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25. Mai 2011
- Ruhestand von Klaus Klee
Versuch
einer Zustandsbeschreibung
Nun
haben wir Ende Mai 2011 und ich befinde mich im zehnten Ruhestandsjahr.
Irgendwie verändert sich gerade mal wieder mein Leben und ich spüre, dass in diesem
Jahr noch weitere Einflüsse zu Anpassungen führen werden. Es ist der Siebenjahres-Zyklus, der mein Leben mit schöner
Regelmäßigkeit verändert. Sich dagegen zu wehren ist sinnlos. Es
passiert, was passieren muss.
Im
Pflegefall meiner Mutter, die sich seit Mitte 2010 in einem Seniorenheim
in Frankfurt-Seckbach befindet, wirkt sich der Erholungseffekt auf meine Frau und
mich positiv aus. Zwar besuche ich meine Mutter wöchentlich an fünf
Tagen und verbringe sehr viel Zeit mit der Regelung ihrer Angelegenheiten,
doch das ist eine Kleinigkeit gegen die enorme physische und psychische
Belastung, die wir drei Jahre lang ertrugen. Ihr gesundheitlicher Zustand
verändert sich alterungsbedingt und ist nicht aufzuhalten. Die Wohnung
meiner Mutter erhalten wir auf ihren Wunsch parallel zum Heimaufenthalt,
was die Pflegefinanzierung nicht gerade erleichtert. Hier halte ich mich jedoch strikt
an die Regelung in der Betreuungsvollmacht, die lautet, dass ich so handele, wie es meine
Mutter erwartete, als sie noch im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte war
und das Gedächtnis noch funktionierte.
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Meine
kommunalpolitischen Aktivitäten habe ich Anfang des Monats endgültig eingestellt.
Fast 8 Jahre lang berichtete ich über die Maintaler Kommunalpolitik und
kommentierte ihre Auswüchse. Dabei ging ich beharrlich davon aus, dass
eine entsprechend aufbereitete Darbietungsform das Interesse an der
Kommunalpolitik wecken oder verstärken könne. So entstand
ein umfangreiches kommunalpolitisches Online-Archiv, das Politiker
und Redakteure nutzen, jedoch bis auf wenige Ausnahmen nie eines Wortes
würdigten. Im Gegenteil - meine vermeintlich passive kommunalpolitische Nörgelei wurde
teilweise als
unangenehm und aufdringlich empfunden. Zwar war die Wirkung zu
Wahlkampfzeiten gewünscht, aber auch gefürchtet und einige Parteien versuchten, darauf
Einfluss zu nehmen, doch zu einer einseitigen Parteinahme konnte mich keine Partei
bewegen. Das war für einige Kommunalpolitiker und Mitglieder des
Magistrats gelegentlich verwirrend, weil sie mich insgeheim politisch
links einordneten,
obwohl ich keiner Partei angehöre.
Den
Schlussstrich zog ich unmittelbar nach der Kommunalwahl, weil das eindeutige
Wahlergebnis nicht zu den zu erwartenden deutlichen Kurswechseln führte. Es war einfach
unerträglich, mit anzusehen, wie sich die Dinge entwickelten. Für mich
stand fest, dass jede Minute, die ich dafür weiterhin opfere, verlorene Zeit
ist.
Ich fühlte mich wie von einer Schlamm-Lawine erdrückt. Jetzt geht es mir
wieder besser. Erstaunlicherweise hielten sich die Reaktionen in Grenzen und
die
örtliche Presse nahm keine Notiz davon, obwohl ich mit den Redakteuren
jahrelang die gleichen Veranstaltungen besuchte und deren Artikel in meine
Dokumentationen und Kommentierungen eingebunden waren. Sie werden
wohl wissen, was sie tun.
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Im
letzten Jahr schloss ich mit einem Verlag zwei Autorenverträge ab, dem
weitere Verträge folgen werden. Meine
Internet-Dokumentationen rund um ein Vermisstenschicksal sind von den
Zugriffszahlen her wahre Renner und scheinbar eine Fundgrube für Leser aus
der ganzen Welt. Mehrere Verlage wurden darauf aufmerksam und stehen mit
mir in Verhandlung. Die Verhandlungen werden sich noch hinziehen. Speziell
das Kernthema, das kurze Leben des Walter Michel, scheint die Leser
besonders zu berühren. Es liegt vielleicht daran, dass die Feldpostbriefe
authentisch und nicht vom Wissen um den Ausgang des Krieges und des
eigenen Schicksals beeinflusst sind. Es gelingt mühelos, sich in Walter Michel
hinein zu versetzen und seine prekäre Lage durch die Einbettung der Briefe in die
Kriegsereig- nisse einzuschätzen. Die Phase der
letzten 10 Tage seines Lebens und die späteren intensiven Nachforschungen
seiner Eltern bilden den Höhepunkt des Buches und erzeugen das damals so weit
verbreitete Gefühl der Ohnmacht gegenüber dem Zugriff des Staates auf
Menschen und Menschenleben. Anfang Juli 2011 wird das erste Buch
im Handel sein und es liegen bereits viele Vorbestellungen vor. Danach
klärt sich die Frage, ob damit ein großer Wurf gelang. Um das Buch einem größeren
Personenkreis näher zu bringen, plane ich bereits Lesungen und
Zeitungsartikel. Vor einer Woche übergab ich dem Verlag das Manuskript
und die Dateien für über 300 Bilder für das zweite Buch
"Kriegsberichterstattung und Werbung", das im Oktober 2011
erscheinen soll. |
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Seit
Anfang Mai 2011 laufen die Vorbereitungen für das lokale Kabarett
MIKROKOSMOS, das im Spätherbst wieder mit vier Aufführungen aufwartet. In
diesem Jahr übernehme ich noch einmal die Führung und die Hauptlast als
Autor. Das Schreiben der Sketche und die Zusammenstellung des Programms
wird eine stressige Sache, die ich mir mit weiteren Ensemblemitgliedern
teile. Das Kabarett ist zum Selbstläufer geworden und viele Talente
sichern seinen Fortbestand. Nach diesem Jahr werde ich mich deshalb aus dem bühnenpräsenten Teil des
Ensembles zurückziehen. Das wird
allerdings für mich eine der gravierendsten
Veränderungen der letzten Jahre werden. Für den Hochstädter
Humor- Musik-Verein als
Veranstalter ist das Kabarett inzwischen ein festes Standbein und die Talentschmiede für die
Jugend - so, wie ich es plante und vor 8 Jahren bereits voraussah. |
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Meine
Tätigkeit in der Redaktion der Maintaler Seniorenzeitung gehört
inzwischen ebenfalls zu meinem festen Engagement und bereitet mir viel Freude. Seit
einigen Wochen befasse ich mich auch mit der technischen Erstellung der
Zeitung, das heißt, ich erstelle den Satz und bereite den Druck vor. Mit
einiger Softwareerfahrung ist die Aufgabe locker zu schaffen, jedoch eine
gewaltige Herausforderung. Im vierteljährlichen Rhythmus erlebe ich nun
die Geburt einer Zeitung, die sich gerade in den letzten zwei Jahren
gewaltig veränderte und eine begehrte Lektüre nicht nur für Senioren
ist. Das Redaktions-Team harmoniert sehr gut, was die Grundvoraussetzung
für ein gutes Produkt ist. Wahrscheinlich wirkt sich auch das
Hineinwachsen in die Welt der Senioren positiv aus, denn man entwickelt
ein Gefühl dafür, was Senioren und pflegende Angehörige wirklich
interessiert. Elemente zur kurzweiligen Vorlese-Unterhaltung softdementer
betagter Senioren und bekannte lyrische Gedichtchen wichen
anspruchsvolleren Themen, denn Senioren sind sehr aktiv und keineswegs nur
Pflegefälle, wie es in der Vergangenheit stärker gesehen wurde. Dennoch
wird auch diese Zielgruppe angemessen berücksichtigt. |
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Nun
verbinde ich gerade all diese Schwerpunkte mit meinem Garten, der in den
Sommermonaten zu meinem Rückzugsraum wird. Für einen Ruheständler ist
mein Terminkalender recht voll und ich muss nicht befürchten, in
Einsamkeit dahinzuvegetieren. Es ist im Gegenteil sogar erforderlich,
einen Teil meiner Aktivitäten abzubauen, denn man kann nur die Dinge
richtig machen, für die man die nötige Zeit aufbringen kann. Auch muss
man stetig seine Aktivitäten seiner Leistungsfähigkeit anpassen, die mit
zunehmendem Alter etwas nachlässt. Dann - bis demnächst... |
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