Walter
Erker von der 5. Staffel des Jagd- geschwaders 103 fand die
Website über die FFS 12 in Königsberg/Neumark und das
Bild seines damaligen Fluglehrers Ferdinand Klee, der
ihn 5 Monate lang als Jagdflieger ausbildete. Von ihm kam die
Anregung, diese Seite für die FFDS 12 einzurichten, da es hierüber
noch keine spezielle Seite im Internet gibt.
Er
vermittelte mir im Juli
2012 folgende Ein-drücke von seiner Ausbildung in der
Flugzeugführerdoppelschule A 12 in Prenzlau und gestattete
freundlicherweise die Veröffentlichung: |
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Personen,
Arbeitsplätze und Flugzeuge der FFDS AB 12
in
Prenzlau
Ausbildungsleiter:
Oberst
Philipp Neufang
Kompaniechef:
Major
Ogrisegg
Ausbildungsleiter
für Flugzeugführer:
Major
Schenzinger bis April 1944
danach:
Hauptmann Herzsprung / Adjudant Lt. Raab
Fluggruppenlehrer:
Lt.
Rösen in Mohrin
Lt.
Röhrich in Mohrin
HFw.
Jansen in Mohrin
Olt.
Röhrich in Prenzlau (bis Ende Motorauswahlschulung)
OFw.
Fricke in Prenzlau (bis Ende der Ausbildung Jagdflieger FFS)
Fluglehrer:
Ofw.
Greif
Fw.
Ferdinand Klee
Fw.
Siegfried Bräde
Flugzeuge:
Klasse
A2: Bü 131, Bü 181, Kl 35, Fw 44
Klasse
B1: Ar 66, Ar 96, Go 145
Klasse
B2: C 445, Fw 58, Si 204
Arbeitsplätze:
Pasewalk, Klützow, Mohrin
Flugschüler
der Gruppe Nov. 43 - Mai 44, zu der Walter Erker
gehörte:
Uffz.
Kurt Stucke, Greis, Nürnberg
Ogfr.
Fritz Zimmermann, Rademacher, Alf, Nagold, Lier
Gefr.
Franz Hieringer, Konrad Kamp, Fritz Knost, Dornier, Lischka, Ullrich,
Lüders, Goldap, Lamers, Walter Erker
In der
Flugzeugführerschule FFDS 12 in Prenzlau
Nach der
Ausbildung mit der Abschlussprüfung und der Fluganwärterzeit im Flieger-Ausbildungsregiment
32, Oberst Kapuste und dem Flieger- ausbildungsregiment 65, Oberst
v. Gattersleben bekam ich die Versetzung zur Flugzeugführerschule
F.F.D.S. - AB 12 Prenzlau/Uckermark.
Die Stadt
Prenzlau, eine kleine Industrie- und Garnisonsstadt, bot einen
anmutenden Anblick. Dort sah man gotische Backsteinbauten, wie die sehr
bekannte Marienkirche, Festungsanlage, Kasernenbauten und Bürgerhäuser.
Die Bewohner waren Beamte, Offiziere und das reiche Bürgertum, das dort
seine Häuser hatte. Kurz vor Beendigung des 2. Weltkrieges nahm die
"Rote Armee" die Stadt ein und zerstörte sie durch
Artilleriebeschuss ( 80-90% ). Die Kasernenanlagen blieben verschont. Die
Russen nutzten sie für ihre Armee.
Im Jahre
1995 besuchte ich Prenzlau, weil ich von dort viele Erinnerungen hatte.
Der Eindruck, den ich nach näherem Betrachten gewonnen hatte, war nicht
dazu angetan, die Stadt als schön oder gut zu benennen. Alles ist als
Massenwohnstadt neu erbaut worden. Unsere ehemaligen Kasernen sind von den
Russen total abgewirtschaftet worden. Es ist sehr gut sichtbar, dass dort
nun andere Menschen leben! Unseren Fliegerhorst fand ich so wieder, wie
ich ihn in Erinnerung hatte, wenn auch in einem vernachlässigten Zustand.
Alles, was ich erblicken konnte, war wie damals.
Damals, nach
der Ankunft auf dem Fliegerhorst und dem üblichen Melden bei der Einheit
erfolgte die Aufstellung der neuen Fluggruppe und die Zuweisung der
Unterkunft. Alle Unterkünfte und andere Gebäude waren Steinbauten, die
in eine schön angelegte Parkanlage eingegliedert waren. Die
Inneneinrichtung der Unterkünfte waren Vier-Mann-Stuben, für die sich
auf der Gegenseite des Flurs die Toiletten und Waschräume befanden. Auch
das Küchengebäude mit Kantine und Kücheneinrichtung war modern und
solide. Das passte alles zu der Verpflegung, die wir erhielten. Die
Schulgebäude, Flugzeughallen, Werkstatthallen, Wetterwarte, Kontrollturm
und Dienstgebäude der Schule entsprachen ebenfalls den vorangegangenen
Schilderungen.
Nachdem
die Aufstellung der Fluggruppe unter Führung von Oberleutnant
Röhricht und Leutnant Rösen endgültig war, begann
die Schulung. Die erste Anordnung war die Verlegung zur Segelflugschule
Mohrin bei Königsberg i.d. Neumark. Viele von uns mussten dort die
Segelflugprüfungen erfliegen. Mir fehlte nur die Erlaubnis für die
Flugzeugschlepp-Genehmigung, die ich nach kurzer Schulung erhielt. Alle
anderen Segelflug-Prüfungen besaß ich bereits. Die Ausbildung verlief
nach einem Stundenplan, entweder vor- oder nachmittags Flugdienst oder
Unterricht. Der Unterricht teilte sich auf in: allgemeine
Flugplatzordnung, Funken, Wetterkunde, Navigation und Technik.
Nach der
Rückverlegung nach Prenzlau wurde er in der gleichen Form bis zur
Erreichung des Flugzeugführerscheins fortgeführt. In Prenzlau erfolgte
die Aufteilung der Fluggruppe in vier Schülergruppen mit der Zuteilung
der Fluglehrer. Mein Fluglehrer war Unteroffizier Ferdinand Klee
aus Frankfurt am Main. Ich behielt ihn bis zum Schluss der Ausbildung.
Die erste
Stufe war die Motorauswahlschule. Nach der Beurteilung des
Fluglehrers und dem Ergebnis der Abschlussprüfung der
Motorauswahlschulung wurde entschieden, wer für einmotorige oder
mehrmotorige Flugzeuge geeignet war.
Jeden
Morgen war Antreten der Fluggruppen vor dem Gebäude des
Ausbildungsleiters (Major Schenzinger, später Hauptmann
Herzsprung). Gemeinsam lernten wir den Paragraphen 1 der
"Fliegerischen Zucht und Ordnung. Fast immer erfolgten Stichproben,
denn jeder sollte ihn beherrschen. Es folgten Belehrungen, Dinge, die sich
bei Tagesablauf ereigneten, wurden besprochen und richtiggestellt. Herren
von der Wetterwarte lasen den Wetterbericht vor und erklärten die
Wetterlage. Die Motorflug-Ausbildung In den ersten Tagen waren die
Einweisungen an den Flugzeugen, die in der Auswahlschulung geflogen
wurden. Zugleich erfolgte der technische Unterricht über diese Flugzeuge.
Die
Fluglehrer unterrichteten wie folgt:
-
wie
ein Flugzeug bestiegen wird,
-
wie
man sich in den Sitz setzt,
-
wie
man den Sitzfallschirm anschnallt,
-
wie
man die Gurte richtig anschnallt,
-
wie
man den Höhenmesser auf Flugplatzhöhe einstellt,
-
wie
man die Landeklappen, die zugleich Startklappen sind, einstellt,
-
wie
man die Trimmung prüft und einstellt,
-
wie
man die Zündung einschaltet,
-
wie
man den Motor von Hand an der Luftschraube anwirft,
-
wie
das Flugzeug an den Start gerollt und aufgestellt wird,
-
wie
gestartet wird,
-
wie
das Flugzeug vom Start weg gesteuert und abgehoben wird,
-
mit
welcher GashebelsteIlung der Start gestartet wird, (Stellung Start)
-
mit
welcher Stellung der normale Flug geflogen wird,
-
wann
das Fahrwerk und die Landehilfe ausgefahren werden,
-
wie
die Landung geflogen wird,
-
wie
gelandet wird,
-
wie
das Flugzeug nach der Landung weggerollt wird,
-
mit
welcher Startgeschwindigkeit, Normalfluggeschwindigkeit und
Landegeschwindigkeit geflogen wird.
Alle
Flugzeuge hatten andere Eigenschaften und andere technische Daten. Eine
Umschulung von einem auf das andere Flugzeug war erforderlich. Wenn die
Nachtüberlandflüge ausgeführt wurden nutzte man die Zwischenzeit zur
Umschulung auf andere Flugzeugtypen. Innerhalb der Motorauswahlschulung
wurde auf die Flugzeuge der Klasse A,B und B2 geschult.
Die
Klassenbezeichnung sagt über das Gewicht und die Art des Flugzeuges
aus.
-
Klasse
A2 Land bis 1000 kg wurde geschult auf Bü 181, Bü 131, Kl 35, Fw
44 - alle im Freiflug.
-
Klasse
B1 Land bis 2500 kg wurde geschult auf Go 145, Ar 66 und Ar 96 -
alle im Freiflug.
-
Klasse
B2 Land bis 5000 kg wurde geschult auf Caudron C445 (Freiflug), Fw
58 (Instrumentenflug).
Nach
Beendigung der Schulung mit Abschlussprüfung hatte man den Luft- waffenführerschein
(L.F.S.) erreicht.
Die
Flugzeuge waren:
Bücker-Bestmann
(Bü 181), Bücker Jungmann (Bü 131), Klemm (Kl 35), Gotha (Go 145),
Arado (Ar 66 u. Ar96), Focke-Wulf-Stieglitz (Fw 44), Weihe (FW 58),
Caudron (C 445).
Unser
Standard-Flugzeug war die Bü 181, ein Eindecker bzw. Tiefdecker. Die
Anordnung der Sitze war nebeneinander in einer Vollsichtkabine. Das
gesamte Ausbildungsprogramm für die Motorauswahlschule wurde mit ihr
geflogen. Später, wenn der Fluglehrer die Freigabe für alle
Schulungsarten für den Flugschüler freigab, wurden diese auch mit den
anderen Flugzeugen geflogen. Der Fluglehrer gab für alle Schulungsarten
und Umschulungen die Einweisung, flog sie vor und begleitete den
Flugschüler so lange, bis dieser den Freiflug erreicht hatte.
Geschult
wurden folgende Arten:
-
Das
Freifliegen mit der Bü 181 mit Überprüfung, im Anschluss daran
20 bis 30 Platzrunden fliegen , die vom Fluglehrer beobachtet wurden.
Ferner wurden mit dem Fluglehrer Notlandeübungen mit Motor und mit
Motorausfall geübt, wobei ein geeigneter Landeplatz gesucht werden
musste. Gelandet wurde aber nicht.
-
Kunstflugeinweisung
mit Lehrer: Alle Kunstflugfiguren wurden vom Lehrer erklärt, z.B.
Überschlag vorwärts, rückwärts ( Looping ), Rolle links, Rolle
rechts, Aufschwung, Abschwung, Turn links, Turn rechts. Die
Kunstflug-Abschlussprüfung war eine kleine Zusammenstellung der
genannten Übungen.
-
Der
Verbandsflug war sehr vielseitig und beanspruchte sehr viele
Flugstunden. Die Formationen waren: Schwarmreihe rechts und links, die
nebeneinander, überstaffelt und unterstaffelt geflogen wurde, die
wiederum hinterstaffelt geflogen wurde, mit Unterstaffelung und
Überstaffelung. Die Kolonne wurde hintereinander, übereinander und
untereinander geflogen. Alle Formationen wurden im Abstand von einem
Meter von der Tragfläche und Höhenleitwerk neben, über- und
untereinander geflogen. Der Fluglehrer war immer der Verbandsführer.
Während des Fluges wurden alle Formationen ständig gewechselt. Dazu
gab der Fluglehrer die festgelegten Zeichen für den
Formationswechsel.
-
Im Instrumenten-
und Blindflug gab es zuerst theoretischen Unterricht.
Unterrichtsthema war die Funktionen der Instrumente, zu welchem Zweck
wurden sie gebraucht, wozu sind sie da.
-
Die Navigationsinstrumente
in den Flugzeugen waren: Führerkompass, Grobhöhen-und
Feinhöhenmesser, Variometer für Steig- und Sinkgeschwindigkeiten,
Wendezeiger mit Kugellibelle für Kurvenfliegen mit
Winkelgeschwindigkeit und richtiger Fluglage. Zuerst wurde nur für
ein Instrument geübt, später kamen zwei oder drei dazu, zum Schluss
wurden alle Instrumente zusammengefasst.
-
Nun
begann der Instrumentenflug mit Sicht, bei Nacht oder mit
Vorhang (Blindflug). Die Überprüfung flogen wir mit mehreren
Flugschülern zusammen auf der Focke-Wulf "Weihe" (FW 58).
Zugleich lernten wir im Navigationsunterricht die Kartenvorbereitung
und den Kompasskurs zu errechnen. Das galt für die Überlandflüge
bei Tag und Nacht. Diese Navigation nannte sich
"Koppelnavigation". Nach dem Abschluss in Instrumentenflug
und Koppelnavigation erfolgte die Einweisung in der
Kartenvorbereitung. Für alle möglichen genannten Ziele arbeiteten
wir den Flug mit der Ermittlung des Kompasskurses durch.
-
Dann
erst begannen die Überlandflüge bei Tag und bei Nacht. Die
Überlandflüge wurden mit allen Flugzeugen, die eingangs genannt
sind, geflogen. Die ersten Flüge waren Einweisungsflüge mit Lehrer.
Nach der Freigabe der Flüge durch den Fluglehrer überprüfte der
Gruppenlehrer die Navigation, die Flug-und Kartenvorbereitung und
anschließend einen Überlandflug (während des Fluges). Nach
bestandener Prüfung erfolgten eine Vielzahl von Überlandflügen, die
über ganz Deutschland geflogen wurden. Der Fluglehrer gab die Dauer
des Fluges vor. Sehr oft wurde eine Zwischenlandung gefordert. Es
mussten diverse Beobachtungen angestellt werden, z.B.
Wetterveränderungen, Gebäudebeobachtungen, wie eine Stadt an
Merkmalen auf der Karte erkannt wird. Sehr oft hatten wir einen
Kampfbeobachterschüler als Fluggast an Bord, der eigene Aufgaben zu
erfüllen hatte. Damit war die Schulung auf einmotorigen Flugzeugen
beendet.
-
Nun
begann der technische Unterricht für zweimotorige Flugzeuge.
Im Anschluss daran begann der Flugunterricht auf dem französischen
Beuteflugzeug Caudron C 445. Die Caudron C 445 ist ein französisches
Reise-und Kurierflugzeug mit zwei Mann Besatzung und 8 Fluggästen.
Zuerst wurde das Rollen auf dem Flugfeld und Startversuche geübt.
Erst dann gab der Fluglehrer die Einweisung. Zusammen mit dem Schüler
flog er bis zu 10 Platzrunden. Nachdem dieser den Freiflug erworben
hatte durfte er in Begleitung eines Bordmechanikers die Platzrunden
alleine fliegen, die vom Fluglehrer beobachtet und beurteilt wurden.
Der Lehrer bestimmte die zu fliegenden Platzrunden. Die Schulung für
die Motor-Auswahl-Schulung (M.A.S.) war damit beendet. Jeder musste
eine Abschlussprüfung ablegen. Aus dem Ergebnis der Prüfung erfolgte
die Auslese für die Eignung des Flugzeugführers, entweder eine
einmotorige oder mehrmotorige Ausbildung schloss sich an.
Jagdflieger-Luftwaffen-Flugzeugführerschein
(Jäger L.F.)
Nachdem
die Auswahl für die weitere Schulung der Flugzeugführer beendet war,
erfolgte die Versetzung mit der Eignung für mehrmotorige Flugzeuge zur
Kampfflieger-Flugzeugführerschule. Dort wurde man als Zerstörer,
Aufklärer, Marine-oder Bomberflieger ausgebildet. Die Flugzeugführer
für die einmotorige Ausbildung blieben auf der F.F.D.S. AB12,
Prenzlau und wurden dort als Jagdflieger ausgebildet. Die Schulung
wurde sofort aufgenommen. Sie gliederte sich in Flugdienst und Unterricht.
Der Unterricht war der gleiche wie in der Motorauswahlschule:
Flugplatzordnung, Wetterkunde, Technik und Navigation. Der Flugdienst
änderte sich sehr. Flugdienst und Schulung wurden auf der Arado (Ar 96)
geflogen.
Die Ar 96
ist ein Jagdflieger-Vorschulflugzeug mit hervorragenden Eigen- schaften.
Von der Bauart her ist sie ein einmotoriger Tiefdecker aus Metall,
Doppelsitzer hintereinander, mit einer Vollsichtkabine. Geschult wurde das
gleiche Programm der M.A.S., aber in einem sehr erweiterten Umfang. Bei
den Überlandflügen mussten mehrere Kurswechsel, Zwischenlandungen und
Beobachtungen gemacht werden. Die Kartenvorbereitungen und
Kursberechnungen mit Zeitbestimmung mussten nach jeder Zwischenlandung neu
ausgearbeitet werden und von den zuständigen Navigationsstellen
überprüft werden. Erst dann konnte der Überlandflug fortgeführt
werden.
Der
Kunstflug erweiterte sich. In einem Programm mussten mehrere Figuren
geflogen werden. Zum Abschluss musste jeder eine Kunstflugprüfung nach
genau vorgegebenen Regeln ablegen. Die Notlandeübungen wurden weit
ausgedehnt und in schwierigem Gelände ausgeführt. Hinzu kamen Notlande-
und Ziellandeübungen mit Motorausfall. Das waren die schwierigsten
Übungen, denn ein Landeplatz musste in unmittelbarer Nähe bestimmt
werden, um die Not-und Ziellandungen dort ausführen zu können. Es wurde
nicht gelandet, sondern wieder durchgestartet.
Eine neue
Schulung war für uns das "taktische Fliegen" auf
Schießscheiben und andere Objekte. Hierbei mussten die Objekte von allen
Richtungen, im Neig-Steig-Geradeausflug mit Vorhaltewinkel des
Fadenkreuzes angeflogen werden. Überprüft wurden die Anflüge durch eine
Bildkamera. Auch diese Schulung war sehr aufwendig und nahm viel Zeit in
Anspruch. Es war vorgegeben, die Kamera erst 50 - 100m vor dem Ziel zu
betätigen. Dabei musste der Vorhaltewinkel nach Anflug stimmen, sonst
konnten keine Treffer angebracht werden. Jeder konnte sich nach der
Auswertung der Filme über die Ergebnisse Informieren. Es wurde so lange
geübt, bis alle die Bedingungen erfüllt hatte. Schießen war ja
schließlich das A und 0 eines Soldaten.
Der
Verbandsflug, wie er während der M.A.S. geschult wurde, änderte sich
nicht. Er wurde lediglich als "Taktisches Fliegen" eingesetzt.
Während des Verbandfluges wurden die Formationen ständig geändert. Es
wurden Links- und Rechtskurven im Neig- und Steigflug und in allen
Höhenbereichen geflogen. Die Kehrtkurven (Turn) erfolgten im Steilflug
nach oben. Diese "taktischen Flüge", die in der Vielzahl
geflogen wurden, ermöglichten dem Jagdflieger, sich in günstige
Positionen an die feindlichen Verbände heranzubringen. Diese Ausbildung
galt nur für "schwere Jäger", welche immer mit vier
Flugzeugen, ein Schwarm, in die feindlichen Verbände einflogen und diese
angriffen.
Der
Instrumenten- und Blindflug änderte sich ebenfalls nicht. Geflogen
wurde mit Sicht und blind, also in Wolken oder mit verhangener Kabine.
Ständige Überprüfungen wurden unverhofft von den Fluglehrern
durchgeführt. Hinzu kam ein Navigationsfliegen: Abstandsbestimmung mit
Springpeilung und Durchstoßverfahren. Die Abstandsbestimmung mit
Springpeilung führte den Flugzeugführer zum nächstliegenden
Flugplatz. Das war von größter Bedeutung, wenn ein Jagdflieger wegen
Ladehemmung, Motorschaden oder Beschädigung durch Beschuss schnellstens
landen musste. Im ganzen Reich und im Frontgebiet waren solche Flug- oder
Landebahnen neben den Fliegerhorsten eingerichtet. Diese Plätze waren mit
einem Tornadopeiler (U.K.W. 80-100 km Reichweite) ausgerüstet. Der Peiler
strahlte ständig die Strahlen aus, welche der Flugzeugführer mittels
Anzeigegerät erfassen konnte. Der Flugzeugführer musste nach Verlassen
des Verbandes einen Vollkreis fliegen, das Anzeigegerät beobachten bis
der Zeiger, der sich hin- und herbewegte, stillstand und sich genau unter
der mittleren Marke des Anzeigegeräts befand. Das war also die
Flugrichtung zum Flugplatz. Nun schaltete der Flugzeugführer sein
Funkgerät auf die Notfrequenz und war nun in Sprechverbindung mit dem
Tornado-Peiler. Von dort wurde ihm angewiesen, eine 90 Grad-Kurve nach
links zu fliegen, Flugdauer 4 Min. In diesen vier Minuten wurden drei
Springpeilungen durchgeführt und mit diesen der Abstand in Zeit, vom
Flugzeug zu Flugplatz ermittelt. Die Zeit wurde dem Flugzeugführer vom
Tornado-Peiler mitgeteilt. Dieses Verfahren wurde mit und ohne Sicht
durchgeführt. Mit Sicht konnte die Landung, nach fliegen einer
Platzrunde, ausgeführt werden. Die Landeeinrichtung mit Tornado-Peiler
war immer in 270 Grad gerichtet. Der Landeanflug erfolgte bei dieser
Einrichtung von 90 nach 270 Grad. Wenn ein Platz im Nebel lag , konnte er
nicht angeflogen werden. Lag die Untergrenze der Wolken über Boden bei
300m und die Sicht bis 800m, so musste ein Durchstoß- und
Landeverfahren durchgeführt werden. Der Tornado-Peiler war senkrecht
nach oben abgeschirmt und strahlte in diesem Sektor nicht aus. Überflog
der Flugzeugführer den Peiler, so zeigte das Anzeigegerät wegen der
ausbleibenden Strahlen nicht mehr an. Wenn der Zeiger sich schnell hin-
und herbewegte bedeutete das, dass das Flugzeug sich über dem Peiler
befand. Je nach Anflugrichtung konnten vier Verfahren angewendet werden.
Der Abflug vom Peiler erfolgte immer in 90 Grad. Der Abflug konnte in 180
Grad oder 90 Grad Kurve parallel zur Landerichtung 270 Grad eingeleitet
werden. Ein Geradeausflug von vier Minuten, mit einer Sinkgeschwindigkeit
von 2-4m/sec, musste im 90 Grad Kurs parallel zur Landerichtung geflogen
werden. Nach Beendigung der vierminütigen Flugzeit wurde eine 180 Grad
Kurve geflogen, die bei 270 Grad endete und in Richtung des Tornadopeilers
lag. Durch die Anzeige des Anzeigegeräts wusste der Flugzeugführer, dass
er sich im Anflug- und Landesektor befand. Nach dem Überfliegen des
Peilers waren meistens schon klare Sichtverhältnisse. Nun wurde eine
Platzrunde eingeleitet und geflogen, wir konnten landen. Die Überprüfung
dieser Verfahren durch den Fluglehrer wurde auf der "Siebel" (Si
204) durchgeführt.
Nach
Beendigung der Schulung musste eine Prüfung abgelegt werden. Nach
bestandener Prüfung stand einer Versetzung zu einem Schul-Jagdgeschwader
nichts mehr im Wege, die auch nicht lange auf sich warten ließ.
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