Fortführung ungewiss

Der Jahreswechsel ist erfolgt und einige Würfel sind gefallen. Einer der wesentlichen Entschlüsse war die Aufgabe der Redaktionstätigkeit bei der Maintaler Seniorenzeitung zum Ende des 1. Quartals 2018. Was mich dazu bewegte, habe ich im vorangegangenen Artikel bereits dargelegt. Nun hatten wir unsere erste Redaktionssitzung im neuen Jahr und mein Entschluss ist allen bekannt. Die Reaktionen darauf waren interessant.

Nachdem es bereits im letzten Jahr gelungen war, den technischen Teil der Zeitung auf eigenständige Füße zu stellen und ich nur noch rein redaktionelle Aufgaben übernahm, scheint mein kompletter Rückzug aus der Zeitung als Problem angesehen zu werden. Das sehe ich ganz anders. Natürlich glich ich in den letzten Ausgaben die fehlenden Artikel infolge des Wegganges von 2 Redakteurinnen mit eigenen Artikeln aus, um zu vermeiden, dass noch mehr fremde Artikel und Eigenwerbung der Maintaler Verwaltung die Zeitung füllen, sah das aber nur als vorübergehende Zusatzlast an. Die Verstärkung, die im letzten Quartal 2017 zur Zeitung stieß, will jedoch nur auf bereits mehrfach veröffentlichte Eigenwerke zurückgreifen, deren Aktualität als zeitlos eingestuft werden kann. Das mindert nicht den Inhalt, ist aber gleichbedeutend mit der Nutzung einer Zeitung und nicht mit deren Gestaltung.

Mein Weggang erfordert einen Ersatz in Sachen Medienkompetenz, wobei nur die Grundzüge dieses Metiers gebraucht werden. Es geht um die Mischung des Inhalts jeder Ausgabe, deren wirkungsvolle Aufmachung und die organisatorischen Aufgaben, die für eine erfolgreiche Publikation benötigt werden. Da wir nun eine Buchverlegerin und Autorin in unseren Reihen haben, die nach ausführlicher Selbstdarstellung all diese Kompetenzen besitzen müsste, läge es nur noch am ehrenamtlichen Engagement. Genau das scheint noch nicht auszureichen, ebenso fehlt die für diese Aufgabe wünschenswerte Selbstlosigkeit. Doch das ist jedermanns Sache und die muss reifen. Als Prüfstein für die Bewertung des zukünftig zu erwartenden Engagements des Neuzugangs war die Reaktion jedoch sehr aufschlussreich.

Bei unserer Diskussion war auch zu erkennen, dass die Seniorenzeitung 60 AUFWÄRTS inzwischen einen hohen Stellenwert bei Personen genießt, die ihre Anliegen in die Fläche bringen wollen. Dadurch greift die Zeitung Themen auf, die man selten oder gar nicht in dieser Form in der Tagespresse lesen kann. Mir selbst ist das in unserer Maintaler pressetechnischen Unterrepräsentation ebenfalls ein Anliegen. So spielt auch zukünftig die Unabhängigkeit dieser Zeitung eine große Rolle. Fremde Artikel, die nur einseitige Sichten und die noch wie gängige Werbung vermitteln, wie man das ja aus den kostenlosen Wochenzeitungen und Werbepostillen kennt, stehen diesem Paradigma entgegen. Aus diesem Grund werden Redakteure gebraucht und weiterhin gesucht, die den nötigen Biss und das Können haben, gut zu recherchieren und diese Erkenntnisse aufzubereiten.

Etwas schwerer wird es werden, das zukünftig fehlende Infotainment zu ersetzen, das ich seit vielen Jahren praktiziere. Als Gegenposition zur heute üblichen übertrieben positiven Geisteshaltung und grenzwertiger Versachlichung bis hin zur Verwässerung setze ich auf Emotionen, um Botschaften zu senden, ohne die keine Veränderungen möglich wären. Die Satire ist eine der Techniken, um das Nachdenken anzuregen. Das einschläfernde "Es ist ja alles gut" habe ich bewusst ausgeklammert, weil Senioren ohnehin zu sehr eingelullert werden, weil die Seniorenbespaßung im Vordergrund steht.

Zu ausgewogenen Inhalten einer Zeitung, die Lesespaß erzeugen, gehören natürlich auch unterhaltsame Artikel, Geschichten, Satiren und andere Formen der Unterhaltung. Dafür müssen Redakteure absolut geeignet sein und auch den Sinn ihrer Aufgabe verstanden haben. Hier liegt das eigentliche Problem, denn genau diese Personen sind rar. Als Ausgleich könnten allerdings Gastbeiträge dienen, die jedoch aus eigener Feder stammen müssen und noch nicht x-mal veröffentlicht wurden. Dazu muss man auch kein offizielles Mitglied der Redaktion sein. Diese Gastschreiber müssen jedoch betreut werden.

Der Kern der bisherige Redaktion möchte also keinen Paradigmenwechsel und würde bei Gefährdung der Eigenständigkeit sogar ebenfalls die Mitarbeit aufkündigen. Die Maintaler Seniorenzeitung hängt nun an einem seidenen Faden und hat nur noch wenig Zeit, sich wieder zu stabilisieren. Gelingt das nicht, ist Maintal um eine Erfolgsgeschichte ärmer. Ich hoffe, dass es nicht soweit kommt.