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Was ist eigentlich Impertinenz?

 

Wenn man dem DUDEN-Fremdwörterbuch Glauben schenkt, dann ist Impertinenz gleichbedeutend mit dreister Ungehörigkeit, Frechheit, Unverschämtheit. Über das Druckwerk "Sinn- und sachverwandte Wörter" kommt man der Sache unter "Frechheit" näher. Hier wird der Begriff gleichgestellt mit Frechheit, Unverschämtheit, Dreistigkeit, Arroganz, Impertinenz, Insolenz, Vorwitz, Ungezogenheit, Chuzpe (jidd.), Unverfrorenheit, Kaltschnäuzigkeit

(c) Dudenverlag.

 

Sie werden sich fragen, wie ich auf diese Fragestellung komme. 

 

Nun, die Sache ist ganz einfach: In Hanau und in Maintal wurde der 11. Mai 2003 zum "Abwahl-Tag" für die beiden Stadtoberhäupter und ich suchte nach dem passendsten Attribut um die beiden sich allzu ähnlichen Personen zu charakterisieren. Vordergründig wurden die beiden Abwahlverfahren wegen Unregelmäßigkeiten während der Amtsführung eingeleitet, die von Unterschlagung und Veruntreuung über Urkundenfälschung bis zum Verstoß gegen die Datenschutzgesetze reichen, wegen denen die Staatsanwaltschaft ermittelt bzw. in einem Fall bereits Strafantrag gestellt hat. Während die eine Bürgermeisterin beharrlich zu den Vorwürfen schweigt und auch gegenüber ihrem Dienstvorgesetzten jede Auskunft verweigert, übte sich die andere Bürgermeisterin in einer Vorwärtsverteidigung, die an Impertinenz nicht mehr zu überbieten war. Genau diese Impertinenz steht aber bei der Wählerentscheidung im Vordergrund. Es werden Personen, denen wir unser Vertrauen schenkten, dieses schamlos ausnutzten und impertinent weder Reue noch Einsicht zeigen, abgestraft, damit unsere Wertevorstellung wieder ins Lot kommt.

 

Natürlich fragte ich mich auch, wie man zu einer solchen Wesensart kommt und was einem dazu treibt, dies völlig hemmungslos auszuleben. Liegt es vielleicht daran, dass es inzwischen ein recht gängiges Mittel des Vorwärtskommens ist? Verblüffen und lähmen uns nicht für einen Moment Situationen, in denen Personen ungeniert Tabus brechen, die normalerweise die ethische und moralische und damit auch sittliche Basis des menschlichen Zusammenlebens garantieren? Ist das Ausnutzen des Momentes erster ungläubiger Erschrockenheit nicht die Fortsetzung der Impertinenz? Warum zögern wir zunächst, wenn es darum geht, diesen Personen die Maske vom Gesicht zu reißen? Haben wir Angst, man könne uns deswegen die Nutzung eines eigenen Vorteils aus der Situation unterstellen, was wiederum ebenfalls ein Tabubruch wäre?

 

Genau in dieser Situation befinden bzw. befanden sich die Mitglieder der Stadtparlamente Hanaus und Maintals, ehe sie über Abwahlverfahren nachdachten und sich überwanden, dies auch zu tun. Damit schufen sie automatisch neue Möglichkeiten, in denen man Impertinenz ausleben konnte. Ausgangspunkte dieser Unart sind ein überzogenes Selbstwertgefühl und eine dummdreiste Grundveranlagung, bei denen es sogar in existenzbedrohenden Situationen keine Hemmschwelle, geschweige denn ein Zurück für die Betroffenen gibt.

 

Impertinente Menschen ziehen allerdings auch gleichgeartete Artgenossen an, die glauben, die entgegengebrachte Impertinenz noch toppen zu müssen. Das ist im vorliegenden Beispiel der Fall, wenn das Nachfolgegerangel schon recht früh einsetzt und trotz impertinenter eigener Absicht der Biedermann oder die Biederfrau herausgekehrt wird, um sich eine gute Ausgangsposition zu verschaffen. Oft werden dann "alte Rechnungen" beglichen, wobei der Bürger eigentlich mit seiner Wahlstimme missbraucht wird.

 

Gegen Impertinenz ist man nahezu machtlos, weil sie quasi ein Virus ist, gegen den es kein Mittel gibt. Leider fördern die Ausbildungs- und Auswahlprinzipien unserer Gesellschaft die Verbreitung dieser Seuche, von der vorwiegend spätere Führungspersonen der Politik und Wirtschaft befallen werden. Eigene Willensstärke, ein intaktes moralisch und ethisch sauberes Elternhaus, die richtigen Vorbilder in Ausbildung und Beruf sowie Lebenspartner mit positiven gefestigten Wesenszügen, mit denen man sich vom Intellekt her in Augenhöhe befindet sind die einzigen Faktoren, die Schutz bieten. Leider verfallen viele Menschen der Impertinenz, sobald sie etwas mehr Macht oder Einfluss erhalten - schade!