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 30. April 2002    - Ruhestand von Klaus Klee

Am Ende steht immer ein neuer Anfang

Vielleicht haben Sie sich schon einmal vorgestellt, wie Ihr letzter Arbeitstag aussehen wird. Einige von Ihnen werden diesen Tag bereits schon hinter sich und in mehr oder weniger guter Erinnerung haben. Andere wieder standen schon unfreiwillig vor diesem Tag und es gab für sie in letzter Minute noch eine Wende. Bis heute ist mir noch nicht restlos klar, warum ich diesen Tag wie einen ganz normalen Tag ablaufen lassen wollte. Andere Ruheständler luden ganze Heerscharen ein und ließen sich auf unterschiedlich originelle Weise noch einmal hochleben. Warum wollte ich das eigentlich nicht?

Irgendwer sagte einmal: "Abschied ist ein Bisschen wie Sterben". Wenn es schon nicht um das Sterben geht, dann aber zumindest darum, dass man ganz wesentliche Dinge des Lebens endgültig begräbt. Da begräbt man zum Einen den umfangreiche internen und externen Personenkreis, mit dem man jahrelang zusammenarbeitete. Der Einfluss auf Abläufe innerhalb eines Unternehmens, der das Wesen und die besondere Qualität ausmacht und eine unverwechselbare Handschrift trug, segnet das Zeitliche. Auch die Auflösung eines ganz persönlich gestalteten Büros, das ebenfalls das Wesen einer Person widerspiegelt, gehört zu den endgültig zu begrabenden Dingen am Ende eines Berufslebens. Letztendlich trägt man auch das Bewusstsein zu Grabe, an diesem Ort noch benötigt zu werden, denn auch für diese jetzt verwaiste Funktion gilt: "Am Ende steht immer ein neuer Anfang!"

Ich glaube, ich wollte an diesem Tag einfach nicht all diese Dinge öffentlich begraben, weil ich dieses "Begräbnis" für eine äußerst intime Sache halte, die nur den engsten Kreis meiner Mitstreiter etwas angeht, weil auch sie zu den direkt Betroffenen gehören. So war der letzte Vormittag der Übergabe zweier Themen gewidmet, die ich bisher alleine begleitete. Wie in den Tagen zuvor, an denen ich eine Reihe weiterer Aufgaben an ihre neuen Besitzer übertrug, nahmen wir uns sehr viel Zeit, um alle Details ausführlich zu besprechen. Eine Überleitung muss aus meiner Sicht dreierlei Phasen beinhalten. Zum Einen die Übergabe der reinen Fakten, dann die genaue Sondierung des Umfeldes und des Wirkungsbereiches und als wichtigsten Punkt die Erzeugung eines positiven Spannungsfeldes, das beim neuen Treiber und Gestalter des Themas Visionen und entschlossenes Handeln weckt. Je nach dem, wie einem das gelingt, stellt sich das Gefühl ein, die Dinge in guten Händen zu wissen oder, dass wieder ein Stück Qualität für immer verloren geht. Glücklicherweise bescherte mir mein letzter Tag die Gewissheit, dass beide Themen im positiven Geist fortgeführt werden.

Um die Mittagszeit hatte ich die gesamte Einkaufsmannschaft - insgesamt 12 Personen - zu einem "verspäteten Geburtstagsimbiss" eingeladen, der äußerst harmonisch und in gelöster Atmosphäre verlief. Ein wenig Abschied kam allerdings auf,  als ich zum Dessert einen Kurzfilm aus dem Jahr 1989 zeigte, in dem Erinnerung an bessere Zeiten aufkamen. Warum sind frühere Zeiten eigentlich in der Erinnerung meistens besser? Vielleicht ist es das Empfinden, diese Zeiten irgendwie gut gemeistert zu haben, während man von der Gegenwart noch keinen blassen Schimmer hat, wie sie ausgeht.

Den Nachmittag verbrachte ich mit Restarbeiten, die noch zu erledigen waren. Hierbei wurde ich nun doch von einigen langjährigen Mitstreitern aufgesucht oder angesprochen, die erfahren hatten, dass ich nur noch an diesem Tag anwesend sein werde. Über die spontan überreichten Blumen einer Weggefährtin aus besseren Zeiten freute ich mich ganz besonders. Als sich zur regulären Feierabendszeit nach und nach meine engsten Mitarbeiter bei mir einfanden, um mir "Lebewohl" zu sagen, gab es keine trübselige Stimmung, wenn auch das eine oder andere Mal etwas trocken geschluckt wurde, denn alle gaben mir das unbezahlbare Gefühl für die Zukunft:

Am Ende steht immer ein neuer Anfang!

Das finale Ende des Tages bestand dann aus Kisten packen, Bilder abhängen und dem Räumen des Büros. Ehe ich den Computer endgültig ausschaltete, sandte ich einer handverlesenen Anzahl von geschätzten Weggefährtinnen und -gefährten noch einen Abschiedsgruß per Mail, in dem ich um Verständnis für diesen unauffälligen Abgang bat, der in seiner Art möglicherweise ebenso exzentrisch und unorthodox empfunden wurde, wie viele meiner Aktionen während meines Berufslebens. Gleichzeitig gab ich die e-mail-Adresse und meine Telefonnummern bekannt, unter denen ich zu erreichen bin, wenn es noch zu klärende Fragen geben sollte. Ich bin allerdings davon überzeugt, dass nichts und niemand vergessen habe.