautätigkeit an neuen Forschungs- und Fabrikationsunternehmungen wird seit Beginn des Krieges unbausgesetzt weiter betrieben, eine planungsvolle Vorratswirtschaft und der vorsorgliche Ausbau von Reservekapazitäten sichern die deutsche Rohstoffversorgung. Daher ist auch die Umstellung ohne Reibung von sich gegangen; denn Deutschlands Wirtschaft befand sich ja schon vor dem Kriege in dem zustand planender Vorsorge.

Die Feinde, die uns mit brutalem Vernichtungswillen diesen Krieg aufzwangen, haben bereits empfindlich zu spüren bekommen, mit welcher machtvollen Geschlossenheit und unter welchem ehernen Gesetz das ganze deutsche Volk denkt und handelt. "Nach diesem Gesetz", so sagte zur Jahreswende Generalfeldmarschall Göring, "ist auch das gesamte deutsche Wirtschaftsleben ausgerichtet. Die Heimat ist Waffenschmiede und Kraftquell für die Front geworden. In Stadt und Land haben sich die Betriebe und Werkstätten den Erfordernissen der Reichsverteidigung angepasst. Jede Arbeitskraft wird dort eingesetzt, wo sie am nötigsten ist. Jede Tonne Rohstoff wird dort verwertet, wo sie der Rüstung der Kriegsnotwendigen Versorgung des Volkes am besten nützt. In allen Wirtschaftszweigen werden Höchstleistungen vollbracht."

Nichts kennzeichnet mehr die Bedeutung, die der Führer der Mobilisierung aller Lebens- und Leistungsenergien beilegt, als die Beauftragung von Generalfeldmarschall Göring mit der Führung der deutschen Kriegswirtschaft. Bei uns fehlt es nicht an einer klaren Befehlsgewalt, das Verhalten der Verbraucher ist diszipliniert. Die Forschung setzt ihre Arbeit in verstärktem Maße fort, die Produktion läuft in allen betrieben auf Hochtouren. Wir stehen also heute in jeder Beziehung anders da als 1914, vor allem auch wirtschaftlich: den die gesamte deutsche wirtschaft war auf den Vierjahresplan ausgerichtet, der ihr ja eine Unabhängigkeit vom Ausland sichert. Ausschlaggebend für diese Unabhängigkeit ist die deutsche Chemie. Die hervorragenden Eigenschaften des deutschen Soldaten und diese umfassende Wirtschaftsplanung und ihre Erfüllung sind eine sichere Gewähr für den Sieg Deutschlands.

 


An der Mius-Front

 

Im März 1942 befanden sich die beiden  Kriegsberichter Clemens Laar und sein Kollege Alert an der Miusfront ganz in der Nähe der Krim und wurden in die Kämpfe mit der russischen Armee verwickelt, die damals eine Offensive starteten. Das eigentliche Ziel war die Rückeroberung des Donez-Beckens, was auch beinahe gelungen wäre. Sie stießen auf erfahrene und gut ausgerüstete deutsche Truppen, die leichtes Spiel mit den mäßig bewaffnet anstürmenden russischen Bataillonen hatten.

 

Bemerkenswert ist im nachfolgenden Bericht, der in Heft 11 am 20. Mai 1942 erschien, dass er in einer handwerklich poetischen Art abgefasst ist, mit der bestimmte Leserschichten erreicht werden sollten. Der Krieg sollte etwas heroisches und gleichzeitig sinnloses sein, wenn er gegen deutsche Truppen geführt wird. Im Landserjargon kommen die gängigen Bezeichnungen für gegnerische Waffensysteme ganz gut rüber, die dem Leser an der Heimatfront eine Hauch Landserleben vermitteln sollten.

 

Leider treffen die Schilderungen in hohem Maße die Wahrheit und decken sich mit vielen Schilderungen damaliger Soldaten. 

 

Waren es Sekunden oder Tage? Keiner weiß es zu sagen, als alles vorbei ist. Langsam findet man sich zurecht. Drei Tage, so ordnet man langsam und wie aus wüstem Traum erwachend den Höllenspuk der Ereignisse. 

Drei Tage! 

  • Hat einer in der Zeit geraucht, gegessen, getrunken? 

  • Hat einer etwas anderes gedacht als schießen, immer nur schießen? 

  • War einer mehr als nur ein Teils seines LMG, seiner Maschinenpistole, seines Grantwerfers, seines Geschützes? 

  • Mehr als nur kühl wägendes Auge und eisern unberührte Hand?

Infernalische Gaukelei, entfesselter Wahnwitz, hemmungslos gewordene Urgewalt von Land und Himmel, Feuer und Stahl von oben und dahinter aus gnadenlosen Sternenwelten tropfend, mordende Kälte, klammernder Frost und - unbegreiflich - jäher Umschwung. Regen, Sonne, Wärme und tückisch aus dem Bauch der Erde brodelnder Urschlamm.

Ansturm des Aberwitzes, sich zehntausendfach überschlagender Selbstvernich- tungswahn, wild torkelnde erdbraune Masse, übersehbar aus der Ferne quillend, Heerscharen von mordenden Robotern und davor der deutsche Mensch.

Höchste Bewährung, alle fünfzig, sechzig Meter ein deutscher Infanterist, Weiß er, was der Kamerad tut? Weiß er genau, ob er nicht noch allein hinter seiner Waffe liegt und den ihm zugewiesenen Raum verteidigt?

Drei Tage!

 

Es beginnt am Vortag mit Schwärmen von Ratas. Es prasselt der Hagel unzähliger Zwei-Kilo-Bomben. Nicht zu zählen dann die wippenden, schwirrenden und gleitenden Massen der "Obergefreiten", die roten Anderthalbdecker. In der Nacht stundenlange Arbeit von drei oder fünf "Kohlenschippern", langsame Maxim-Gorki- Riesenbomber mit außerordentlicher Ladekraft. Die Bomben prasseln wie Koksstücke von einer werfenden Schaufel.

 

Denen in den Bunkern macht es nichts aus. Man stellt sachlich fest "dicke Luft" und sieht zum ungezählten Male nach seiner Waffe. Um zwei Uhr morgens der "Ü.v.D", der Überläufer vom Dienst. Was er aussagt, beseitigt die letzten Zeifel. Um vier Uhr ist der Russe da. Im mageren Licht eines wolkenlosen Morgens sehen sie ihn die Bereitstellungsräume im zerschossenen Dorf, vierhundert Meter vor der HKL, beziehen. Auf den B-Stellen machen Bleistiftstriche durch blaue Kreise im gegnerischen Abschnitt tödliche Kreuze. Über den Horizont, rechts und links, so weit das Auge blickt, quillt es aus dem Nichts. Russlands verfluchte Erde, das weiß zerfetzte Leichentuch des Schnees gebären Krieger. Nein, Kampfmaschinen, entfesselte Dressurakte in Menschengestalt, Welle auf Welle ein unversiegbarer Strom tückischer Ameisen, das Verderben aus dem Osten, Satans ewiges Heer.

Die hinter den deutschen Waffen haben ein dünnes Lächeln um den Mund. Die Sicht ist gut, mehr verlangen sie nicht.

 

 

Vier Uhr zwanzig. der Kommandeur gibt das Zeichen Enzian. In gewaltiger Tiefe und Breite gibt es jetzt keinen Quadratmeter russischer Erde, über dem meterhoch die Luft nicht zerschnitten ist von kreischendem, zerschmetterndem, vernichtendem Stahl und Blei. Was tut es der Masse. Was macht es, dass Tausende schon in der Bereitstellung auf festgelegten Zielpunkten zerfetzt werden. Sie feiern ihre Orgien der Selbstvernichtung.

Es wird Mittag und es wird Abend. Da und dort schreit einer von den Schwaben auf, "sie drucke durch, sie drucke durch!" Was machts, der Kampfauftrag geht nach vorn und wo die braune Urgewalt der Wesenlosigkeit durchgestoßen ist, da fangen sie Artilleristen aus ihrer Stellung sechshundert Meter hinter der HKL, da greifen Pioniere und Brückenbautrain mit geballten Ladungen an. 

 

Die Dämmerung enthüllt, was im flirrenden, stechenden Licht des Mittags nicht ganz klar zu sehen, vom hetzenden Bewusstsein nicht ganz aufzunehmen war. Die Vernichtungsorgie da drüben entzündet ihre Feuer und hetzende Gestalten torkeln kriechend und winbden sich als lebende Fackeln dem Jenseits zu. Sie trogen Molotow-Cocktails. In der Handgranantentasche sind sie zerbrochen oder zerschossen. Überschlägt sich bei denen da drüben nicht das Grauen?

Nacht und immer erneuter Angriff. Pausenlos. Gegen Morgen Abflauen. Flüchtige Zählungen der Totenberge unmittelbar vor und auch in den eigenen Stellungen. Mehr als siebentausend auf der Abschnittsbreite zweier deutscher Bataillone. 

Schneesturm, Regen, quellender Urschlamm. Der Russe kommt immer wieder erneut. Der blutige Spieler, der drüben die Karten austeilt, will nicht aufstehen, bevor nicht der letzte Einsatz vertan ist. Es hämmern von drüben schwere Waffen, Artillerie gewaltiger Kaliber. Es kommen in den Morgenstunden die Legionen der "Obergefreiten", aber was sie werfen, das geht in diesigem Licht in die eigenen Reihen. Hier züchtigt Gott.

 

Sekunden, Stunden, Tage? Es werden drei Tage und dann stoßen von drüben nur noch sickernde Trupps in den sicheren Tod. Schneesturm kommt auf und verhüllt gnädig, was das Auge jetzt manchmal nicht mehr begreifen will aber doch begreifen muss. Der Schnee vergeht, das Hochwasser kommt, der Schlamm umspült ein unübersehbares Gefilde der Toten und manchmal sieht es so aus, als erhöbe sich im weiten Umkreis des Lichtes ein schlafendes gigantisches Heer.

Aber es wird sich nie wieder erheben.

 

Wir zählten schließlich, dass es an die elftausend Mann waren. Elftausend Mann, die an drei Tagen zwanzig oder dreißig Meter vor oder hinter uns zermalmt wurden. Drei Tage von mehr als hundertfünfzig Tagen dieses Winters, den  kaum war es je anders. Auf zwölf Kilometer von dreitausend! Wir wollen nicht zählen, was zwischen den Linien liegt. Das Hochwasser dieser Tage und der reißende Mius werden gnädig sein und sie in das große Nichts des Meeres führen.

 

 

                   

 

Nicht alle Generalunternehmer des "Dritten Reiches" warben - aus gutem Grund!

 

Ein sehr gutes Beispiel ist die Accumulatorenfabrik AFA, die an beiden Weltkriegen enorm profitierte und nach dem Krieg völlig unbehelligt in VARTA umbenannt wurde. Mit Unterstützung der Alliierten konnten sie danach am Aufschwung profitieren und ihre Besitzer, die Familie Quandt, zu gewaltigem Reichtum führen. Die Maxime des Firmeninhabers Günther Quandt war, sich möglichst unauffällig zu geben, wozu auch kriegsrelevante Werbung gehörte. Man dachte bereits an die Möglichkeit, dass der Krieg verloren gehen würde und die unselige Verstrickung in die Vernichtung von Zwangsarbeitern durch Arbeit den zukünftigen Geschäften schaden könnte. So findet sich auch in den Heften Die Wehrmacht keine einzige Werbung, obwohl in jedem Kriegsgerät nur eine einzige Batteriemarke vertreten war: AFA.

 

Wie eine Dokumentation des NDR belegt, gab es zwischen Quandt, der SS und der Gestapo Kooperationen, um sich das Eigentum von Batteriefirmen der besetzten Gebiete anzueignen. Es reichte nicht, dass man in den beschlagnahmten Produktionsstätten als AFA produzierte, die Eigentümer wurden auch mit Aufenthalten in Konzentrationslagern genötigt, ihr Eigentum an Quandt zu verkaufen.

 

Wie groß die Rolle der AFA und der Quandts in beiden Weltkriegen war, kann dem Link http://www.schoene-aktien.de/accumulatoren_alte_aktien.html entnommen werden. Es ist eine Schande, dass die Quandts nicht für ihre Verberechen herangezogen wurden. Sie wurden sogar komplett entnazifiziert, also von jeder Schuld befreit. Ein amerikanischer Historiker meinte in der NDR-Dokumentation, dass die Missstände bei der Entnazifizierung so groß gewesen seien, dass sogar Adolf Hitler mit den richtigen Zeugenaussagen als Mitläufer eingestuft worden wäre. Heute gelten die Quants als ehrenwerte Gäste bei großen Ereignissen und wollen auf ihre Vergangenheit nicht angesprochen werden. Sie leben von ihrem gigantischen Vermögen, während die überlebenden geschundenen Zwangsarbeiter bis heute keinen Pfennig Entschädigung gesehen haben.

 


 

Trümmer - Prüfung - Sezierung - Auswertung

UNTER DEM SEZIERMESSER DEUTSCHER LUFTWAFFEN-INGENIEURE

 

In den mit der Beuteauswertung betrauten Stellen des Generalluftzeugmeisters werden feindliche Beuteflugzeuge, die deutsche Jäger oder Flak zum Absturz oder zur Landung gezwungen haben, auf Dinge untersucht, die die deutsche Luftwaffe für die erfolgreiche Bekämpfung des feindlichen Geräts interessieren. So wird es möglich, den technischen Stand der gegnerischen Flugzeuge samt ihrer Ausrüstung genau zu kontrollieren und zu überwachen. Neu auftretende Panzerschutzplatten werden sofort ausgebaut und Beschussversuchen unterworfen. MG und Bordkanonen der feindlichen Flugzeuge werden mit der dazugehörigen Munition durch Schußversuche auf ihre Durchschlagskraft geprüft, damit nach diesen Ergebnissen unsere eigene Flugzeuge mit genügend starken Panzerplatten geschützt werden können. Bei den eingebauten beweglichen MG werden die Schwenkbereiche und toten Winkel festgestellt. So können unseren abschießenden Jägern wichtige Angaben über die günstigsten Angriffspositionen gegeben werden. Einzelne Bauteile werden auf geeigneten Prüf- und Meßständen nach besonderen Richtlinien für den Flugzeugbau geprüft. 

Materialproben von der Zelle des Flugzeuges und von den Motoren werden ausgeschnitten und Festigkeitsproben unterworfen. In vielen Fällen ist es möglich, durch Notlandung leicht beschädigte Flugzeuge wieder aufzurüsten und einer Flugerprobung zu unterwerfen. Auf diese Weise gewinnt man einen genauen Überblick über Flugeigenschaften, die für den taktischen Einsatz von Wichtigkeit sind: Geschwindigkeit, Flughöhe, Wendigkeit bei Jägern, Reichweite der Bombenflugzeuge bei bestimmten Bombenlasten usw.

 

All diese Versuche und Erprobungen zusammengefaßt geben der deutschen Luftfahrtindustrie wertvolle Hinweise, wie der Vorsprung in der Rüstung zur Luft immer mehr vergrößert werden kann. Besonders aber gewinnt die Luftwaffe auf diese Weise wichtige Unterlagen über Einsatz- und Angriffsmöglichkeiten sowie über die erfolgreiche Abwehr der feindlichen Flugzeuge.

 

Abgeschossene "Spitfires" und "Hurricanes" türmen sich zu leinen Bergen. Zahlreiche Güterzüge bringen ihre Trümmer von den Sammelstellen im besetzten Gebiet in die mit der Beuteauswertung betrauten Stellen nach Deutschland.

Eine 2-ccm-Bordkanone ist aus einer "Hurricane" ausgebaut worden. Durch Schießversuche mit erbeuteter Munition wird die Durchschlagskraft ermittelt.

 

               

 

Rüstungswettlauf unter Kontrolle

 

Die ständige Verbesserung der Flugzeuge und der Waffen war natürlich kriegswichtig. Für die Firmen, die maßgeblich an der Entwicklung arbeiteten sicherte diese vom Staat finanzierte Entwicklungsarbeit beste wirtschaftliche Voraussetzung auch nach dem Krieg. 

 

Zur Beschleunigung der Entwicklung war es wichtig, dass man genauestens über den Stand der gegnerischen Entwicklung informiert war. Genau diesem Zweck dienten die Sichtungen des Kriegsschrotts. Die Aluminiumwerke erhielten so genaueste Kenntnis von neuen Technologien für den Flugzeugbau. Für die Motorenhersteller waren die Erkenntnisse ebenso von unschätzbarem Wert. 

Natürlich bedienten sich die Alliierten der selben Methoden, auch wenn es ungleich schwerer war, vor 1943 an Beutestücke heran zu kommen.

 

 

Links: Das Fahrwerk eines amerikanischen Bombers, der über dem besetzten französischen Gebiet abgeschossen wurde, auf dem Prüfstand. Der deutsche Luftwaffen- ingenieur prüft zunächst die Bereifung, Achse und Federn, bevor weitere Versuche unter dem Fallhammer, der dem Füllgewicht des Flugzeuges bei der Landung entspricht, gemacht werden.

 

Oben: Der Führersitz-Rückenpanzer eines abgeschossenen Jagdflugzeuges wird mit einer Lehre auf seine Stärke gemessen.

 

Rechts oben und unten: Bei diesen eingebauten doppelten Zwillings-MG am Heckturm eines viermotorigen englischen Kampfflugzeuges vom Muster "Halifax" werden sie Schwenkbereiche der Maschinengewehre geprüft.

 

 

Oben links: Aus einem "Vickers-Wellington-Bomber", dessen Gerüst noch gut erhalten ist, werden Sauerstoffgerät und die noch unversehrten Kabelanlagen geborgen und in der Auswertungsstelle der deutschen Luftwaffe einer gründlichen Prüfung unterzogen.

 

Oben rechts: Ein englischer Flugzeugmotor vom Typ "Bristol-Hercules XI" wird zur Untersuchung der Einzelteile auseinandergenommen. Dieser Motor hat keine Ventile, sondern Schiebersteuerung.


 

                            

 

 

 

 

 

 

 

Oberfeldwebel Moldenhauer (rechts)

und seine Mannschaft auf einem

seiner vorangegangenen Flüge

 

Am 10. Februar 1940 macht ein Erlebnis deutscher Flieger die Runde durch die ganze Welt.

 

Mit schwerverwundetem Flugzeugführer, einem des Fliegens unkundigen Mann am Steuer, mit 80 Treffern in der Maschine war es der deutschen Flugzeugbesatzung gelungen, ihre Maschine von der äußersten Grenze der Nordsee in ihren Heimathafen zurück zu bringen . Eine fliegerische Leistung von solchem Ausmaß, dass jedes Mitglied der Besatzung von Feldmarschall Göring mit dem EK 1 ausgezeichnet wurde. Eine Bewährungsprobe für deutsches Material, aber auch, wie man sie sich nicht besser denken kann.

 

Schwer rollen die Räder der Flugzeuge durch den tiefen Schnee des Flugplatzes. Erst am Rand des Platzes heben sich die Maschinen vom Boden. Es ist neun Uhr dreißig. Die Konturen der Landschaft verschwinden sehr schnell unter uns. Schon sind wir über der Eisdecke der Deutschen Bucht, aber auch das Eis wird bald bröckelig, löst sich in Eisfelder auf - jetzt sind wir über der freien See und harren der Dinge, die uns der heutige Tag bringen mag.

 

Deutsche Minensuchboote - ein gegenseitiger Gruß, dann ist die See leer. Vor uns liegt eine starke Dunstschicht, in die wir hinein müssen. Wir sind jetzt etwa fünfzig bis hundert Meter hoch. Verdammt noch mal, im Dunst entwickelt sich Schneetreiben - das hat uns gerade noch gefehlt. Wir können knapp hundert Meter weit sehen. Wir schließen dicht auf die Kommandeursmaschine auf, um sie nicht zu verlieren. Erst nach einer Stunde sind wir aus dem Dreck heraus. Nun müssen wir aber schon nahe der englischen Küste sein.

 

"Ich sitze", erzählt Oberfeldwebel Lohel, "schon seit geraumer Zeit im Heckstand, um die Maschine vor unange- nehmen Überraschungen zu sichern. Da höre ich plötzlich durch unser Haustelefon, wie der Beobachter den Flugzeugführer auf eine Rauchwolke am Horizont aufmerksam macht. Wir nehmen sofort Kurs auf dieses Ziel und machen auch schon nach kurzer Zeit einen großen Frachter aus. Schon aber sichten wir weitere Schiffe, immer mehr Schiffe... Einen ganzen feindlichen Geleitzug. Jetzt kann die Sache dramatisch werden.

 

Auf Steuerbordseite sehen wir ein kleines Vorpostenboot, das offensichtlich mit der Dampfpfeife Alarmsignale ausstößt. Klar, dass wir jetzt bald englische Flieger auf dem Hals haben müssen. Wen sollen wir jetzt zuerst angreifen? Etwa die zwanzig bis dreißig Handelsschiffe mit ihren Zerstörern und Kreuzern? Wäre ziemlich glatter Selbstmord. Also entschießen wir uns, unserem Heimathorst von diesem Geleitzug Kenntnis zu geben. Wir bleiben immer in der Nähe des Feindes, um unsere Kameraden durch Funk zu verständigen. Ich habe gerade den Funkspruch verschlüsselt, als auch schon zwei feindliche Jäger über uns sind. Aus ist es mit dem Funken. Und jetzt wird geschossen.

 

Ich setze dem Gegner eine ganze Trommel in die Kanzel, wo sich sofort Rauchentwicklung zeigt. Auch er scheißt wild. Während des ersten Feuerwechsels zischen die Geschosse um mich. Links und rechts von mir klatscht es in die Verschalungen. Plötzlich verspüre ich einen brennenden Schlag über dem Auge und schon läuft mir das Blut übers Gesicht. Vier Zerstörerflugzeuge sind es jetzt, die uns angreifen. Wenn das keine Überlegenheit ist...! Aber niemand von uns verliert den Mut. Durchladen, schießen, wieder durchladen, schießen erfolgt exerziermäßig.

 

Als unser Mordmechaniker merkt, dass die Angriffe meist von einer Seite kommen, reißt er sein MG aus der Bodenlafette heraus, stößt es durch das Seitenfenster und jagt so eine Geschossgarbe nach der anderen in die Kanzel des Feindes. Dabei macht unsere Maschine geradezu hervorragende Abwehrbewegungen. Einmal steht sie Kopf, dann zieht sie so steil in die Höhe, dass man glauben könnte, sie rutsche sofort wieder ab, dann sitzt sie in den Wolken um im nächsten Augenblick im Sturzflug nach unten zu rasen... ."

 

Die glänzenden Abwehrbewegungen macht das Flugzeug nicht ganz freiwillig, denn inzwischen hat sich auf dem Führerstand des Flugzeuges etwas ereignet, von dem Oberfeldwebel Lohel nichts ahnte. Darüber berichtet im folgenden der Beobachter Oberleutnant Münter: "Eben ruft uns der Bordfunker durch das Haustelefon zu: "Zerstörer von hinten!" Ich springe auf, stütze mich mit der linken Hand auf den Rücken des Flugzeugführers, um nach links durchs Fenster zu sehen und entdecke tatsächlich in nächster Nähe vier Zerstörerflugzeuge. Noch in dieser Stellung brachen die ersten Treffer in unsere Kanzel und zwar zwischen meine Finger der linken Hand in den Rücken meines Flugzeugführers. Die sonst so straffen und angespannten Gesichtszüge meines Oberfeldwebels Moldenhauer werden plötzlich blaß und langsam sinkt Moldenhauers Körper nach vorn aufs Steuer.

 

Jetzt heißt es, die Maschine zu halten und unterstützt von dem vorn in der Kanzel liegenden Hilfsbeobachter ziehen wir die Maschine mit aller Kraft nach oben. Ich versuche nun, mit der linken Hand den besinnungslosen Flugzeugführer von seinem Sitz zu ziehen, was mir schließlich auch mit großer Anstrengung gelingt. Langsam sinkt Oberfeldwebel Moldenhauer zwischen dem linken und dem rechten Sitz zusammen und bleibt hier zunächst liegen, bis ihn später der Hilfsbeobachter auf den rechten Sitz legt.

 

Moldenhauer war der einzige fliegerisch ausgebildete Mann an Bord, Ich selber hatte genau wie die anderen noch niemals ein Steuer angefasst, aber Not bricht Eisen - ich schwinge mich auf den linken Sitz und versuche, die Maschine zu steuern. Es war wichtig für uns, die Wolkengrenze zu erreichen, um uns dem überlegenen Gegner zu entziehen. Kaum aber hatte ich die Maschine ein paar Minuten in den Wolken drin, als auch schon etwas Entsetzliches geschieht. Mir war offensichtlich nicht mehr ganz klar, was oben und unten war und ich hatte die Maschine daher anscheinend überzogen, und so rutschte sie über die linke Fläche mit Vollgas im Sturzflug nach unten. Wir sehen das Wasser mit rasender Geschwindigkeit auf uns zukommen. Ich glaube, jeder von uns sah sein Ende nahe vor sich. Mit aller Kraft ziehe ich den Knüppel an den Bauch und - der liebe Gott ist auf unserer Seite - dicht über der Wasseroberfläche fängt sich die Maschine und es geht wieder nach oben. Zweimal wiederholt sich das Manöver. Jedesmal, wenn wir aus den Wolken stürzen, werden wir von den Engländern angegriffen und heftig beschossen. Was meine Besatzung auf diesem Fluge an Mut und Können leistete, lässt sich in Worten nicht wiedergeben.

 

Schließlich ist uns das Glück einigermaßen hold und wir erreichen wirklich die Wolkengrenze. Vorsichtig gehe ich in die Wolke, um Kurs nach Deutschland zu nehmen. Aber was ist das? Die Maschine ist beim besten Willen nicht nach rechts herum zu kriegen. Ich kann nicht feststellen, ob etwas zerschossen ist oder ob die Sache an meiner mangelnden fliegerischen Fähigkeit liegt. Auch meine Bordwart kann ich nicht zur Hilfe rufen, denn jeden Augenblick müssen wir mit einem neuen Angriff rechnen. Wir waren nun in einer riesigen Linkskurve geflogen und Oberfeldwebel Lohel stellte plötzlich fest, dass wir Kurs auf den Atlantik haben. Sie Sonne - es ist 13:30 Uhr - steht hinter der Maschine... . Wir müssen ihr aber gerade entgegen. Endlich können wir jetzt richtigen Kurs Heimat nehmen."

 

"Wir kümmern uns inzwischen um den verwundeten Kameraden", berichtet Oberfeldwebel Lohel über den Rest des heroischen Fluges. "Ich schneide ihm mit einem Taschenmesser die Kleidungsstücke vom Kopf bis zu den Hüften auf und verbinde seine heftig blutenden Einschüsse notdürftig. Dann werden alle verfügbaren Kleidungsstücke aus der Maschine herangeholt, mit denen wir dem Schwerverwundeten ein provisorisches Lager bereiten.

Der Bordmechaniker überprüft indessen den Benzinverbrauch und pumpt Betriebsstoff in die Tanks um. Da fängt ein Motor an, unregelmäßig zu laufen. Die Touren lassen nach und wir müssen uns mit dem Gedanken vertraut machen, nun doch noch auf hoher See notlanden zu müssen.

 

Das Schlauchboot wird griffbereit gemacht. Notproviant, Leuchtmunition und die Ruder zurechtgelegt. Wie lange wird der Motor noch laufen? Der Bordmechaniker ist emsig bemüht, ihn in Gang zu halten. Plötzlich gibt der verwundete Flugzeugführer durch Zeichen zu verstehen, dass er etwas schreiben will. Schnell wird ihm das nötige gereicht. Gespannt folgen wir jedem Zug seiner unsicheren Hand. Da stehen jetzt die Worte "Latten verstellen" geschrieben. Trotz seiner schweren Verwundung hat er den Fehler sofort erkannt. Der Schaden ist bald behoben als der Motor wieder ruhig läuft.

 

Zur Ruhe sollten wir aber noch nicht kommen. Wir nähern uns jetzt dem Teil der Strecke, der im Blindflug zurückgelegt werden muß, da Vereisungsgefahr besteht und uns außerdem das Schneetreiben nur eine Sicht von etwa 100 Meter lässt. Dickes Eis setzt sich bereits an Flächen, Maschinengewehr und Antennenmast fest. Unser neuer Flugzeugführer bringt die Maschine im Sturzflug bis dicht über den Meeresspiegel. Es gelingt ihm auch tatsächlich, die Maschine ein paar Meter über dem Wasser abzufangen. Mit dem Heimathafen haben wir keine Verbindung mehr. Seit vielen Stunden sind wir schon unterwegs. Sicher wird man uns schon vermissen.

Endlich kommen wir aus dem Schneetreiben heraus. Die Wasserfläche unter uns wird langsam ruhiger, ein Zeichen, dass wir uns dem zugefrorenen Teil der Deutschen Bucht nähern. Zusammengedrängt sitzen wir alle vorn in der Kanzel und warten sehnsüchtig, dass Festland in Sicht kommt. Unsere Gedanken sind bei unserem schwer verwundeten Kameraden. Wird er wohl bis zur Heimat durchhalten? Wie werden wir ohne ihn überhaupt die Landung durchführen? Wir kommen überein, dass wir sie mit eingezogenem Fahrgestell im hohen Schnee durchführen. Es ist ein gewonnenes Spiel, wenn wir nur erst einmal Land unter uns haben. Die Notlandung selbst bereitet uns keinen Kummer.

Doch es kam anders als wir es uns dachten! Nach einer halben Stunde Flug haben wir tatsächlich die Eisdecke unter uns, sehen auch gleich ein deutsches Vorpostenboot, das uns begrüßt und wir hoffen mit Zuversicht, zum Abflugflughafen zu kommen. Kurz danach überfliegen wir bereits unseren heimatlichen Fliegerhorst und geben durch Abschießen einer roten Leuchtkugel zu verstehen, dass wir einen Verwundeten an Bord haben. In diesem Augenblick kommt unser schwerverwundeter Flugzeugführer wieder zu sich. Er gibt zu verstehen, dass er die Landung selbst vornehmen will. Wir steigen mit der Maschine auf 1000 Meter, heben unseren alten Kämpen in seinen Sitz und vom Bordmechaniker unterstützt, legt er eine derart saubere Landung hin, dass wir aus dem Staunen nicht herauskommen. Dann ist aber auch der Rest seiner Kraft dahin. Er sinkt zum zweiten Mal hinter seinem Steuer zusammen... ."


 

 

Die Radiosender des OKW (Oberkommandos der Wehrmacht)

 

Am 1. September 1939 nahmen die Radiosender des OKW ihren Betrieb auf und betrieben bis zum 9. Mai 1945 Information und Propaganda, die auf der ganzen Welt empfangen werden konnte. Dahinter stand eine gigantische Propagandagruppe, die bis tief in die Heeresverbände, die Luftwaffe und die Marine reichten, um die Wehrmachtsangehörige und die Zivilbevölkerung mit Informationen zu füttern, die geeignet waren, die Stimmungen während der Kriegsjahre zu beeinflussen.

 

So, wie die Hefte "Die Wehrmacht" erstellt wurden, so stellte man auch die Radio-Sendungen zusammen. Die Kriegsberichterstatter und Journalisten unterlagen der Zensur. In den Sendungen des OKW war praktisch kein Spielraum, denn die Texte wurden überwiegend übermittelt.

 

Angehörige der Propagandatruppe waren:

  • Lothar Günther Buchheim: Schriftsteller ("Das Boot"), Verleger von Kunstbüchern und Kunstsammler.

  • Kurt W. Marek / C.W. Ceram: Sachbuchautor ("Götter, Gräber und Gelehrte", "Enge Schlucht und Schwarzer Berg").

  • P.C. Ettighofer: Schriftsteller, vor allem bekannt geworden mit Werken über den 1. Weltkrieg ("Gespenster am Toten Mann").

  • Joachim Fernau: Schriftsteller und Sachbuchautor ("Sprechen wir über Preußen", "Disteln für Hagen").

  • Rudolf Hagelstange: Schriftsteller und Übersetzer ("Spielball der Götter", "Altherrensommer").

  • Werner Höfer: Leitende Tätigkeit beim Fernsehen, Langjährig Moderator des "Internationalen Frühschoppen".

  • Karl Holzamer: Erster Indendant des ZDF.

  • Werner Keller: Sachbuchautor ("Und die Bibel hat doch recht". "Denn sie entzündeten das Licht - Geschichte der Etrusker").

  • Henri Nannen: Herausgeber des STERN.

  • Jürgen Roland: Regisseur, vor allem für Krimiserien ("Stahlnetz", "Großstadtrevier").

  • Ernst Rowohlt: Verleger (RoRoRo-Taschenbücher).

  • Manfred Schmidt: Zeichner und Karikaturist ("Nick Knatterton").

  • JürgenThorwald: Sachbuchautor ("Die Illusion - Rotarmisten in Hitlers Heeren". "Das Ende an der Elbe").

  • Peter von Zahn: Fernsehjournalist ("Reporter der Windrose" - Vorläufer der heutigen Magazinsendungen wie Weltspiegel).

Quelle: Archiv der Wehrmacht

 

Am 07.05.1945 kamen die letzten Wehrmachtsberichte über Äther

 

Reichssender Flensburg: OKW-Bericht

Am 07.05.1945 wurde die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht in Reims unterzeichnet, am 08./09.05.1945 in Berlin-Karlshorst wiederholt. Die Nebenstelle Flensburg des Reichssenders Hamburg, nun zum "Reichssender Flensburg" geworden und zum einzig verbliebenen Rundfunksender der "Regierung Dönitz", übertrug am 09.05.1945 den letzten OKW-Bericht des Zweiten Weltkrieges.

 

Reichssender Flensburg: Letzter Wehrmachtsbericht

"Aus dem Hauptquartier des Großadmirals am 09.05.1945. Das OKW gibt bekannt ..." / Ostpreußen / Kapitulation von Breslau / Aufstand in Böhmen und Mähren / "Seit Mitternacht wurden die Waffen an allen Fronten niedergelegt" / "Die deutschen Streitkräfte sind schließlich ehrenhaft der erdrückenden Überlegenheit erlegen".

3'00 Mittwoch, 9. Mai 1945

 

Am 7. Mai 1945 wurde die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht in Reims unterzeichnet, am 8./9. Mai in Berlin-Karlshorst wiederholt. Die Nebenstelle Flensburg des Reichssenders Hamburg, nun zum "Reichssender Flensburg" geworden und zum einzig verbliebenen Rundfunksender der "Regierung Dönitz", übertrug am 9. Mai 1945 den letzten OKW-Bericht des Zweiten Weltkrieges.

 

Seit dem 1. September 1939 hatten die deutschen Rundfunkanstalten täglich einen militärischen Nachrichtenüberblick ausgestrahlt (und im Laufe des Tages mehrfach wiederholt), der mit den Worten begann "Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt...". Der Text des OKW-Berichts wurde im wesentlichen vom Wehrmachtsführungsstab formuliert und durfte von journalistischer Seite nicht redigiert werden.

 

Weitere Informationen sind unter dem nachfolgenden Link erhältlich.

 

http://www1.ndr.de/unternehmen/technik/rundfunktechnik/jahreradio4.html

 

 

 

An die Sprechgenauigkeit des Rundfunkansagers (Im Bild Elmar Banz vom Reichssender Berlin) stellen die Bekanntgaben des Oberkommandos der Wehrmacht, die in langen Papierbändern vom Fernschreiber kommen, mit den vielen fremden Ortsnamen besonders hohe Anforderungen.

 

 

Jeder von uns hat die Spannung der Hörer miterlebt, wenn der Rundfunk die Meldungen von den Erfolgen unserer Soldaten mit den Worten einleitet: "Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt..."

Aber nicht jeder wird wissen, daß beim Rundfunk ständig erhöhte Alarmbereitschaft herrscht und daß diese Bereitschaft erhebliche Anforderungen an das Personal des Rundfunks stellt.

 

 

 

 

 

 

 

Die elegante Haupttreppe des Hauses an der Masurenallee in Berlin kann sich nicht genug wundern über die neue Art der Beleuchtung, die der Hauswart, der zugleich Hausfeuerwehrmann ist, seit einiger Zeit jeden Abend anbringt.

 

 

Es liegt in der Natur der Zeitereignisse, daß die Rundfunkleute heute mehr improvisieren müssen als in Zeiten geregelten Programmbetriebs. Da sind die Schätze des Schallplattenarchivs eine große Hilfe

 

Im Herzen des Riesenhauses. dem Raum des Leiters vom Dienst, rasselt mindestens stets eins der vielen Telefone, um den Diensthabenden nicht einmal zum Genuß des Mittagessens kommen zu lassen.

 

 

 

Ein Blick in den Luftschutzkeller des Gebäudes zeigt, daß dort bereits Tische und Schreibmaschinen, durch Zettel für verschiedene Abteilungen reserviert, bereitstehen, um im Fall eines Luftalarms ein behelfsmäßiges Büro zu bilden.

 

Auch beim Rundfunk gibt es erhöhte Alarmbereitschaft: Chefredaktuer Dr. Laven hat einen Teil seines Büros als Schlafzimmer eingerichtet, um jederzeit erreichbar zu sein


 

Die Flak-Türme stehen heute noch

 

Nachdem unsere Luftwaffe englische Städte und Wohngebiete bombardiert hatte, hielt die Alliierten nichts mehr davon ab, auch die deutschen Städte in Schutt und Asche zu legen. In den Großstädten baute man sogenannte Flak-Türme, die über vier Plattformen verfügten, die in über 30 Meter Höhe rund um die Uhr einsatzbereit waren.

 

Die Türme verfügten über eine eigene Feuerleitzentrale und zentrale gepanzerte Munitionsaufzüge. Bestückt waren sie mit 8,8 cm-Flak und Vierlingsflaks. Die Betontürme waren so massiv gebaut, dass sie nach dem Krieg kaum abgerissen werden konnten.

 

Für viele Frontsoldaten waren die Flaktürme der letzte Einsatzort, nachdem ihre Truppenteile gegen Kriegsende an der Front zerschlagen waren. Sie ergänzten die gut ausgebildeten Flaksoldaten, die von Anfang an dienten. Bei den Bomberverbänden waren die Türme wegen ihrer hohen Feuerkraft gefürchtet. Jagdverbände der Luftwaffe zwangen die Bomberverbände in die tiefer gelegenen Feuerbereiche der Flak, wo sie große Verluste erlitten. Aus der Luft waren sie nahezu nicht angreifbar und auch Zufallstreffer konnten nur bedingten Schaden anrichten.

 

 

Aufnahmen: Kriegsberichter Günther Pilz

 

 

Vom Gefechtsstand aus, in dem alle Meldungen über den einfliegenden Feind gesammelt werden, wird bei Übung und im Ernstfall der Einsatz der gesamten Turmstellung geleitet.

Am Kanal und in Norwegen, im Heimatkriegsgebiet und in den besetzten Gebieten zerschlägt die Flak- artillerie der Luftwaffe feindliche Bomber.

 

In Feldstellungen und auf Turmstellungen sind leichte Geschütze mit höchster Feuerkraft und weittragende Geschütze mit hoher Schußleistung zur Abwehr aufgestellt. Beim Eintreffen der Flugmeldungen eilen die Kanoniere im Geschwindschritt zu ihren Geschützen. In immerwährender Ausbildung sind sie darauf geschult, die Sekunden, in denen der Gegner im Feuerbereich der Batterie weilt, durch Abschüsse auszunutzen und den Briten daran zu hindern, einen gezielten Bombenwurf durchzuführen. Technik im Festungsbau, artilleristische Höchstkonstruktion und bestausgebildete Kanoniere vereinigen sich so zum Abwehrkampf. 5645 Feindflugzeuge hat die Flakartillerie der Luftwaffe in 32 Kriegsmonaten vom Himmel geholt.

 

 

Bild rechts:  Bei Alarm eilen die Flakkanoniere an ihren Gefechtsstand, denn die Schnelligkeit ist entscheidend.

 

 

Bild oben: Flakkanoniere tragen sie unter Panzerschutz lagernden Granaten zum Munitionsaufzug, der sie zu den Geschützen oben auf dem Turm befördert.

 

Bild oben rechts: Zwei Kanoniere benötigen ihre ganze Kraft, um die Panzertür des Munitionsaufzuges in ihren Angeln zu drehen.

 

 

 

Bild links:

Jeder Griff - selbst das scheinbar so einfache Abheben der Grananten vom Munitionsaufzug - gehört zur täglichen Übung.

 

 

 

Bild rechts:

Nach den Angaben des Entfernungsmessers richtet das Vierlingsgeschütz seine Feuerkraft auf den in niedriger Höhe anfliegenden Feind.