Zum letzten Mal

Auch wenn wir jetzt erst Mitte September haben, so zeichnet sich bereits heute ab, dass weitere meiner Aktivitäten zum Jahresende endgültig zu Ende gehen. Alles hat nämlich seine Zeit. So stellte ich bereits vor vier Jahren die Kommentierung des politischen Geschehens in Maintal im Internet ein, stieg später aus der traditionellen Hochstädter Kreppelzeitung aus, renaturierte meinen großen Garten und verkaufte ihn, stellte die direkte Redaktionsarbeit bei der Maintaler Seniorenzeitung ein und nahm mich an vielen anderen Stellen zurück. Heute kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, all diese Aktivitäten zusammen immer noch bewältigen zu können. Trotzdem verspüre ich immer noch großen Druck und muss weiter abbauen. Die Zeit der folgenden Aktivitäten neigt sich deshalb jetzt ebenfalls dem Ende zu.

In der Maintaler Seniorenzeitung 60 AUFWÄRTS leitete ich die Erstellung des Layouts in andere Hände über und stellte vor einem Jahr auch die restliche Redaktionsarbeit  ein, lieferte allerdings für weitere 4 Ausgaben noch Gastbeiträge ab, die allesamt veröffentlicht wurden. Damit sollte der Übergang zu neuen Redaktionsmitgliedern abgefedert werden, denn man verlässt eine Sache nicht ohne eine Übergangsphase. Mit der Ausgabe Oktober bis Dezember 2018 geht nun auch dieses Engagement zuende.
Wie ich leider registriere, wurde bisher kein adäquater Ersatz für das Schreiben interessanter Artikel gefunden. Nun schreiben nur noch zwei Autorinnen und eine Gastautorin für die Seniorenzeitung. Der Rest der Artikel sind Konserven verschiedenster Organisationen, die schon an anderen Orten veröffentlicht wurden. Von wirklicher Seniorenpower ist bei der Redaktion keine Spur mehr festzustellen. Die Werte, die zuvor sehr engagiert hoch gehalten wurden, weichen pragmatischen Zwecken der Veröffentlichung und leichter Schreibarbeit.  Diese Entwicklung ist schade, offensichtlich jedoch nicht zu ändern. Vielleicht steigt ja ohne meine Gastbeiträge jetzt endlich der Druck auf die Zeitungsmacher und die Ehrenamtsagentur, eine besondere Aktion zur Wiedererstarkung der Redaktion zu starten.

Mit der nächsten Aktivität liegt der Fall anders. Seit 2003 engagiere ich mich als Mentor, Autor und Kulissenbauer für das Maintaler Kabarett MIKROKOSMOS, das inzwischen aus der Maintaler Kulturszene nicht mehr wegzudenken ist. Als Autor muss man stets in der Mitte des Geschehens sein, das man in Programmen thematisiert. Aus verschiedenen Gründen musste ich mich jedoch von vielen Schauplätzen zurückziehen, wodurch ich zunehmend die Nähe zur Aktualität verlor. Parallel dazu entwickelten sich die übrigen Autoren der Kabarettsketche hervorragend und füllen das Programm mit sehr guten Stücken. Meine Themen und Ansichten verlieren zunehmend an Interesse, weil sie jetzt verstärkt "retro" rüberkommen. Das merkt man an der ausbleibenden beratenden Inanspruchnahme und dem Umgang mit meinen Sketchen, die teilweise widerwillig und lustlos umgesetzt werden, ohne deren Kern zu begreifen. So entstehen bei den ersten Proben lustlose Überlängen, die wir uns im Programm nicht leisten können. Letztendlich führt auch das jährliche Überangebot dazu, dass solche Sketche dann herausgenommen werden.
Das birgt nun die Chance des kompletten Übergangs zur Verjüngung, zur Weiterentwicklung des Ensembles, aber auch des persönlichen Rückzuges. Vor einigen Jahren beendete ich bereits meine Auftritte, weil ich privat zu problembeladen und nicht mehr locker war. Es hätte dem Bühnengeschehen nur geschadet, wenn ich mich nicht zurückgezogen hätte. Da ich sehr am Kabarett hänge, zählt für mich nur der Gesamterfolg, für den ich aber jährlich zu viel Zeit opferte.
Mit dem letzten Umbau des Bühnenbilds, der letzten Spielzeit 2018 und dem Abbau der nochmals umgestalteten Bühne 2018 werde ich das Kabarett in meiner bisherigen Funktion hinter mir lassen, mich vielleicht anderen Themen zuwenden und mich nach den persönlichen Bedürfnissen meiner aktuellen Lebensphase ausrichten.

Mit dem Verwaltungsbeirat unserer Immobilie gibt es noch einen Schauplatz, den ich gern endgültig verlassen möchte. Im nächsten Frühjahr endet die offizielle Amtstzeit und es stehen Neuwahlen an. In den letzten zwei Jahren stellte ich mit passenden Regelungen die Weichen für einen äußerst effektiven Beirat, indem ich das Aufgabenspektrum verbindlich fixierte und von den Eigentümern absegnen ließ. Während der Sanierung unserer Immobilie setzte ich sie sehr erfolgreich für die Gemeinschaft um. Momentan sehe ich noch keinen adäquaten Nachfolger, der das Amt in gleicher Qualität und im gleichen Geist fortführen würde. Sicherlich registriere ich die Bereitschaft, doch habe ich aus gutem Grund Bedenken hinsichtlich der zu erwartenden Uneigennützigkeit und Integrität möglicher Kandidaten, die für dieses Amt Grundvoraussetzung sind. So ist es noch offen, ob ich weiterhin für das Amt zur Verfügung stehe. Bis ein verantwortungsvoller Übergang gewährleistet ist, werde ich wohl weiter als Beirat fungieren, wenn mich die Eigentümer wählen.

Der Rückzug auf nahezu allen Gebieten ist natürlich problematisch, denn man rückt damit weg vom aktiven Leben, das man bisher schätzte und mitgestaltete. Mangels aktivem Mitwirken muss man dann mit ansehen, was rundherum geschieht. Das führt dazu, dass man die sich permanent verändernden Verhaltensweisen der bisherigen Mitstreiter nur aus einiger Entfernung ansieht und darüber urteilt, ohne darauf einzuwirken. Genau das ist aber das Problem im Alter, denn die Maßstäbe, die man anlegt, verändern sich nicht mehr, man will jedoch an ihnen festhalten, weil man deren Werte schätzt. Wie weit man sich also ausklinkt, muss gut überlegt sein.