Bündelung von Fähigkeiten

Gemeinschaften, wie Vereine, Interessengruppen oder Hausgemeinschaften betehen aus Menschen, die unterschiedliche Fähigkeiten haben. Das Besondere an gut funktionierenden Gemeinschaften ist die Bereitschaft, seine Fähigkeiten in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen, aber auch die Gemeinschaft vor seinen eigenen Schwächen zu verschonen. Gelegentlich habe ich jedoch das Gefühl, dass sich manche Mitmenschen selbst nicht richtig einschätzen können.

Wo hört die Unfähigkeit auf und wo beginnen Fähigkeiten?

Mit einer vernünftigen Portion Intelligenz und der Fähigkeit zur Selbsteinschätzung müsste sich eigentlich jeder diese Frage einigermaßen richtig beantworten können. Die Frage ist nur, wie peinlich Unfähigkeit ist, die man mit vorgetäuschten Fähigkeiten übertünchen will. Eine Gemeinschaft merkt bei einer kritischen Prüfung allerdings sehr schnell, wie solche Fähigkeiten eingeschätzt werden müssen.

Es gibt für Fähigkeiten mehrere Stufen:

- Man kann bezüglich einer Aufgabe absolut nichts und ist deshalb unfähig,
- man glaubt, etwas zu können,
- man täuscht vor, etwas zu können,
- man kann etwas, weil man es fundamentiert gelernt hat und
- man kann infolge erfolgreichen Könnens mehr, als man im speziellen Fall braucht.

Zusatzwissen kann gezielt erworben werden

Bei komplexen Problemen gibt es Teilprobleme, zu denen zusätzliches Wissen erforderlich ist, um richtig entscheiden zu können. Liegt dieses Wissen nicht vor, kann es erworben werden. Holt man sich dieses Wissen allerdings von Personen ein, die kaum mehr wissen als man selbst oder gar noch weniger, dann ist das nicht hilfreich.

Man kann Fachwissen auch einkaufen, indem man zum Beispiel für ein Sanierungsprojekt einen Bausachverständigen bestellt, der all das weiß und später umsetzt, was zur Gesamtproblematik mit allen Nebenschauplätzen gehört. Manche Teilprobleme lassen sich aber auch mit Fachleuten aus dem direkten Umfeld klären. Nur wenn alles wirklich brauchbare Wissen gebündelt wird, ist ein Projekt richtig geplant, wird zweckmäßig begleitet und kann zielführend umgesetzt werden.

Bündelung des Wissens und der Fähigkeiten im direkten Umfeld

Was jemand weiß und kann, belegen erfolgte Aktionen der Vergangenheit. Für manche präsenten Fähigkeiten fehlen solche Belege, weil sich Personen des direkten Umfelds bedeckt hielten oder nicht bereit waren, ihr Können zu offenbaren. Das ist sehr schade, denn privates Engagement kann Werte erhalten, Nutzen steigern, Lebensqualitäten erhöhen und Kosten senken.

Eine einfache Art, dies herauszufinden, ist das kurzzeitige Übertragen einer Klärungsfunktion oder eines Amtes an Personen, die sich geradezu darum reißen. In Eigentümergemeinschaften sind Ausschüsse für bestimmte Vorhaben und der Verwaltungsbeirat gute Bewährungsproben. Mit der Qualität der dann abgelieferten Leistungen wird schnell klar, welche Fähigkeiten und welche Defizite vorliegen und welche Konsequenzen daraus resultieren.

Das Problem besteht nun darin, dass es Betroffene oft nur schwer akzeptieren, wenn sie absolut ungeeignet sind. Werden Vorgehensweisen sogar gestoppt, so, wie man eine Notbremse zieht, wird das gezeigte Unvermögen thematisiert und der Betroffene zeigt dennoch keine Einsicht, wirkt sich das wie ein Verstärkung der bereits gewonnenen Eindrücke aus. Anstelle betreten in sich zu gehen und zu merken, dass man sich selbst überschätzte, wird leider allzu oft an den ungeeigneten Eigenschaften und Verhaltensweisen festgehalten. Korrekturen sind jetzt absolut nötig. Das durch Unfähigkeit belästigte Umfeld nimmt dann diese Korrekturen vor. Jedem so, wie er es verdient!

Zur stringent durchgeführten Korrektur sind alle Beteiligten gefragt, damit sich ein unhaltbarer Zustand  dauerhaft verändert. Zur Bündelung des Wissens gehört allerdings auch das Wissen, wer was nicht kann. Mit dieser Einstellung gehe ich in die nächste Eigentümerversammlung einer meiner Objekte.