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Lokales Kabarett

MIKROKOSMOS 2012

 

Veranstaltungsbericht

aus dem Evangelischen Gemeindehaus

in Maintal-Hochstadt

 

Veranstaltungen vom

20. und 21. Oktober sowie von

26. und 27. Oktober 2012


Das MIKROKOSMOS-Programm 2012 "E stark Stück" entsprach genau dem Motto, das zumindest war die Einschätzung des Publikums an allen vier Veranstaltungen. Die Vierzehn Akteure setzen die Sketche perfekt um und die Programmverantwortlichen konnten mit der gekonnten Verknüpfung aller Programmteile sehr zufrieden sein.

 

Obwohl in der Vorbereitung darauf geachtet wurde, dass die beiden Programmhälften jeweils exakt 60 Minuten lang sein sollten, sorgten erneut die oft lang anhaltenden Publikumsreaktionen für deutliche Verlängerungen, so dass das Programm ohne Pause insgesamt ca. 30 Minuten länger dauerte. Dennoch verflog die Zeit wie im Flug und die Besucher bereuten keine einzige Minute.

 

Auch in diesem Jahr sorgten die Mikrokosmonauten für Verwirrung, denn im Foyer und auf der Bühne waren etliche Überwachungskameras installiert worden, die im Programm eine Rolle spielen sollten. So waren die Besucher bis zum Programmbeginn beschäftigt und die Wartezeit verging problemlos.

 

Auch in diesem Jahr dürfte MIKROKOSMOS wieder viele neue Fans gefunden haben und der Ruf nach weiteren Veranstaltungen könnte im nächsten Jahr die Folge sein. Zumindest wird der Kartenverkauf wieder hektisch werden.

 

Die Auftritte 2012 waren gleichzeitig mein persönlicher Abschied von der Kabarett-Bühne.

 

Klaus Klee

 

Zu Beginn warten die Mikrokosmonauten stets mit einer Nummer auf, an der alle Akteure beteiligt sind. Das ermöglicht einen besseren Einstieg und das neue Publikum hat die Gelegenheit, die Akteure in ihrer Gesamtheit kennen zu lernen. Für die Mikrokosmonauten ist es ein erster Test, "wie gut heute das Publikum ist".  Erstaunlicherweise ändern sich die Gegebenheiten von Aufführung zu Aufführung und man muss sich immer wieder darauf einstellen. 

In diesem Jahr wurden auf der Bühne die Drängeleien bei der Saalöffnung und die Gespräche vor der Tür (Überwachungskameras!!) persifliert. Bekannt- lich haben die Besucher freie Platzwahl. Wie gewöhnlich füllt sich die erste Reihe erst ganz zum Schluss. Die Frage, wie stark die Politik im Programm vertreten sei, wurde unterschiedlich beantwortet, um die Erwartungshaltung zu steigern. Natürlich wurde auch der fast jährlich veränderte Kartenverkaufs- Modus auf die Schippe genommen. Zum Schluss kam wie immer die Frage, wann es denn los gehe. Mit "Genau jetzt!" räumten die Akteure wieder die Bühne und das Spektakel konnte beginnen.

 


Die Begrüßung nahm in diesem Jahr Nina Walzer-Stein in martialischer Verkleidung, jedoch in sehr charmanter Weise vor. 

Sie war als Saalöffnerin mit Football-Helm und Protektoren bewaffnet, weil die Drängelei am Eingang angeblich immer so gefährlich sei. Mit Kurzanweisungen stimmte sie die Besucher auf das ein, was da kommen sollte.


Die Bürger staunen oft, mit wie viel Einfallsreichtum der Schilderwald auf den Straßen wächst und sie machen sich so ihre Gedanken, wie das wohl pasiert. Genährt wurden entsprechende Vermutungen durch die Außendienstmitarbei- terin eines Schilderherstellers (Gisela Jeske) und den Schilderbeauftragten  der Stadt (Colin Stein) sowie deren Dialog über ein Sonderangebot, das 60 neue Schilder für Hochstadt umfasse. Dabei wurden auch die vielen neuen Schilder und zusätzlichen Fahrbahnmarkierungen für Radfahrer sowie die braunen Altstadtschilder aus der Wassermann-Zeit gegeißelt. Ob Halteverbote oder Warnschilder vor Piraten - zum Schluss konnten wirklich alle 60 Schilder untergebracht werden. Ein Vorgang, der in Maintal von vielen Besuchern als durchaus realistisch eingeschätzt wurde.


Szenenwechsel!

 

Ein Deutscher (Stefan Lohr) trifft auf einen italienischen Eisverkäufer (Johannes Matthias), der partout meint, die Deutschen seien keine Siegertypen. Es entbrennt eine Diskussion, bei der der Italiener immer stärker die Oberhand gewinnt. Welche Argumente der Deutsche auch immer bringt, sie werden vom Italiener widerlegt. Fußball, Rennsport, Merkel/Berlusconi, alles musste als Argumentation herhalten. Zum Schluss kommt der Deutsche zur Erkenntnis, dass er mit seinem Sohn viel mehr „Mensch ärgere dich nicht“ spielen muss, weil dieser dann über das Verlieren hinweg ein Siegertyp werden kann. Wer siegen will, muss nämlich auch verlieren können. Beide Charaktere wurden sehr gut herausgearbeitet und das Publikum hatte seinen Spaß.


Mit kurzen Zwischenstücken wurden die Umbau- phasen überbrückt. Spätestens hier wurden die Besucher auf die Überwachungskameras auf- merksam, die am Bühnenbild und im Foyer installiert waren.

 

Im Verlauf der Zwischenstücke fand eine Passantin (Isa) einen 50-Euro-Schein, den sie an sich nahm. Später kam ein zweiter Passant (Johannes Matthias) und suchte seinen Geldschein.

Dazwischen erläuterten die Sicherheitsmitar- beiter (Klaus Klee, Helmut Roog und Stefan Lohr) in separaten Szenen, was sie sonst noch beobachtet und dokumentiert hatten. 

Am Ende der amüsanten Serie klärten die beiden Passanten auf, dass sie ein Ehepaar seien und - ohne es voneinander zu wissen - einer dem anderen den Geldschein abluchste. Auch solche Sachverhalte lassen sich mit Überwachungskameras mühelos klären.

 

Der Running Gag galt dem allgemeinen Überwachungswahn in Städten.

 

 


 

Nun ging es in der Kindertagesstätte "Zappelliese" weiter. Eine Moderatorin (Nina Stein) konferierte direkt aus der Kita mit der Außenreporterin (Gisela Jeske), in der Kinder (Katja Welsch und Frank Walzer) herumtobten.

 

Nach der Privatisierung sei man zum Drei-Schicht-Betrieb übergegangen, das ein echtes Refinanzierungsmodell sei. Zusammen mit der elterlichen Nachtschicht käme man so auf vier Kinder pro Kita-Platz.

 

Mit dem Sketch wurde die Kita-Misere recht gut aufgearbeitet.


Mit einer Wohnungsauflösung befassten sich Ehemann (Klaus Klee) und dessen Gattin (Angela Cercas). Er telefonierte unermüdlich mit gemeinnützigen Organisationen und An- und Verkäufern, um die gut erhaltenen Möbel der Eltern los zu werden. Die Ehefrau favorisierte jedoch immer wieder, "beim Spahn einen Container zu bestellen", während er bessere Verwendungen im Sinn hatte.

Zum Schluss waren alle Bemühungen erfolglos und die Möbel landeten doch im Container. Beim Sketch führten die überaus echt wirkenden ehelichen Verhaltens- weisen zu starken Publikumsreaktionen, weil man sich darin irgendwie wieder- erkannte. Der Ehemann war sich des Mitgefühls der Männer sicher, die Frauen hatten ihren Spaß am Eiertanz des ach so erfolglosen Ehemannes.


Ein weitere Art der Zwischenstücke waren zwei kleine Monologe, die sich am Fenster abspielten. Angela Cercas unterhielt das Publikum mit kauzigen Sprüchen als Tratschtante vom Dienst. Sie klärte u.a. darüber auf, wie die Formel für's "Weitersagen" von Gerüchten heißt:

"Behalt's für dich - von mir hast'de des net!"

Natürlich spielten die Überwachungskameras eine große Rolle und sie genoss es, dass sie "im toten Winkel" sei. Dabei verriet sie auch, wie man die Kameras umgehen könne, wenn die Paketpost kommt oder der Ehemann Getränke holt.

 

Viele Zuschauer freuten sich über die Begegnungen am Fenster, auf die sie im letzten Jahr vergeblich gewartet hatten. Kult ist Kult!


Danach war wieder Lokalpolitik angesagt.

 

Im Sketch "Drei Flexible" (Frank Walzer, Johannes Matthias und Pia Jost) mutierten Freizeitpolitiker von Freien Maintalern über Grüne, Alternative, WAM-Mitglieder zu Piraten, die letztendlich alles hinschmeißen. Der aktuelle Bezug war unverkennbar.

 

Im immer gleichen Sprechgesang und entsprechend wechselnden Parolen vergackeierten sie den politischen Sinneswandel um des Einflusses willen und brachten das Thema kurz und bündig auf den Punkt. 

 

Das Publikum war begeistert und nachdenklich zugleich. 


Brigitte Rosanowitsch-Galinski referierte in beeindruckender Manier über die Altersarmut und sprach dabei vielen Besuchern aus dem Herzen.

 

Gerade, weil man mit einem solchen Sketch keine Jubelstürme und Lacher ernten kann und das gemischte Publikum recht unterschiedliche Erwartungen an das Programm hat, ist es schwer, durchweg Aufmerksamkeit zu erzeugen. Mit ihrer ganz besonderen Art, die Menschen direkt anzusprechen, war der von ihr erarbeitete Sketch inhaltlich und in der Ausführung ein absolutes Highlight.


Wer kennt nicht die Radioreklame der Firma HÖHL um

"das Geheimnis der Kaltvergärung des Alten Hochstädter Apfelweins"?

 

In der MIKROKOSMOS-Version verhinderte der an den richtigen Stellen eingespielte nervende Fluglärm, dass das Geheimnis gelüftet werden konnte. So sehr sich die Reporterin (Silvia Koffler) mit einer Passantin (Gisela Jeske), einem Passanten (Helmut Roog), dem Keltermeister (Stefan Lohr) und einem städtischen Arbeiter mit Laubsauger (Frank Walzer) auch abmühte, der Fluglärm verhagelte ihr das Interview. Auch als der stürmisch vom Publikum gefeierte "Ferdi" (Klaus Klee) erschien und das Geheimnis tatsächlich lüftete, war es wieder nicht zu verstehen.

 

Fluglärm in Maintal - wirklich ein absolutes Ärgernis!

     

BILD-Chefredakteur Dickmann war beim nächsten Sketch die Zielscheibe. In seiner Verantwortung entstehen jeden Tag fetzige Schlagzeilen. Dickmann (Johannes Matthias) lässt sich von seinem schleimigen Sekretär (Colin Stein) und einer Bürobotin (Angela Cercas) die Schlagzeilen-Auswahl des Tages vortragen, die er allesamt negiert. Am Ende entscheidet sich Dickmann für die "Titten" auf der ersten Seite und einen taffen Portugal- Spruch. Treffender hätte man es nicht bringen können. Die Zuschauer waren begeistert.


Szenen einer Ehe packten Brigitte Rosanowitsch-Galinski und Klaus Klee in ihrem Vortrag "Ehe-Poesie" an, den sie als "moderne Lyrik" verstanden wissen wollten. Während sie mit korrekt lyrischem Versmaß die Position einer treuen Ehefrau vortrug, platzte er nach jedem Vierzeiler mit gereimten Machosprüchen dazwischen und entlarvte sich damit als Filou, der stets immer auf der Suche war. Er verstieg sich in der Feststellung: "Wenn's noch mal klappt mit jungen Damen, will ich nicht sparen mit dem Samen". Sie meinte dazu: "Und ist der Hund erst nicht mehr läufig, bellt er auch nicht mehr so häufig!" Am Ende des Vortrags wollte er wissen, wie es nun weiter geht. Sie meinte: "Morgen ist unsere Silberhochzeit, Schatz, vergiss das nicht...!"

   

Im Jahr 2012 wurde Maintal vom Zirkus Monti heimgesucht. Im Frühjahr besetzte er auch noch den PR-Parkplatz am Bahnhof Ost. Die ratlosen Autofahrer parkten wild im Umfeld und wurden von der Polizei verwarnt. Gisela Jeske, Brigitte Rosanowitsch, Silvia Koffler und Stefan Lohr stritten im Sketch "Immer Zirkus mit dem Zirkus" heftig um den unhaltbaren Zustand. Der erzürnte Autofahrer drohte zum Schluss an, aus den Zirkusleuten Zigeunerschnitzel machen zu wollen. Die Besucher nahmen's mit Humor.


Einer der Höhepunkte des Programms war der Monolog mit dem Titel "Meine Generation", der von Frank Walzer vorgetragen wurde. Er brachte die Entrüstung "seiner Generation" über die von "Ihrer Generation" zu verantwortenden Zustände derart überzeugend rüber, dass an einem der Veranstaltungstage von Senioren, die den Sinn des Stückes falsch interpretierten, lauter Protest zu hören war. Die von Frank Walzer aufgestellten Behauptungen trafen jedoch exakt den Kern des Problems und wurden vom Publikum mit stürmischem Applaus bedacht. So komprimiert und differenziert war das Thema vielen Anwesenden noch nie klar gemacht worden. 

Eine rhetorische Meisterleistung ersten Ranges!


"Beim Bartputzer" fanden sich der Bürgermeister (Stefan Lohr), ein weiterer Kunde (Helmut Roog) und natürlich der Friseur (Klaus Klee) ein. Die Gespräche drehten sich natürlich um die Kommunalpolitik des Bürgermeisters und seiner Partei. Themen wie die Sportstätte in der grünen Mitte, Grundsteuererhöhung, Gewerbesteuer und Straßenbeitragssatzung spitzen sich während der Rasur des Bürgermeisters mit der Schärfe des Rasiermessers zu. Kam die Klinge empfindlichen Stellen zu nahe, zog es der Bürgermeister vor, die jeweilig diskutierte Sache abzublasen, was vom wartenden Kunden mit "Na also, geht doch!" kommentiert wurde. Als die Besucher die Systematik des Dialogs erkannten, stimmten sie speziell in diesen Satz mit ein. Irgendwie entsprach das Vorgeführte in etwa der Realität, denn wenn es ernst wird, lenkt unser Bürgermeister tatsächlich stets ein, ohne die Sache jedoch aus dem Blick zu verlieren. Aus diesem Grund war auch mehrmals von "hintenrum" die Rede. Das Publikum war entzückt, denn die Akteure liefen dabei zu großer Form auf.

 

         

Drei junge Damen (Gisela Jeske, Silvia Koffler und Pia Jost) trafen sich beim nächsten Sketch im Café um die Ecke und wurden bereits vom anfangs freundlichen, später zunehmend genervteren Ober (Klaus Klee) empfangen. Die Unentschlossenheit der Drei drückte sich in immer wieder geänderten Bestellungen aus. Als die Bestellung endlich klar war, wurde auch noch "getrennte Rechnung" gewünscht. Ehe das Bestellte jedoch serviert wurde, wollten die quirligen Damen das Café verlassen, worauf sie der Ober erfolglos zur Rede stellte. Die witzig zelebrierte Szene war allerdings sehr realitätsnah, wie man sie auch im echten Leben immer wieder erleben kann.


Einbrecher im Rathaus, das ist eine fast alltägliche Situation in Maintal. Viele Bürger fragen sich, was wegen der Verschuldung dort eigentlich zu holen sei. Die beiden Einbrecher (Colin Stein und Frank Walzer) öffneten den mit einer Zahlenkombination gesicherten Tresor und fanden dort nur Zettel mit Zahlen vor. Schnell wurde klar, dass es der Schatz des Kämmerers ist, der sich stets weigert, die Zahlen herauszugeben. Alle Zahlen waren ohne Bezug im Tresor hinterlegt, wodurch offensichtlich niemand mehr etwas mit den Zahlen anfangen kann. So nahmen die Einbrecher wenigstens einen Bembel mit.


Eine Naturschützerin (Brigitte Rosanowitsch) und ein Landwirt (Helmut Roog) setzten sich im Sketch "Natur über alles" aus- einander. Zunächst kam es zu kontroversen Meinungen über Windräder, Krötenwanderungen, nachwachsende Rohstoffe und weidende Urbüffel. Als der Ortslandwirt jedoch witterte, welche Chancen sich für ihn bieten und so manches Stück seiner Ländereien gut verkauft werden könnte, näherten sich die beiden an, denn "Getreide kann man ja auch importieren". Ökologisches und nachhaltiges Denken wurden dabei gewaltig verbogen, wie man das ja landläufig kennt.


Mit einer musikalischen Nummer wartete Colin Stein in der Rolle 

"der Absolvent" auf. 

 

Das Studium als Erfolgsrezept derjenigen, die nicht mit einem praktischen Beruf vorlieb nehmen wollen, führt zu einem Überangebot an Absolventen, die vom Bachelor zum Master weiterstudieren müssen, um überhaupt eine Chance zu haben. Das Thema war schlichtweg die falsche Bildungspolitik und das Bestreben der jungen Generation, nur mit anerlerntem Wissen Karriere zu machen. Als Alternative bot der "Absolvent" Hartz IV an. Damit befand sich der ehemals Elitäre allerdings plötzlich auf der Ebene der Opfer des Arbeitsmarktes, sowie derjenigen ohne einen ordentlichen Schulab- schluss. Eine Nummer, die zum Nachdenken anregte.


In die Welt der Formel 1 versetzten Niki Lauda (Frank Walzer) und der Moderator (Johannes Matthias) das Publikum. Vor dem lauten  Hintergrund der Rennszene meldeten sich die beiden aus Damaskus, wo der "Große Preis von Syrien" ausgetragen wurde. Sie ließen den Sport hoch leben, auch wenn die politischen Verhältnisse störten. Kurios war die Einstellung Laudas zu den "unattraktiven Boxenludern in den alten Säcken" und dem  in muslimischen Regionen bei der Siegerehrung üblichen Rosenwasser. Vielleicht würden in einer Safety-Car-Phase vor der Haupttribüne Oppositionelle ausgepeitscht werden. Zum Schluss wollten die beiden die Zuschauer nicht weiter auf die Folter(!)  spannen und meldeten sich von der Rennstrecke ab. Mit dem Sketch wurde das unsensible politische Verhalten des Formel 1-Zirkusses thematisiert, der auch in totalitären Staaten gastiert. Frank Walzer setzte den Typ "Niki Lauda" sprachlich und beide von der Gestik und Mimik her die Herausforderung sehr gut um. 


Das betagte, aber überlastete Nokia-Handy (Katja Welsch) und das supermoderne, jedoch völlig unterforderte SAMSUNG-Handy (Pia Jost) trafen sich an der Ladestation im Wohnzimmer und tauschten im Sketch "Smartphones" ihre Erfahrungen aus. Nokia hatte unter den Gewohnheiten der Tochter des Hauses zu leiden und befürchtete, schon früh kaputt aus dem Verkehr gezogen zu werden. SAMSUNG gehört dagegen dem Hausherrn, der es nur benutzt, wenn er angerufen wird. So blieben viele seiner Möglichkeiten völlig ungenutzt. Die Fürsorge zueinander war rührend und so mancher Elternteil konnte die Befindlichkeiten der Handys nachvollziehen. Auch wenn die Nummer urkomisch wirkte, steckten einige tiefe Erkenntnisse im Sketch, die wahrscheinlich gut in Erinnerung bleiben.


Im Fernsehen werden immer wieder Personen hinter Leinwänden präsentiert, deren Identität nicht preisgegeben werden soll. Moderatorin (Gisela Jeske) interviewte einen V-Mann des Verfassungsschutzes (Johannes Matthias) und deckte dabei unglaubliche Verstrickungen auf. Der sächselnde V-Mann legte offen, die FDP sei total unterwandert und nun seien die V-Männer sogar in der Regierung. Sie verdankten das den antrainierten marktradikalen Sprüchen. Damit hätten sie es bei der letzten Wahl sogar auf fast 14 Prozent gebracht, so dass sich die Merkel mit ihnen einlassen musste. Der Gipfel sei "Philipp Rösler alias Sascha, alias Jacqueline" und er prophezeite, dass eine Bombe platzt, wenn er sein größtes Geheimnis offenbart.


Opa und Enkel führten ihren alljährlichen Disput. Enkel (Colin Stein) nimmt Opa (Helmut Roog) auf die Schippe, weil er einen Artikel fürs Blättche über den letzten Wanderausflug schreibt. Schließlich würde man alle paar Tage solche Berichte lesen, die nun wirklich nichts zu bieten hätten. Ob man vom Weg abgekommen sei oder besonders dicke Schnitzel gegessen habe, sei doch uninteressant. Opa solle sich lieber um Familie und Enkel kümmern. So sei zum Beispiel Enkels Zimmer zu renovieren. Dabei könne Opa doch helfen! Farbe und Pinsel stünden schon bereit und Opa könne bereits anfangen. Bei so viel treuherziger Unverschämtheit musste auch Opa passen. Es blieb nur eine kleine Hoffnung, dass der Enkel noch rechtzeitig mithilft, ehe das Zimmer fertig ist. Opa ist halt doch der Beste!


Eine Komapatientin (Brigitte Rosanowitsch) wird nach ihrem Aufwachen von der behandelnden Ärztin (Isa) durch die Klinik geführt und mit den Veränderungen der letzten 20 Jahre vertraut gemacht. 

Den Zuschauern wurde auf eindrucksvolle Weise bewusst, was sich so alles in den letzten 20 Jahren veränderte. Erhard Rohrbach, dem man zutraute, dass er Maintals Finanzen in Ordnung bringen kann, sei trotz gegenteiliger Erfahrung immer noch Bürgermeister, ein Schwuler sei Außenminister und der Vize-Kanzler ein vietnamesisches Flüchtlingskind, Kanzlerin eine ostdeutsche Protestantin und ehemalige FDJ-Funktionärin, ein Schwarzer amerikanischer Präsident und Gottschalk Mitarbeiter von Dieter Bohlen etc. 

Wie sehr sich alles verändert hat, merkte man, als die Komapatientin nach einem Kaffee verlangte. Die riesige Kaffee-Auswahl war unglaublich...!


Nix fortwerfe' könne', das ist das Problem des Seniors (Helmut Roog), der im Keller inmitten seiner Schätze sitzt und erklärt, warum er sich nicht davon trennen kann. Ob es die alten Schlittschuhe von 1860 sind, mit denen der Urururgroßvater auf dem zugefrorenen Altarm des Mains fuhr oder der uralte Zylinder in seiner antiken Hutschachtel oder gar der riesige, als Spieldose gestaltete Christbaumständer, der pausenlos seine 5 Weihnachtlieder spielte - zu allen Gegenständen kannte er die Geschichte. Er habe ja nur so viel, weil er auch alles aufhebe, was er erbe. Man bräuchte etwas erst, wenn man es fortgeworfen habe. So hätte er alles, aber er bräuchte es nicht. Dieser Logik konnte man nichts entgegensetzen.


Anke (Pia Jost), Birgit (Nina Stein) und Geli (Angela Cercas) sitzen am Strand und langweilen sich. Die quirlige Anke möchte die Anderen zu Allerlei animieren, was Birgit immer wieder stereotyp mit "gute Idee" unterstützt. Geli fällt sofort durch ihre immer wiederkehrende Feststellung "das hammer ja noch nie gemacht!" auf. Wenn es konkret wird, schiebt sie generell nach "dann definiere mal.....", was wohl als Ideenkiller fungieren sollte. Der Sketch war eine gekonnte Persiflage auf langweilige Weiber, wie man sie immer wieder (nicht nur im Urlaub) trifft. Als Anke frustriert meinte, "Ihr macht mich fertig!", konterten die beiden anderen mit "Das hammer ja noch nie gemacht!"


Soloeinsatzkraft "SEK-Kollerer" (Stefan Lohr) von der Freiwilligen Feuerwehr stand locker bekleidet - aber einsatzfähig - am Grill und sprach mit Kindern, die sich für den Maintaler Brandschutz interessierten. Für Nachschub am Grill sorgte seine Frau, die auf den Kosenamen "Streichhölzchen" hörte, (Angela Cercas) und ihm auch das Telefon reichte, als der Karl in der Leitung war. Dieser hatte ein Problem mit einem Feuer in der Wohnung, worauf er den Tipp bekam, einfach einen Eimer Wasser mit Schwung auf das Feuer zu schütten. Später stellte es sich heraus, dass die Friteuse gebrannt hatte. "Das war dann nicht so gut...", meinte SEK Kollerer und riet, sich langsam vom Brandherd zurückzuziehen, er käme gleich nach dem Grillen...! Die Sache eskalierte immer mehr, während er den Kindern mit einfachen Worten erklärte, was gerade geschah. Die Szene war an Komik nicht zu überbieten. Den Besuchern standen die Tränen in den Augen. Mit Komik war überspitzt thematisiert worden, wohin Einsparungen beim Brandschutz führen können. Echt bittere Tropfen auf Zucker, perfekt verabreicht!


Mit einer fiktiven Bombenentschärfung, an der das gesamte Ensemble teilnahm, ging das Programm zu Ende. Noch einmal musste der Feuerwehrmann (Stefan Lohr) ran, der von der Gruppe mit Rat und Tat unterstützt wurde. Die Sache spitzte sich immer mehr zu. Am Ende war nur noch ein Draht durchzupetzen. Als auch das geschafft war, knallte ein Sektkorken und "Stefan" konnte jubeln. Damit war endgültig Schluss, doch die Botschaft war klar: "Wir kommen wieder, keine Frage!"

Einer wird im nächsten Jahr jedoch nicht mehr auf der Bühne dabei sein. Während der Absage wurde ich offiziell aus dem Kreis der Akteure verabschiedet und man überreichte mir die Goldene Eintrittkarte auf Lebenszeit. So ganz werde ich jedoch nicht von der Bildfläche verschwinden, denn ich werde bei Bedarf weiterhin Stücke schreiben, die diese tolle Truppe bravorös umsetzten kann. Was kann es Schöneres geben, als ein so toller Erfolg bei der Abschlussvorstellung!

 


 

MIKROKOSMOS 2012

 

Obere Reihe v. l. n. r.:

Pia Jost

Wolfgang Schäfer

Colin Stein

Markus Koch

Stefan Lohr

Fabian Dimter

Helmut Roog

Katrin Koffler

Stepahnie Melzer

 

Mittlere Reihe v. l. n. r.:

Gisela Jeske

Frank Walzer

Katja Welsch

Brigitte Rosanowitsch-Galinski

Kevin Klyn

David Sessner

 

Untere Reihe v. l. n. r.:

Silvia Koffler

Johannes Matthias

Nina Walzer-Stein

Angela Cercas

Klaus Klee

 

Nicht im Bild:

Isa

Samantha Klyn

Patrick Vanderstap

Christian Klyn

Legende:          Akteure - Bühnenmannschaft - Licht/Ton - Soufleusen - Kamera

 

Der Bericht wurde verfasst von Klaus Klee

 

Die Fotos auf dieser Seite sind von Kalle 

superknipsi@t-online.de 

von Martin Walzer und von Klaus Klee

 


 

 

 

            am 22.10. 2012