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Wie weit geht eigentlich Loyalität?

 

 

In unserer Gesellschaft wird sehr gern das Wort Loyalität bemüht. "Man soll sich loyal verhalten", "Manchen Leuten mangelt es an Loyalität", "Ich hätte von Ihnen mehr Loyalität erwartet!" oder "Sie sind zur Loyalität gegenüber ..... verpflichtet", hört man allenthalben.

 

Dudens Fremdwörterbuch klärt uns auf und meint, Loyalität sei

  • Treue gegenüber der herrschenden Gewalt, der Regierung, dem Vorgesetzten

  • Vertragstreue

  • Achtung vor den Interessen Anderer

  • Anständigkeit

  • Redlichkeit

Wir wenden einmal diese Definitionen auf zwei weitere Varianten der Loyalität an, nämlich

  • die ausgeübte Loyalität

  • die eingeforderte Loyalität

und versuchen, das Wesen beider letztgenannten Arten zu ergründen.

 

Jeder von uns verhält sich freiwillig mehr oder weniger loyal gegenüber Personen oder Institutionen, die unsere Achtung verdienen. Es erscheint uns unanständig, Gutes zu empfangen und gleichzeitig Spielregeln zu missachten, die erst ermöglichen, dass uns Gutes widerfährt. Wir achten die Interessen Anderer, wenn wir gleichzeitig von ihnen profitieren. Jedes andere Verhalten ist schlichtweg parasitär.

Loyalität ist also nicht das gutmütige Verhalten eines anständigen und redlichen Wirtstieres, sondern eine ethische Komponente des menschlichen Miteinanders. Soweit die ausgeübte Loyalität.

 

Bei der eingeforderten Loyalität handelt es sich in der harmlosen Form um die Reklamation normengerechten Verhaltens. In der eigentlichen Form ist es in der Regel eine Art von Erpressung. "Ich gebe Dir .... und erwarte dafür ....", ist die gängige Formel für diese Spielart.

Wir erleben das in der gegenwärtigen Situation zwischen den USA und England sowie den Staaten der Osterweiterung der Nato ebenso, wie in ganz alltäglichen Situationen. Dabei ist die Sache, die zugesichert wird, oft die Existenzgrundlage und die Aussicht auf Verschonung vor Repressalien, wofür als "Loyalität" der Verzicht auf einige verbriefte Grundrechte eingefordert wird. 

Wir sollen dankbar sein, dass die Amerikaner und die Engländer, nachdem wir den Krieg längst verloren hatten, unsere Zivilbevölkerung aus der Luft gnadenlos hinmordeten und anschließend wieder "aufpäppelten" , wie sie es jetzt mit dem Irak vorhaben. Wir wissen, was auf den Irak zukommt!

 

Kann man von einer Nation, die sich derart schwer versündigte und ebenso schwer von der Geschichte bestraft wurde, nicht erwarten, dass sie aus der Geschichte lernt? Was soll in diesem Zusammenhang "Loyalität"?

 

Wenn eine Gesellschaft selbst alle ethischen Normen verletzt, dann kann sie keine Loyalität von den Abhängigen einfordern, ohne unglaubwürdig zu sein. Die "Gesellschaft" ist ja eigentlich garnicht verantwortlich, sondern nur die herrschenden Individuen, die die Gesellschaft duldet. Es sind die Machenschaften Einzelner, die alle Normen zum eigenen Vorteil missachten und die Unverfrorenheit besitzen, Loyalität einzufordern.

 

Der Schritt von der Loyalität zur Arschkriecherei ist ein ganz kleiner - aber entscheidender!

Auf der Strecke bleibt nur der Stolz und die Selbstachtung. 

Wenn man dafür genug bekommt, ist es vielleicht ok!?